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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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Gloster hin.
    Königin
.
    Was scheltet Ihr Mylord von Suffolk so?
    Wiewohl der Herzog ihm ein Feind gewesen,
    Beklagt er doch höchst christlich seinen Tod.
    Was mich betrifft, so sehr er Feind mir war,
    Wenn helle Tränen, herzbeklemmend Stöhnen
    Und blutverzehrend Seufzen ihn erweckte:
    Ich wollte blind mich weinen, krank mich stöhnen,
    Bleich sehn von Seufzern, die das Blut wegtrinken,
    Und alles um des edlen Herzogs Leben.
    Wie weiß ich, was die Welt von mir wohl meint?
    Denn unsre hohle Freundschaft war bekannt,
    Man glaubt vielleicht, ich hab’ ihn weggeräumt.
    So wird Verleumdung meinen Ruf verwunden,
    Und Fürstenhöfe füllt mein Vorwurf an.
    Dies schafft sein Tod mir. Ach, ich Unglücksel’ge!
    Gekrönt, mit Schande Königin zu sein!
    König Heinrich
.
    Ach! Weh um Gloster, um den armen Mann!
    Königin
.
    Wehklag’ um mich, die ärmer ist als er!
    Wie? Wendest du dich weg und birgst dein Antlitz?
    Kein Aussatz macht mich scheußlich, sieh mich an.
    Was? Bist du wie die Natter taub geworden?
    Sei giftig auch und stich dein arm Gemahl.
    Ist all dein Trost in Glosters Grab verschlossen?
    Ja, dann war nie Margreta deine Lust;
    Dann stell’ ihn auf in Marmor, bet’ ihn an
    Und laß mein Bild ein Bierhaus-Schild nur sein.
    War’s darum, daß ich fast zur See gescheitert?
    Daß unbequemer Wind von Englands Küste
    Mich zweimal rückwärts nach der Heimat trieb?
    Was deutet’ es, als daß der Wind wohlmeinend
    Zu warnen schien: »Such’ kein Skorpionennest
    Und fuße nicht an dem feindsel’gen Strand!«
    Was tat ich, als den milden Stürmen fluchen
    Und dem, der sie aus eh’rner Höhle ließ
    Und hieß sie wehn nach Englands Segensstrand,
    Wo nicht, auf starren Fels das Steuer treiben?
    Doch wollte Aeolus Kein Mörder sein,
    Dir überließ er das verhaßte Amt.
    Es weigerte die spielend hohe See
    Mich zu ertränken, wissend, daß du mich
    Am Lande würdest durch unfreundlich Wesen
    In Tränen, salzig wie die See, ertränken.
    Die Klippen senkten sich in flachen Sand,
    Mich nicht an ihren Zacken zu zerschmettern,
    Daß, härter noch als sie, dein Kieselherz
    In deinem Schloß verdürbe Margareten.
    So weit ich deine Kreidefelsen spähte,
    Als uns der Sturm zurück vom Ufer schlug,
    Stand in dem Wetter ich auf dem Verdeck;
    Und als der Dunst um deines Landes Anblick
    Mein emsig gaffend Aug’ begann zu täuschen,
    Nahm ich vom Hals ein köstliches Juwel
    (Es war ein Herz, gefaßt in Diamanten)
    Und warf’s dem Lande zu; die See empfing es,
    Und so, wünscht’ ich, möcht’ auch dein Leib mein Herz;
    Und jetzt verlor ich Englands holden Anblick
    Und hieß die Augen mit dem Herzen wandern
    Und nannte blinde, trübe Brillen sie,
    Weil ihnen Albions teure Küste schwand.
    Wie oft versucht’ ich Suffolks Zunge nicht,
    Die Botin deines schnöden Unbestands.
    Mich zu bezaubern, wie Ascanius tat,
    Wann er der irren Dido all die Taten
    Des Vaters machte kund seit Trojas Brand!
    Schwärm’ ich nicht so wie sie? Bist du nicht falsch wie er?
    Weh mir, ich kann nicht mehr! Stirb Margareta!
    Denn Heinrich weint, daß ich so lang’ gelebt.
    Draußen Getöse. Warwick und Salisbury treten auf.
    Das Volk drängt sich zur Türe herein.
    Warwick
.
    Es will verlauten, mächt’ger Oberherr,
    Der gute Herzog Humphrey sei von Suffolk
    Und Kardinal Beaufort meuchlerisch ermordet.
    Das Volk, wie ein erzürnter Bienenschwarm,
    Der seinen Führer mißt, schweift hin und her
    Und fragt nicht, wen es sticht in seiner Wut.
    Ich stillte selbst die wilde Meuterei,
    Bis sie den Hergang seines Todes hören.
    König Heinrich
.
    Sein Tod ist, guter Warwick, allzu wahr;
    Doch wie er starb, Gott weiß es, Heinrich nicht.
    Geht in sein Zimmer, schaut den Leichnam an
    Und macht die Deutung seines jähen Tods.
    Warwick
.
    Das will ich tun, mein Fürst. – Bleib’, Salisbury,
    Beim rohen Haufen, bis ich wiederkehre.
    Warwick geht in ein inneres Zimmer, und Salisbury zieht sich zurück.
    König Heinrich
.
    O du, der alles richtet, hemm’ in mir
    Gedanken, welche mein Gemüt bereden,
    Gewaltsam sei an Humphrey Hand gelegt!
    Wenn falsch mein Argwohn ist, verzeih’ mir, Gott!
    Denn das Gericht gebühret einzig dir.
    Gern möcht’ ich seine bleichen Lippen wärmen
    Mit tausend Küssen und auf sein Gesicht
    Einen Ozean von salzen Tränen schwemmen;
    Dem tauben Körper meine Liebe sagen
    Und die fühllose Hand mit meiner fühlen;
    Doch all umsonst ist diese Leichenfeier,
    Und so sein tot und irdisch Bild beschaun,
    Was wär’ es, als mein

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