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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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Pflege,
    Daß unsre Lieb’ Euch nimmer durfte nahn
    Aus Furcht, erwürgt zu werden; ja, wir mußten
    Uns sicher stellen mit behendem Flug
    Vor Eurem Blick und diese Kriegsmacht werben,
    Womit wir Gegner Euch durch Mittel sind,
    Wie Ihr sie selbst geschmiedet wider Euch
    Durch kränkendes Verfahren, droh’nde Mienen
    Und aller Treu’ Verletzung, die Ihr uns
    In Eures Unternehmens Jugend schwort.
    König Heinrich
.
    Dies habt Ihr freilich stückweis hergezählt,
    Auf Märkten ausgerufen, in den Kirchen
    Verlesen, um das Kleid der Rebellion
    Mit einer schönen Farbe zu verbrämen,
    Die Wankelmüt’gen in die Augen sticht
    Und armen Mißvergnügten, welche gaffen
    Und die Ellbogen reiben, auf die Nachricht
    Von Neuerung, die drauf und drunter geht;
    Und niemals fehlten solche Wasserfarben
    Dem Aufruhr, seine Sache zu bemalen,
    Noch solche finstre Bettler, die nach Zeiten
    Des blinden Mords und der Verwirrung schmachten.
    Prinz Heinrich
.
    In beiden Heeren gibt es manche Seele,
    Die teuer diesen Zwist bezahlen wird,
    Wenn’s zur Entscheidung kommt. Sagt Eurem Neffen,
    Der Prinz von Wales stimm’ ein mit aller Welt
    In Heinrich Percys Lob; bei meiner Hoffnung!
    Das jetz’ge Unternehmen abgerechnet,
    Glaub’ ich nicht, daß solch wackrer Edelmann,
    So rüstig tapfer, tapfer jugendlich,
    So kühn und mutig, außer ihm noch lebt,
    Mit edlen Taten unsre Zeit zu schmücken.
    Was mich betrifft, ich sag’s zu meiner Scham,
    Ich war im Rittertum ein Müßiggänger,
    Und dafür, hör’ ich, sieht er auch mich an.
    Doch dies vor meines Vaters Majestät:
    Ich bin’s zufrieden, daß er mir voraus
    Den großen Ruf und Namen haben mag,
    Und will, auf beiden Seiten Blut zu sparen,
    Mein Glück im einzlen Kampf mit ihm versuchen.
    König Heinrich
.
    Und, Prinz von Wales, so wagen wir dich dran,
    Obschon unendlich viel Erwägungen
    Dawider sind. – Nein, guter Worcester, nein,
    Wir lieben unser Volk; wir lieben selbst
    Die, so mißleitet Eurem Vetter folgen;
    Und wenn sie unsrer Gnad’ Erbieten nehmen,
    Soll er und sie und Ihr und jedermann
    Mein Freund von neuem sein, und ich der seine:
    Sagt Eurem Vetter das und meldet mir,
    Was er beschließt! – Doch will er uns nicht weichen,
    So steht Gewalt und Züchtigung uns bei,
    Die sollen ihren Dienst tun. – Somit geht,
    Behelligt jetzt uns mit Erwidern nicht:
    Nehmt weislich auf, was unsre Milde spricht!
    Worcester und Vernon ab.
    Prinz Heinrich
.
    Sie nehmen es nicht an, bei meinem Leben!
    Der Douglas und der Heißsporn mit einander,
    Sie bieten einer Welt in Waffen Trotz.
    König Heinrich
.
    Drum fort, zu seiner Schar ein jeder Führer!
    Auf ihre Antwort greifen wir sie an,
    Und Gott beschirme die gerechte Sache!
    König Heinrich, Blunt und Prinz Johann ab.
    Falstaff
. Heinz, wenn du mich in der Schlacht am Boden siehst, so komm und stelle dich schrittlings über mich, so: – es ist eine Freundespflicht.
    Prinz Heinrich
. Niemand als ein Kolossus kann dir diese Freundschaft erweisen. Sag dein Gebet her und leb wohl!
    Falstaff
. Ich wollte, es wäre Schlafenszeit, Heinz, und alles gut.
    Prinz Heinrich
. Ei, du bist Gott einen Tod schuldig. Ab.
    Falstaff
. Er ist noch nicht verfallen, ich möchte ihn nicht gern vor seinem Termin bezahlen. Was brauche ich so bei der Hand zu sein, wenn er mich nicht ruft? Gut, es mag sein: Ehre beseelt mich vorzudringen. Wenn aber Ehre mich beim Vordringen entseelt? Wie dann? Kann Ehre ein Bein ansetzen? Nein. Oder einen Arm? Nein. Oder den Schmerz einer Wunde stillen? Nein. Ehre versteht sich also nicht auf die Chirurgie? Nein. Was ist Ehre? Ein Wort. Was steckt in dem Wort Ehre? Was ist diese Ehre? Luft. Eine feine Rechnung! – Wer hat sie? Er, der vergangene Mittwoch starb. Fühlt er sie? Nein. Hört er sie? Nein. Ist sie also nicht fühlbar? Für die Toten nicht. Aber lebt sie nicht etwa mit den Lebenden? Nein. Warum nicht? Die Verleumdung gibt es nicht zu. Ich mag sie also nicht. – Ehre ist nichts als ein gemalter Schild beim Leichenzuge, und so endigt mein Katechismus. Ab.
    ¶

Zweite Szene
    Das Lager der Rebellen.
    Worcester und Vernon treten auf.
    Worcester
.
    O nein, Sir Richard! Ja nicht darf mein Neffe
    Des Königs gütiges Erbieten wissen.
    Vernon
.
    Er sollt’ es doch.
    Worcester
.
    Dann ist’s um uns geschehn.
    Es ist durchaus unmöglich, kann nicht sein,
    Daß uns der König Wort im Lieben hielte;
    Er wird uns mißtraun und die Zeit ersehn,
    In andern Fehlern dies Vergehn zu strafen.
    Stets wird der Argwohn voller Augen

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