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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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Kiel,
    Kam unser Dichter, der Geschicht’ sich bückend.
    Beschränkend große Leut’ in engem Spiel,
    Ruckweise ihres Ruhmes Bahn zerstückend.
    Nur kleine Zeit, doch groß in seiner Kraft
    Schien Englands Stern; das Glück gab ihm sein Schwert,
    Das ihm der Erde schönsten Garten schafft
    Und seinem Erben Reich und Herrschaft mehrt.
    Heinrich der Sechst’, in Windeln schon ernennt
    Zu Frankreichs Herrn und Englands, folgt’ ihm nach,
    Durch dessen vielberatnes Regiment
    Frankreich verloren ward und England schwach;
    Was oft auf unsrer Bühne vorgegangen,
    Und wollet drum auch dies geneigt empfangen.
    ¶

Personen
    König Heinrich VI.
    Herzog von
Gloster
, Oheim des Königs und Protektor
    Herzog von
Bedford
, Oheim des Königs und Regent von Frankreich
    Thomas Beaufort, Herzog von
Exeter
, Großoheim des Königs
    Heinrich Beaufort, Großoheim des Königs, Bischof von
Winchester
und nachmals Kardinal
    Johann Beaufort, Graf von
Somerset
, nachmals Herzog
    Richard
Plantagenet
, ältester Sohn des hingerichteten Grafen von Cambridge, nachmals Herzog von York
    Graf von
Warwick
    Graf von
Salisbury
    Graf von
Suffolk
    Lord
Talbot
, nachmals Graf von Shrewsbury
    Johann Talbot
, sein Sohn
    Edmund
Mortimer
, Graf von March
    Mortimers
Gefangenwarter
    Ein
Rechtsgelehrter
    Sir John
Fastolfe
    Sir William
Lucy
    Sir William
Glansdale
    Sir Thomas
Gargrave
    Schultheiß
von London
    Woodville
, Kommandant des Turmes
    Vernon
    Basset
    Karl
, Dauphin, nachmaliger König von Frankreich
    Reignier
, Herzog von Anjou und Titular-König von Neapel
    Herzog von
Burgund
    Herzog von
Alençon
    Der
Statthalter
von Paris
    Bastard
von Orleans
    Der
Büchsenmeister
von Orleans und sein Sohn
    Der
General
der französischen Truppen in Bordeaux
    Ein
französischer Sergeant
    Ein
Torwärter
    Ein alter
Schäfer
, Vater der Pucelle
    Margareta
, Reigniers Tochter
    Gräfin von Auvergne
    Jeanne d’Arc
, genannt La Pucelle
    Böse Geister, die der Pucelle erscheinen, Herren von Adel, Wächter des Turmes, Herolde, Offiziere, Soldaten, Boten und Gefolge sowohl der englischen als französischen Herrscharten
    Die Szene ist teils in England , teils in Frankreich

ERSTER AUFZUG
Erste Szene
    Westminster-Abtei.
    Totenmarsch. Man sieht die Leiche Heinrichs V. auf einem Paradebette liegend, umgeben von den Herzögen von Bedford. Gloster und Exeter, dem Grafen von Warwich, dem Bischof von Winchester, Herolden u.s.w.
    Bedford
.
    Beflort den Himmel, weiche Tag der Nacht!
    Kometen, Zeit- und Staatenwechsel kündend,
    Schwingt die krystall’nen Zöpf am Firmament
    Und geißelt die empörten bösen Sterne,
    Die eingestimmt zu König Heinrichs Tod,
    Heinrich des Fünften, zu groß, lang’ zu leben!
    England verlor so würd’gen König nie.
    Gloster
.
    Vor ihm hatt’ England keinen König noch.
    Tugend besaß er, ausersehn zum Herrschen;
    Blind machend strahlte sein gezücktes Schwert,
    Die Arme spannt’ er weit wie Drachenflügel,
    Sein funkelnd Auge, grimm’gen Feuers voll,
    Betäubte mehr und trieb zurück die Feinde
    Als Mittagssonn’, auf ihre Stirn gewandt.
    Was red’ ich? Ihn erreichen Worte nicht,
    Er hob die Hand nie auf, daß er nicht siegte.
    Exeter
.
    Wir trauern schwarz: warum doch nicht in Blut?
    Heinrich ist tot und lebet nimmer auf,
    Und wir begleiten einen Sarg aus Holz,
    Verherrlichen des Tods unedlen Sieg
    Mit unsrer feierlichen Gegenwart,
    Gefangnen gleich am Wagen des Triumphs.
    Wie? Sollen wir Unglücks-Planeten fluchen,
    Die so gestiftet unsers Ruhmes Sturz?
    Oder die schlauen Franken für Beschwörer
    Und Zaubrer achten, welche, bang vor ihm,
    Durch mag’sche Verse seinen Tod erzielt?
    Winchester
.
    Es war ein Fürst, vom Herrn der Herrn gesegnet.
    Der Tag des furchtbaren Gerichts wird nicht
    Den Franken furchtbar wie sein Anblick sein.
    Er focht die Schlachten für den Herrn der Scharen,
    Durch das Gebet der Kirche glückt’ es ihm.
    Gloster
.
    Der Kirche? Hätten Pfaffen nicht gebetet,
    So riß sein Lebensfaden nicht so bald:
    Ihr mögt nur einzig einen weib’schen Prinzen,
    Den ihr wie einen Schüler meistern könnt.
    Winchester
.
    Gloster, was ich auch mag, du bist Protektor
    Und kannst dem Prinzen und dem Reich gebieten.
    Dein Weib ist stolz, sie hält dich in der Scheu,
    Mehr als Gott oder heil’ge Priester können.
    Gloster
.
    Nenn’ Heiligkeit nicht, denn du liebst das Fleisch
    Und gehst zur Kirche nie im ganzen Jahr,
    Als wider deine Feinde nur zu beten.
    Bedford
.
    Laßt, laßt dies Hadern! Stillet die Gemüter!
    Hin zum Altar! –

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