Sämtliche Dramen
Nutzbarkeit gebracht.
Wie unser Wein nun, Brachland, Wiesen, Hecken
Durch fehlerhaften Trieb zur Wildnis arten,
So haben wir samt unserm Haus und Kindern
Verlernt und lernen nicht, weil Muße fehlt,
Die Wissenschaften, unser Land zu zieren.
Wir wachsen auf gleich Wilden; wie Soldaten,
Die einzig nur auf Blut gerichtet sind,
Zum Fluchen, finstern Blicken, loser Tracht
Und jedem Ding, das unnatürlich scheint.
Um dies zur vorigen Gestalt zu bringen,
Seid ihr vereint: und meine Rede bittet,
Zu wissen, was den holden Frieden hemmt,
Daß er dies Ungemach nicht bannen könnte
Und uns mit seinen vor’gen Kräften segnen.
König Heinrich
.
Wünscht Ihr den Frieden, Herzog von Burgund,
Des Mangel den Gebrechen Wachstum gibt,
Die Ihr benannt, so müßt Ihr ihn erkaufen
Durch Leistung aller unsrer Federungen,
Wovon die Summa und besondern Punkte
Ihr, kürzlich abgefaßt, in Händen habt.
Burgund
.
Der König hörte sie, worauf er noch
Die Antwort nicht erteilt.
König Heinrich
.
Nun wohl, der Friede,
Auf den Ihr eben drangt, liegt in der Antwort.
König Karl
.
Ich habe die Artikel nur durchlaufen
Mit flücht’gem Blick; beliebt es Euer Gnaden,
Von Eurem Rate ein’ge zu ernennen
Zu einer Sitzung, um mit beßrer Acht
Sie wieder durchzugehn, so soll sogleich
Mein Beitritt und entschiedne Antwort folgen.
König Heinrich
.
Bruder, so sei’s. – Geht, Oheim Exeter,
Und Bruder Clarence, und Ihr, Bruder Gloster,
Warwick und Huntington, geht mit dem König:
Und nehmt mit euch die Vollmacht, zu bekräft’gen,
Zu mehren, ändern, wie es eure Weisheit
Für unsre Würd’ am vorteilhaft’sten sieht,
An unsern Foderungen, was es sei;
Wir wollen dem uns fügen. – Teure Schwester
Geht Ihr mit ihnen, oder bleibt bei uns?
Isabelle
.
Ich will mit ihnen gehn, mein gnäd’ger Bruder:
Vielleicht wirkt eines Weibes Stimme Gutes,
Wenn man auf Punkten zu genau besteht.
König Heinrich
.
Doch laßt hier unsre Muhme Katharina,
Denn sie ist unsre erste Foderung,
In der Artikel Vorderrang begriffen.
Isabelle
.
Es ist ihr gern erlaubt.
Alle ab, außer König Heinrich, Katharina und ihr Fräulein.
König Heinrich
.
Nun, schöne Katharina! Allerschönste!
Geruht Ihr, einen Krieger zu belehren,
Was Eingang findet in der Frauen Ohr
Und seiner Lieb’ ihr sanftes Herz gewinnt?
Katharina
. Eure Majestät wird über mich spotten: ich kann Euer Englisch nicht sprechen.
König Heinrich
. O schöne Katharina, wenn Ihr mich kräftig mit Eurem französischen Herzen lieben wollt, so werde ich froh sein, es Euch mit Eurer englischen Zunge gebrochen bekennen zu hören. Bist du mir gut, Käthchen?
Katharina
. Pardonnez-moi, ich nicht verstehen, was ist »mir gut«.
König Heinrich
. Die Engel sind dir gut, Käthchen, denn du bist so gut und schön wie ein Engel.
Katharina
. Que dit-il? Que les anges me veulent du bien, parce que je suis bonne et belle comme un ange?
Alice
. Oui, vraiment, sauf votre grace, c’est ce qu’il dit.
König Heinrich
. Ja, das sagte ich, schöne Katharina, und ich darf nicht erröten, es zu wiederholen.
Katharina
. O bon dieu! Les langues des hommes sont pleines de tromperies.
König Heinrich
. Was sagt sie, mein Kind? Daß die Zungen der Männer voller Betrug sind?
Alice
. Oui, daß die Zungen von die Mann voll der Betrug sein; das is die Prinzeß.
König Heinrich
. Die Prinzessin ist die vollkommenste Engländerin von beiden. Meiner Treu, Käthchen, meine Bewerbung ist für dein Verstehen schon gemacht. Ich bin froh, daß du nicht besser Englisch sprechen kannst; denn wenn du es könntest, so würdest du mich einen so schlichten König finden, daß du gewiß dächtest, ich hätte meinen Meierhof verkauft, um meine Krone zu kaufen. Ich verstehe mich nicht auf verblümte Winke bei der Liebe, sondern sage gerade heraus: »Ich liebe Euch«; wenn Ihr mich dann weiter drängt, als daß Ihr fragt: »Tut Ihr das im Ernste?«, so ist mein Werben am Ende. Gebt mir Eure Antwort; im Ernste, tut’s: und somit eingeschlagen und ein gemachter Handel. Was sagt Ihr, Fräulein?
Katharina
. Sauf votre honneur, ich verstehen gut.
König Heinrich
. Wahrhaftig, wenn Ihr mich Euretwegen zum Versemachen oder Tanzen bringen wolltet, Käthchen, so wäre ich verloren. Könnte ich eine Dame durch Luftsprünge gewinnen, oder durch einen Schwung in den Sattel mit voller Rüstung, so wollte ich, mit Entschuldigung für mein Prahlen sei es gesagt, mich geschwind in eine Heirat
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