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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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ich gnäd’ge Anerbieten,
    Wenn ihr Gehör und Achtung mir gewährt.
    Percy
.
    Sir Walter Blunt, willkommen! Wollte Gott,
    Daß Ihr desselben Sinnes wärt mit uns!
    Hier will Euch mancher wohl, und diese selbst
    Beneiden Eu’r Verdienst und guten Namen,
    Weil Ihr von unserer Partei nicht seid
    Und wider uns vielmehr als Gegner steht.
    Blunt
.
    Verhüte Gott, daß ich je anders stünde,
    Solang’ ihr, außer Schranken und Gesetz,
    Steht wider die gesalbte Majestät!
    Doch, mein Geschäft! – Der König sandte mich,
    Zu hören, was ihr für Beschwerden führt;
    Warum ihr aus des Bürgerfriedens Brust
    So kühne Feindlichkeit herauf beschwört
    Und seine treu ergebnen Untertanen
    Verwegne Greuel lehrt? Wofern der König
    Jemals vergessen eure guten Dienste,
    Die mannigfaltig sind, wie er bekennt:
    So nennt nur die Beschwerden, und ihr sollt,
    Was ihr verlangt, mit Zinsen schleunigst haben,
    Auch gänzliche Verzeihung für euch selbst
    Und die, so eure Eingebung mißleitet.
    Percy
.
    Der König ist gar gütig, und wir wissen,
    Er weiß, wann zu versprechen, wann zu zahlen.
    Mein Vater und mein Oheim und ich selbst,
    Wir gaben ihm das Szepter, das er führt,
    Und als er keine dreißig stark noch war,
    Krank in der Menschen Achtung, klein und elend,
    Ein unbemerkt heimschleichender Verbannter,
    Bewillkommt’ ihn mein Vater an dem Strand;
    Und als er ihn bei Gott geloben hörte,
    Er komm’ als Herzog nur von Lancaster
    Zur Mutung seiner Leh’n und Friede suchend,
    Mit Eifers Worten und der Unschuld Tränen:
    So schwor mein Vater ihm aus gutem Herzen
    Und Mitleid Beistand zu und hielt es auch.
    Nun, als die Lords und Reichsbarone merkten,
    Daß sich Northumberland zu ihm geneigt,
    Da kamen groß und klein mit Reverenz,
    Begrüßten ihn in Flecken, Städten, Dörfern,
    Erwarteten an Brücken ihn und Pässen,
    Erboten Schwür’ und Gaben; brachten ihm
    Als Pagen ihre Erben; folgten dann
    Ihm an den Fersen nach in goldner Schar.
    Er alsobald, wie Größe selbst sich kennt,
    Schritt auch ein wenig höher als sein Schwur,
    Den er, noch blöden Mutes, meinem Vater
    Am nackten Strand zu Ravenspurg getan.
    Und nun, man denke! nimmt er sich heraus,
    Verordnungen und Lasten abzuschaffen,
    Die das gemeine Wesen hart gedrückt;
    Schreit über Mißbrauch, scheinet zu beweinen
    Die Schmach des Landes, und mit dem Gesicht,
    Der scheinbar’n Stirn der Billigkeit, gewann
    Er jedes Herz, wonach er angelte;
    Ging weiter, schlug die Häupter sämtlich ab
    Der Günstlinge, die der entfernte König
    Zur Stellvertretung hier zurückgelassen,
    Als er persönlich war im ir’schen Krieg.
    Blunt
.
    Ich kam nicht, dies zu hören.
    Percy
.
    Dann zur Sache:
    In kurzer Zeit setzt’ er den König ab,
    Und bald darauf beraubt’ er ihn des Lebens;
    Dann, Schlag auf Schlag, schatzt’ er das ganze Reich;
    Noch schlimmer nun: ließ seinen Vetter March
    (Der doch, wenn jeder stünd’ an seinem Platz,
    Sein echter König ist) in Wales verstrickt,
    Dort hülflos ohne Lösegeld zu liegen;
    Beschimpfte mich in meinem Siegesglück
    Und war bemüht, durch Kundschaft mich zu fangen;
    Schalt meinen Oheim weg vom Sitz im Rat,
    Entließ im Zorn vom Hofe meinen Vater;
    Brach Eid auf Eid, tat Unrecht über Unrecht
    Und trieb uns schließlich, unsre Sicherheit
    In diesem Bund zu suchen und zugleich
    Zu spähn nach seinem Anspruch, welchen wir
    Nicht gültig g’nug für lange Dauer finden.
    Blunt
.
    Soll ich dem König diese Antwort bringen?
    Percy
.
    Nicht doch, Sir Walter: erst beraten wir’s.
    Geht hin zum König, laßt uns eine Bürgschaft
    Verpfändet sein zu sichrer Wiederkehr,
    Und früh am Morgen soll mein Oheim ihm
    Vorschläge von uns bringen; so lebt wohl!
    Blunt
.
    Ich wollt’, ihr nähmet Lieb’ und Gnade an.
    Percy
.
    ’s ist möglich, daß wir’s tun.
    Blunt
.
    Das gebe Gott!
    Alle ab.
    ¶

Vierte Szene
    York. Ein Zimmer im Hause des Erzbischofs.
    Der Erzbischof von York und ein Edelmann treten auf.
    Erzbischof
.
    Hurtig, Sir Michael! Mit beschwingter Eil’
    Bringt den petschierten Brief hier zum Lord Marschall,
    Den meinem Vetter Scroop, und all die andern,
    An wen sie sind gerichtet; wüßtet Ihr,
    Wie viel an ihnen liegt, Ihr würdet eilen
    Edelmann
.
    Mein gnäd’ger Herr,
    Ich rate ihren Inhalt.
    Erzbischof
.
    Das mag sein.
    Guter Sir Michael, morgen ist ein Tag,
    An dem das Glück von zehentausend Mann
    Die Probe stehn muß: denn zu Shrewsbury,
    Wie ich gewiß vernehme, trifft der König
    Mit mächtigem und schnell erhobnem

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