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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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Leid nur größer machen?
    Die Flügeltüre eines innern Zimmers öffnet sich, und man sieht den Gloster tot in seinem Bett; Warwick und andre stehn umher.
    Warwick
.
    Kommt her, mein gnäd’ger Fürst, seht diese Leiche!
    König Heinrich
.
    Das heißt, wie tief mein Grab gemacht ist, sehn;
    Mit seiner Seele floh mein weltlich Heil,
    Ihn sehend, seh’ ich nur im Tod mein Leben.
    Warwick
.
    So sicher meine Seele hofft zu leben,
    Bei jenem furchtbar’n König, der auf sich
    Den Stand der Menschen nahm, uns zu befrein
    Von dem ergrimmten Fluche seines Vaters,
    Glaub’ ich, es ward gewaltsam Hand gelegt
    An dieses hochberühmten Herzogs Leben.
    Suffolk
.
    Ein grauser Eid, und feierlich geschworen!
    Was führt Lord Warwick an für seinen Schwur?
    Warwick
.
    Seht, wie sein Blut sich ins Gesicht gedrängt!
    Oft sah ich einen zeitig Abgeschiednen,
    Aschfarb von Ansehn, mager, bleich und blutlos,
    Weil alles sich ums Herz hihabgezogen,
    Das in dem Kampf, den mit dem Tod es hält,
    Es an sich zieht zur Hülfe wider seinen Feind,
    Wo’s mit dem Herzen kalt wird und nicht rückkehrt,
    Die Wangen noch zu röten und verschönen.
    Doch sein Gesicht ist schwarz und voller Blut,
    Die Augen mehr heraus, als da er lebte,
    Entsetzlich starrend, dem Erwürgten gleich,
    Das Haar gesträubt, die Nüstern weit vom Ringen,
    Die Hände ausgespreizt, wie wer nach Leben
    Noch zuckt’ und griff und überwältigt ward.
    Schaut auf die Laken, seht sein Haar da kleben,
    Sein wohlgestalter Bart verworr’n und rauh,
    So wie vom Sturm gelagert Sommerkorn.
    Es kann nicht anders sein, er ward ermordet;
    Das kleinste dieser Zeichen wär’ beweisend.
    Suffolk
.
    Wer, Warwick, sollt’ ihm wohl den Tod antun?
    Ich selbst und Beaufort hatten ihn in Obhut;
    Und wir, ich hoffe, Herr, sind keine Mörder.
    Warwick
.
    Doch wart ihr zwei geschworne Feinde Humphreys
    Und mußtet, traun! den guten Herzog hüten.
    Ihr pflegtet ihn als Freund vermutlich nicht,
    Und, wie sich’s kund gibt, fand er einen Feind.
    Königin
.
    So scheint’s, Ihr argwöhnt diese hohen Lords
    Als am unzeit’gen Tod des Herzogs schuldig.
    Warwick
.
    Wer findet tot das Rind und frisch noch blutend,
    Sieht dicht dabei den Metzger mit dem Beil
    Und argwöhnt nicht, daß der es abgeschlachtet?
    Wer find’t das Rebhuhn in des Habichts Nest,
    Der sich nicht vorstellt, wie der Vogel starb,
    Fliegt schon der Geier mit unblut’gem Schnabel?
    Ganz so verdächtig ist dies Trauerspiel.
    Königin
.
    Seid Ihr der Schlächter, Suffolk? Wo ist Eu’r Messer?
    Heißt Beaufort Geier? Wo sind seine Klau’n?
    Suffolk
.
    Kein Messer trag’ ich, Schlafende zu schlachten;
    Doch hier ein rächend Schwert, von Ruh’ gerostet,
    Das will ich dem im tück’schen Herzen scheuern,
    Der mit des Mordes Purpurmal mich brandmarkt.
    Sag, stolzer Lord von Warwick, wo du darfst,
    Ich habe Schuld an Herzog Humphreys Tod.
    Der Kardinal, Somerset und andre ab.
    Warwick
.
    Was darf, getrotzt vom falschen Suffolk, Warwick nicht?
    Königin
.
    Er darf nicht seinen Schmähungsgeist bezähmen,
    Noch abstehn von der übermüt’gen Rüge,
    Und trotzt ihm Suffolk zwanzigtausend Mal.
    Warwick
.
    Still, gnäd’ge Frau! Ich sag’s mit aller Achtung:
    Denn jedes Wort, zu Gunsten ihm gesprochen,
    Bringt Eurer königlichen Würde Schimpf.
    Suffolk
.
    Stumpfsinn’ger Lord, unedel im Betragen!
    Wenn je ein Fräulein den Gemahl so kränkte,
    Nahm deine Mutter in ihr sträflich Bett
    Einen groben, unerzognen Bauer auf
    Und impfte auf den edlen Stamm das Reis
    Von einem Wildling, dessen Frucht du bist,
    Und nimmer von der Nevils edlem Stamm.
    Warwick
.
    Nur daß die Schuld des Mordes dich beschirmt,
    Und ich den Henker brächt’ um seinen Lohn,
    Von tausendfacher Schande so dich lösend;
    Und daß mich meines Fürsten Beisein sänftigt:
    Sonst wollt’ ich, falsche mörderische Memme,
    Dich auf den Knie’n für die geführte Rede
    Verzeihung bitten und dich sagen lassen,
    Du habest deine Mutter nur gemeint
    Und seist nach Bastardweise selbst erzeugt;
    Und, nach der ganzen Huldigung aus Furcht,
    Gäb’ ich den Sold dir, schickte dich zur Hölle,
    Blutsauger, der die Schlafenden vertilgt!
    Suffolk
.
    Wann ich dein Blut vergieße, sollst du wachen,
    Wagst du mit mir aus diesem Kreis zu gehn.
    Warwick
.
    Fort alsobald, sonst schlepp’ ich dich hinaus!
    Unwürdig, wie du bist, besteh’ ich dich,
    Um Herzog Humphreys Geiste Dienst zu leisten.
    Suffolk und Warwick ab.
    König Heinrich
.
    Gibt’s einen Harnisch wie des Herzens

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