Sämtliche Dramen
französischen Teil eines solchen Jungen bemühen wollt; und für meine englische Hälfte nehmt das Wort eines Königs und eines Junggesellen. Was antwortet Ihr, la plus belle Catharine du monde, montrès chère et divine déesse?
Katharina
. Eure Majesté ’aben fausse Französisch genug, um zu betrügen la plus sage demoiselle, die sein en France.
König Heinrich
. Nein, pfui über mein falsches Französisch! Bei meiner Ehre, auf echt Englisch, ich liebe dich, Käthchen! Ich wage es nicht, bei dieser Ehre zu schwören, daß du mich liebst, jedoch fängt mein Blut an, mir zu schmeicheln, daß du es tust, wiewohl mein Gesicht einen so herber und uneinnehmenden Eindruck macht. Verwünscht sei der Ehrgeiz meines Vaters! Er dachte auf bürgerliche Kriege, als er mich erzeugte: deswegen kam ich mit einer starren Außenseite auf die Welt, mit einer eisernen Gestalt, so daß ich die Frauen erschrecke, wenn ich komme, um sie zu werben. Aber auf Glauben, Käthchen, je älter ich werde, je besser werde ich mich ausnehmen; mein Trost ist, daß das Alter dieser schlechte Verwahrer der Schönheit, meinem Gesichte keinen Schaden mehr tun kann: wenn du mich nimmst, so nimmst du mich in meinem schlechtesten Zustande, und wenn du mich trägst, werde ich durchs Tragen immer besser und besser werden. Und also sagt mir, schönste Katharina, wollt Ihr mich? Legt Euer jungfräuliches Erröten ab und offenbart die Gesinnungen Eures Herzens mit den Blicken einer Kaiserin, nehmt mich bei der Hand und sagt: »Heinrich von England, ich bin dein«; und sobald du mein Ohr mit diesem Worte gesegnet hast, werde ich laut zu dir sagen: »England ist dein, Irland ist dein, Frankreich ist dein, und Heinrich Plantagenet ist dein, der (ob ich es schon in seiner Gegenwart sage) wo nicht der erste der Könige, doch ein König wackrer Leute ist.« Wohlan, gebt mir Eure Antwort in gebrochner Musik: denn Eure Stimme ist Musik, und Euer Englisch gebrochen. Also, Königin der Welt, Katharina, brich dein Stillschweigen in gebrochnem Englisch: willst du mich haben?
Katharina
. Das ist zu sagen wie es gefallen wird die roi mon père.
König Heinrich
. Ei, es wird ihm wohl gefallen, Käthchen; es wird ihm gefallen, Käthchen.
Katharina
. Denn bin ich es auch zufrieden.
König Heinrich
. Somit küsse ich Eure Hand und nenne Euch meine Königin.
Katharina
. Laissez, monseigneur, laissez, laissez! Ma foi, je ne veux point que vous abaissiez votre grandeur en baisant la main de votre indigne servante; excusez-moi, je vous supplie, mon très puissant seigneur.
König Heinrich
. So will ich Eure Lippen küssen, Käthchen.
Katharina
. Ce n’est pas la coutume de France, de baiser les dames et demoiselles avant leurs noces.
König Heinrich
. Frau Dolmetscherin, was sagt sie?
Alice
. Daß es nicht sein die Sitte pour les Damen in Frankreich – ich weiß nicht zu sagen, was is baiser auf Englisch.
König Heinrich
. Küssen.
Alice
. Eure Majestät entendre besser que moi.
König Heinrich
. Es ist nicht die Sitte in Frankreich, die Mädchen vor der Heirat zu küssen, wollte sie sagen?
Alice
. Oui, vraiment.
König Heinrich
. O Käthchen, strenge Gewohnheiten schmiegen sich vor großen Königen. Liebes Käthchen, wir beiden können uns nicht von den schwachen Schranken der Sitten eines Landes einengen lassen. Wir sind die Urheber von Gebräuchen, Käthchen, und die Freiheit, die unsern Rang begleitet, stopft allen Splitterrichtern den Mund, wie ich es jetzt Eurem tun will, weil er die strenge Sitte Eures Landes aufrecht erhalten wollte, indem er mir einen Kuß weigerte Also geduldig und nachgiebig! Küßt sie. Ihr habt Zauberkraft in Euren Lippen, Käthchen; es ist mehr Beredsamkeit in einer süßen Berührung von ihnen, als in den Zungen des ganzen französischen Rates, und sie würden Heinrich von England eher bereden als eine allgemeine Bittschrift der Monarchen. Da kommt Euer Vater.
König Karl und Isabelle, Burgund, Bedford, Gloster, Exeter, Westmoreland und andre französische und englische Herren treten auf.
Burgund
. Gott erhalte Eure Majestät! Mein königlicher Vetter, lehrt Ihr unsre Prinzessin Englisch?
König Heinrich
. Ich wünschte, mein werter Vetter, sie möchte lernen, wie vollkommen ich sie liebe, und das ist gut Englisch.
Burgund
. Ist sie nicht gelehrig?
König Heinrich
. Unsre Sprache ist rauh, Vetter, und meine Gemütsart nicht sanft, so daß ich, weder mit der Stimme noch dem Herzen der Schmeichelei umgeben, den Geist der Liebe
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