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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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Flut
    So raschen Stromes Fehler weggeschwemmt,
    Und nie hat hydraköpf’ger Eigensinn
    So bald den Sitz verloren, und mit eins,
    Als jetzt bei diesem König.
    Ely
.
    Die Umwandlung ist segensvoll für uns.
    Canterbury
.
    Hört ihn nur über Gottsgelahrtheit reden.
    Und, ganz Bewund’rung, werdet Ihr den Wunsch
    Im Innern tun, der König wär’ Prälat.
    Hört ihn verhandeln über Staatsgeschäfte,
    So glaubt Ihr, daß er einzig das studiert;
    Horcht auf sein Kriegsgespräch, und grause Schlachten
    Vernehmt Ihr vorgetragen in Musik.
    Bringt ihn auf einen Fall der Politik,
    Er wird desselben gord’schen Knoten lösen,
    Vertraulich wie sein Knieband; daß, wenn er spricht,
    Die Luft, der ungebundne Wüstling, schweigt
    Und stumm Erstaunen lauscht in aller Ohren,
    Die honigsüßen Sprüche zu erhaschen,
    So daß des Lebens Kunst und praktisch Teil
    Der Meister dieser Theorie muß sein.
    Ein Wunder, wie sie Seine Hoheit auflas,
    Da doch sein Hang nach eitlem Wandel war,
    Sein Umgang ungelehrt und roh und seicht,
    Die Stunden hingebracht in Saus und Braus,
    Und man nie ernsten Fleiß an ihm bemerkt,
    Auch kein Zurückziehn, keine Sonderung
    Von freiem Zulauf und von Volksgewühl.
    Ely
.
    Es wächst die Erdbeer’ unter Nesseln auf,
    Gesunde Beeren reifen und gedeihn
    Am besten neben Früchten schlechtrer Art;
    Und so verbarg der Prinz auch die Betrachtung
    Im Schleier seiner Wildheit; ohne Zweifel
    Wuchs sie, wie Sommergras, bei Nacht am schnellsten,
    Das, ungesehn, doch kräft’gen Wachstum hat.
    Canterbury
.
    Es muß so sein, denn Wunder gibt’s nicht mehr;
    Deshalb muß man die Mittel eingestehn,
    Wie was zu stande kommt.
    Ely
.
    Doch, bester Lord,
    Was nun zu tun zur Mild’rung dieses Vorschlags,
    Den die Gemeinen tun? Ist Seine Majestät
    Für oder wider?
    Canterbury
.
    Er scheint unbestimmt,
    Doch neigt er mehr auf unsre Seite sich,
    Als daß er wider uns den Antrag fördert.
    Denn ein Erbieten tat ich Seiner Majestät,
    Auf unsre geistliche Zusammenrufung
    Und in Betracht von jetzt vorhandnen Gründen,
    Die Seiner Hoheit näher ich eröffnet,
    Anlangend Frankreich: eine größre Summe
    Zu geben, als die Geistlichkeit noch je
    Auf einmal seinen Vorfahr’n ausgezahlt.
    Ely
.
    Wie nahm man dies Erbieten auf, Mylord?
    Canterbury
.
    Es ward von Seiner Majestät genehmigt,
    Nur war nicht Zeit genug, um anzuhören
    (Was Seine Hoheit, merkt’ ich, gern getan)
    Das Näh’re und die klare Ableitung
    Von seinem Recht an ein’ge Herzogtümer
    Und überhaupt an Frankreichs Kron’ und Land
    Von Eduard, seinem Ältervater, her.
    Ely
.
    Was war die Hind’rung, die dies unterbrach?
    Canterbury
.
    Den Augenblick bat Frankreichs Abgesandter
    Gehör sich aus; die Stund’ ist, denk’ ich, da,
    Ihn vorzulassen. Ist es nicht vier Uhr?
    Ely
.
    Ja.
    Canterbury
.
    Gehn wir hinein, die Botschaft zu erfahren,
    Die ich jedoch gar leichtlich raten wollte,
    Eh’ der Franzose noch ein Wort gesagt.
    Ely
.
    Ich folg’ Euch; mich verlangt, sie anzuhören.
    Ab.
    ¶

Zweite Szene
    Ein Audienzsaal im Palast.
    König Heinrich, Gloster, Bedford, Exeter, Warwick, Westmoreland und Gefolge.
    König Heinrich
.
    Wo ist der würd’ge Herr von Canterbury?
    Exeter
.
    Nicht gegenwärtig.
    König Heinrich
.
    Sendet nach ihm, Oheim.
    Westmoreland
.
    Mein König, soll man den Gesandten rufen?
    König Heinrich
.
    Noch nicht, mein Vetter; Dinge von Gewicht,
    Betreffend uns und Frankreich, liegen uns
    Im Sinne, über die wir Auskunft wünschen,
    Eh’ wir ihn sprechen.
    Der Erzbischof von Canterbury und Bischof von Ely treten auf,
    Canterbury
.
    Gott samt seinen Engeln
    Beschirme Euren heil’gen Thron und gebe,
    Daß Ihr ihn lange ziert!
    König Heinrich
.
    Wir danken Euch.
    Fahrt fort, wir bitten, mein gelehrter Herr,
    Erklärt rechtmäßig und gewissenhaft,
    Ob uns das Salische Gesetz in Frankreich
    Von unserm Anspruch ausschließt oder nicht.
    Und Gott verhüte, mein getreuer Herr,
    Daß Ihr die Einsicht drehn und modeln solltet
    Und schlau Eu’r wissendes Gemüt beschweren
    Durch Vortrag eines mißerzeugten Anspruchs,
    Des eigne Farbe nicht zur Wahrheit stimmt.
    Denn Gott weiß, wie so mancher, jetzt gesund,
    Sein Blut zu des Bewährung noch vergießt,
    Wozu uns Eu’r Hochwürden treiben wird.
    Darum gebt acht, wie Ihr Euch selbst verpfändet,
    Wie Ihr des Krieges schlummernd Schwert erweckt,
    In Gottes Namen mahn’ ich Euch: gebt acht!
    Denn niemals stritten noch zwei solche Reiche,
    Daß nicht viel Blut floß; des unschuld’ge Tropfen
    Ein

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