Sämtliche Dramen
hineinspringen. Oder könnte ich für meine Liebste einen Faustkampf halten oder mein Pferd für ihre Gunst tummeln, so wollte ich dran gehn wie ein Metzger und fest sitzen wie ein Affe, niemals herunter. Aber, bei Gott, ich kann nicht bleich aussehen, noch meine Beredsamkeit auskeichen, und habe kein Geschick in Beteu’rungen: bloße Schwüre ohne Umschweif, die ich nur gedrungen tue und um kein Dringen in der Welt breche. Kannst du einen Mann von dieser Gemütsart lieben, Käthchen, dessen Gesicht nicht wert ist, von der Sonne verbrannt zu werden, der niemals in seinen Spiegel sieht aus Liebe zu irgend was, das er da entdeckt, so laß dein Auge ihn dir zubereiten. Ich spreche mit dir auf gut soldatisch: kannst du mich darum lieben, so nimm mich; wo nicht, und ich sage dir, daß ich sterben werde, so ist es wahr; aber aus Liebe zu dir – beim Himmel, nein! Und doch liebe ich dich wirklich. All dein Leben lang, Käthchen, zieh einen Mann von schlichter und ungeschnitzter Beständigkeit vor, denn der muß dir notwendig dein Recht widerfahren lassen, weil er nicht die Gabe hat, andrer Orten zu freien; denn diese Gesellen von endloser Zunge, die sich in die Gunst der Frauen hineinreimen können, wissen sich auch immer herauszuvernünfteln. Ei was! Ein Redner ist nur ein Schwätzer, ein Reim ist nur eine Singweise. Ein gutes Bein fällt ein, ein gerader Rücken wird krumm, ein schwarzer Bart wird weiß, ein krauser Kopf wird kahl, ein schönes Gesicht runzelt sich, ein volles Auge wird hohl: aber ein gutes Herz, Käthchen, ist die Sonne und der Mond, oder vielmehr die Sonne und nicht der Mond, denn es scheint hell und wechselt nie, sondern bleibt treulich in seiner Bahn. Willst du so eins, so nimm mich; nimm mich, nimm einen Soldaten; nimm einen Soldaten, nimm einen König. Und was sagst du denn zu meiner Liebe? Sprich, meine Holde, und hold, ich bitte dich.
Katharina
. Ist es möglich, daß ich sollte lieben die Feind von Frankreich?
König Heinrich
. Nein, es ist nicht möglich, Käthchen, daß Ihr den Feind Frankreichs lieben solltet: aber indem Ihr mich liebt, würdet Ihr den Freund Frankreichs lieben, denn ich habe Frankreich so lieb, daß ich kein Dorf davon will fahren lassen, es soll ganz mein sein. Und Käthchen, wenn Frankreich mein ist und ich Euer bin, so ist Frankreich Euer, und Ihr seid mein.
Katharina
. Ich weiß nicht, was das will sagen.
König Heinrich
. Nicht, Käthchen? Ich will es dir auf französisch sagen, was gewiß an meiner Zunge hängen wird, wie eine neuverheiratete Frau am Halse ihres Mannes, kaum abzuschütteln. Quand j’ai la possession de France, et quand vous avez la possession de moi (laß sehen, wie nun weiter? Sankt Dionys stehe mir bei!), donc votre est France, et vous êtes mienne. Es wird mir eben so leicht, Käthchen, das Königreich zu erobern, als noch einmal so viel Französisch zu sprechen: auf französisch werde ich dich nie zu etwas bewegen, außer über mich zu lachen.
Katharina
. Sauf votre honneur, le Français que vous parlez est meilleur que l’Anglais que je parle.
König Heinrich
. Nein, wahrlich nicht, Käthchen; sondern man muß eingestehen, daß unser beiden höchst wahrhaft falsches Reden der Sprache des andern ziemlich auf eins hinausläuft. Aber, Käthchen, verstehst du so viel von meiner Sprache: Kannst du mich lieben?
Katharina
. Ich weiß nicht zu sagen.
König Heinrich
. Weiß es wer von Euren Nachbarn zu sagen, Käthchen? Ich will sie fragen. Geh nur, ich weiß, du liebst mich; und zu Nacht, wenn Ihr in Euer Schlafzimmer kommt, werdet Ihr dies Fräulein über mich befragen, und ich weiß, Käthchen, Ihr werdet gegen sie die Gaben an mir herabsetzen, die Ihr von Herzen liebt. Aber, gutes Käthchen, spotte barmherzig über mich, um so mehr, holde Prinzessin, da ich dich grausam liebe. Wenn du jemals mein wirst, Käthchen, – und ich habe einen seligmachenden Glauben in mir, der mir sagt, daß du es werden wirst, – so gewinne ich dich durch Zugreifen in der Rappuse, und du mußt daher notwendig gute Soldaten zur Welt bringen. Werden nicht du und ich, so zwischen Sankt Dionys und Sankt Georg, einen Jungen, halb französisch und halb englisch, zu stande bringen, der nach Konstantinopel gehen und den Türken am Barte zupfen wird? Nicht wahr? Was sagst du, meine schöne goldne Lilie?
Katharina
. Ich nicht das weiß.
König Heinrich
. Ja, wissen kann man es erst in Zukunft, aber versprochen werden muß es jetzt, Käthchen, daß Ihr Euch um Euren
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