Sämtliche Dramen
sein. Geh, du Ding, du!
Wirtin
. Sag, was für ein Ding? was für ein Ding?
Falstaff
. Was für ein Ding? Ei nun, ein Ding, wofür man Gotteslohn sagt.
Wirtin
. Ich bin kein Ding, wofür man Gottes Lohn sagt, das sollst du wissen. Ich bin eines ehrlichen Mannes Frau, und deine Ritterschaft aus dem Spiel, du bist ein Schuft, daß du mich so nennst.
Falstaff
. Und deine Frauenschaft aus dem Spiel, du bist eine Bestie, daß du es anders sagst.
Wirtin
. Was für eine Bestie? Sag, du Schuft, du!
Falstaff
. Was für eine Bestie? Nun, eine Otter.
Prinz Heinrich
. Eine Otter, Sir John! Warum eine Otter?
Falstaff
. Warum? Sie ist weder Fisch noch Fleisch, man weiß nicht, wo sie zu haben ist.
Wirtin
. Du bist ein unbilliger Mensch, daß du das sagst; du und jedermann weiß, wo ich zu haben bin, du Schelm, du.
Prinz Heinrich
. Du sagst die Wahrheit, Wirtin, und er verleumdet dich aufs gröblichste.
Wirtin
. Ja, Euch auch, gnädiger Herr, und er sagte neulich, Ihr wärt ihm tausend Pfund schuldig.
Prinz Heinrich
. Was? Bin ich Euch tausend Pfund schuldig?
Falstaff
. Tausend Pfund, Heinz? Eine Million! Deine Liebe ist eine Million wert, du bist mir deine Liebe schuldig.
Wirtin
. Ja, gnädiger Herr, er nannte Euch Hanswurst und sagte, er wollte Euch prügeln.
Falstaff
. Sagt’ ich das, Bardolph?
Bardolph
. In der Tat, Sir John, Ihr habt es gesagt.
Falstaff
. Ja, wenn er sagte, mein Ring wäre von Kupfer.
Prinz Heinrich
. Ich sage, er ist von Kupfer; unterstehst du dich nun, dein Wort zu halten?
Falstaff
. Je, Heinz, du weißt, sofern du nur ein Mann bist, untersteh’ ich mich’s; aber sofern du ein Prinz bist, fürchte ich dich wie das Brüllen der jungen Löwenbrut.
Prinz Heinrich
. Warum nicht wie den Löwen?
Falstaff
. Den König selbst muß man wie den Löwen fürchten. Denkst du, ich will dich fürchten wie deinen Vater? Wenn ich das tue, so soll mir der Gürtel platzen.
Prinz Heinrich
. Oh, wenn das geschähe, wie würde dir der Wanst um die Kniee schlottern! Aber zum Henker, es ist kein Platz für Glauben, Treu’ und Redlichkeit in dem Leibe da: er ist ganz mit Därmen und Netzhaut ausgestopft. Ein ehrliches Weib zu beschuldigen, sie habe dir die Taschen ausgeleert! Ei, du liederlicher, unverschämter, aufgetriebner Schuft! Wenn irgend was in deiner Tasche war als Schenkenrechnungen, Tagebücher aus schlechten Häusern und für einen armseligen Pfennig Zuckerkandi, dir die Kehle geschmeidig zu machen; wenn deine Tasche mit andrer Ungebühr als dieser ausgestattet war, so will ich ein Schurke sein. Und doch prahlst du; doch willst du nichts einstecken. Schämst du dich nicht?
Falstaff
. Hörst du, Heinz? Im Stande der Unschuld, weißt du, ist Adam gefallen; und was soll der arme Hans Falstaff in den Tagen der Verderbnis tun? Du siehst, ich habe mehr Fleisch als andre Menschen, und also auch mehr Schwachheit. – Ihr bekennt also, daß Ihr mir die Taschen ausgeleert habt?
Prinz Heinrich
. Die Geschichte kommt so heraus.
Falstaff
. Wirtin, ich vergebe dir. Geh, mach’ das Frühstück fertig, liebe deinen Mann, achte auf dein Gesinde, pflege deine Gäste: du sollst mich bei allen vernünftigen Foderungen billig finden; du siehst, ich bin besänftigt. – Noch was? Nein, geh nur, ich bitte dich! Wirtin ab. Nun, Heinz, zu den Neuigkeiten vom Hofe: Wegen der Räuberei, Junge, wie ist das ins Gleiche gebracht?
Prinz Heinrich
. Oh, mein schönster Rinderbraten, ich muß immer dein guter Engel sein. Das Geld ist zurückgezahlt.
Falstaff
. Ich mag das Zurückzahlen nicht, es ist doppelte Arbeit.
Prinz Heinrich
. Ich bin gut Freund mit meinem Vater und kann alles tun.
Falstaff
. So plündre mir vor allen Dingen die Schatzkammer, und das zwar mit ungewaschnen Händen!
Bardolph
. Tut das, gnädiger Herr!
Prinz Heinrich
. Ich habe dir eine Stelle zu Fuß geschafft, Hans.
Falstaff
. Ich wollte, es wäre eine zu Pferde. Wo werde ich einen finden, der gut stehlen kann? Oh, einen hübschen Dieb von zweiundzwanzigen oder so ungefähr! Ich bin entsetzlich auf dem Trocknen. Nun, Gott sei gedankt für diese Rebellen! Sie tun niemanden was, als ehrlichen Leuten: ich lobe sie, ich preise sie.
Prinz Heinrich
.
Bardolph!
Bardolph
.
Gnädiger Herr?
Prinz Heinrich
.
Bring’ diesen Brief an Lord Johann von Lancaster,
An meinen Bruder; den an Mylord Westmoreland!
Geh, Poins! zu Pferd! zu Pferd! Denn du und ich,
Wir reiten dreißig Meilen noch vor Tisch. –
Hans, triff mich morgen in dem Tempelsaal
Um
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