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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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Heer
    Lord Heinrich; und, Sir Michael, ich fürchte, –
    Teils wegen Krankheit des Northumberland,
    Auf dessen Macht so stark gerechnet ward,
    Teils wegen Owen Glendowers Entfernung,
    Der ihnen auch als sichre Stütze galt
    Und nun nicht kommt, beherrscht von Weissagungen, –
    Ich fürchte, Percys Macht ist allzu schwach,
    Gleich mit dem König den Versuch zu wagen.
    Edelmann
.
    Ei, gnäd’ger Herr, seid unbesorgt:
    Douglas ist dort ja und Lord Mortimer.
    Erzbischof
.
    Nein, Mortimer ist nicht da.
    Edelmann
.
    Doch dort ist Mordake, Vernon, Lord Heinrich Percy,
    Dort auch Mylord von Worcester, und ein Heer
    Von tapfern Kriegern, wackern Edelleuten.
    Erzbischof
.
    So ist’s; allein der König zog zusammen
    Des Landes ganze Stärke: bei ihm sind
    Der Prinz von Wales, Johann von Lancaster,
    Der edle Westmoreland, der tapfre Blunt
    Und sonst viel Mitgenossen und von Ruf
    Und Führung in den Waffen teure Männer.
    Edelmann
.
    Herr, zweifelt nicht, man wird schon widerstehn.
    Erzbischof
.
    Ich hoff’ es auch, doch nötig ist’s zu fürchten,
    Und um dem Schlimmsten vorzubeugen, eilt!
    Denn, siegt Lord Percy nicht, so denkt der König,
    Eh’ er sein Heer entläßt, uns heimzusuchen:
    Er hat gehört von unserm Einverständnis,
    Und ’s ist nur Klugheit, wider ihn sich rüsten.
    Deswegen eilt! Ich muß an andre Freunde
    Noch schreiben gehn, und so lebt wohl, Sir Michael!
    Von verschiednen Seiten ab.
    ¶

FÜNFTER AUFZUG
Erste Szene
    Des Königs Lager bei Shrewsbury.
    König Heinrich, Prinz Heinrich, Prinz Johann, Sir Walter Blunt und Falstaff treten auf.
    König Heinrich
.
    Wie blutig über jenen busch’gen Hügel
    Die Sonne blickt hervor! Der Tag sieht bleich
    Ob ihrem kranken Schein.
    Prinz Heinrich
.
    Der Wind aus Süden
    Tut, was sie vorhat, als Trompeter kund
    Und sagt, durch hohles Pfeifen in den Blättern,
    Uns Sturm vorher und einen rauhen Tag.
    König Heinrich
.
    So stimm’ er dann in der Verlierer Sinn,
    Denn nichts scheint denen trübe, die gewinnen.
    Trompete. Worcester und Vernon kommen.
    Wie nun, Mylord von Worcester? ’s ist nicht gut,
    Daß Ihr und ich auf solchem Fuß uns treffen,
    Als jetzt geschieht: Ihr täuschtet unser Zutraun
    Und zwangt mir, statt der weichen Friedenskleider,
    Die alten Glieder in unglimpflich Erz.
    Das ist nicht gut, Mylord, das ist nicht gut.
    Was sagt Ihr? Wollt Ihr wiederum entschürzen
    Den Knoten dieses allverhaßten Kriegs?
    Und Euch im unterwürf’gen Kreis bewegen,
    Wo Ihr ein schön natürlich Licht verlieht,
    Und ferner nicht ein dunstig Meteor,
    Ein Schreckenszeichen sein, das lauter Unheil
    Noch ungebornen Zeiten prophezeit?
    Worcester
.
    Hört mich, mein Fürst!
    Was mich betrifft, mir wär’ es ganz genehm,
    Den Überrest von meinen Lebenstagen
    Der Ruh’ zu pflegen; denn ich kann beteuern,
    Nie hab’ ich dieses Tages Bruch gesucht.
    König Heinrich
.
    Ihr habt ihn nicht gesucht? Woher denn kam er?
    Falstaff
.
    Die Rebellion lag ihm vor den Füßen, und da nahm er sie auf.
    Prinz Heinrich
.
    Still, Frikassee! Still!
    Worcester
.
    Eu’r Majestät beliebt’ es, Eure Blicke
    Der Gunst von uns und unserm Haus zu wenden;
    Und dennoch muß ich Euch erinnern, Herr,
    Wir waren Euch die ersten, nächsten Freunde;
    Um Euch zerbrach ich meines Amtes Stab
    Zu Richards Zeit und reiste Tag und Nacht,
    Euch zu begegnen, Eure Hand zu küssen,
    Als Ihr an Rang und Würdigkeit noch längst
    So stark und so beglückt nicht wart als ich.
    Ich war es und mein Bruder und sein Sohn,
    Die heim Euch brachten und der Zeit Gefahren
    Mit kühnem Mut getrotzt. Ihr schworet uns,
    Und diesen Eid schwort Ihr zu Doncaster, –
    Ihr hättet keinen Anschlag auf den Staat,
    Noch Anspruch, als Eu’r heimgefallnes Recht,
    Gaunts Sitz, das Herzogtum von Lancaster,
    Wozu wir Hülf’ Euch schworen. Doch in kurzem,
    Da regnete das Glück auf Euer Haupt,
    Und solche Flut von Hoheit fiel auf Euch, –
    Durch unsern Beistand teils, des Königs Ferne,
    Das Unrecht einer ausgelaßnen Zeit,
    Die scheinbar’n Leiden, so Ihr ausgestanden,
    Und widerwärt’ge Winde, die den König
    So lang’ in seinen ir’schen Kriegen hielten,
    Daß ihn in England alle tot geglaubt; –
    Von diesem Schwarme günst’ger Dinge nahmt Ihr
    Die schnell zu werbende Gelegenheit,
    In Eure Hand das Regiment zu fassen;
    Vergaßt, was Ihr zu Doncaster geschworen,
    Und tatet, da wir Euch gepflegt, an uns,
    Wie die unedle Brut, des Kuckucks Junges,
    Dem Sperling tut: bedrücktet unser Nest,
    Wuchst so gewaltig an durch unsre

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