Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
Vom Netzwerk:
Ich sehe, daß sie die Köpfe zusammen stecken, um mich zu überfallen: mein Schwert muß mir den Weg bahnen, denn hier ist meines Bleibens nicht. – Allen Teufeln und der Hölle zum Trotz will ich recht mitten durch euch hindurch, und ich rufe den Himmel und die Ehre zu Zeugen, daß kein Mangel an Entschlossenheit in mir, sondern bloß der schnöde und schimpfliche Verrat meiner Anhänger mich auf flüchtigen Fuß setzt. Ab.
    Buckingham
.
    Ist er entflohn? Geh’ wer und folg’ ihm nach;
    Und der, der seinen Kopf zum König bringt,
    Soll tausend Kronen zur Belohnung haben.
    Einige ab.
    Folgt mir, Soldaten; wir ersinnen Mittel,
    Euch alle mit dem König zu versöhnen.
    Alle ab.
    ¶

Neunte Szene
    Die Burg zu Kenelworth.
    König Heinrich; Königin Margareta und Somerset auf der Terrasse der Burg.
    König Heinrich
.
    Saß wohl ein König je auf ird’schem Thron,
    Dem nicht zu Dienst mehr Freude stand wie mir?
    Kaum kroch ich aus der Wiege noch, als ich,
    Neun Monden alt, zum König ward ernannt.
    Nie sehnt’ ein Untertan sich nach dem Thron,
    Wie ich mich sehn’, ein Untertan zu sein.
    Buckingham und Clifford treten auf.
    Buckingham
.
    Heil Eurer Majestät und frohe Zeitung!
    König Heinrich
.
    Sag, Buckingham, griff man den Frevler Cade?
    Wie, oder wich er nur, sich zu verstärken?
    Es erscheint unten ein Haufen von Cades Anhängern, mit Stricken um den Hals.
    Clifford
.
    Er floh, mein Fürst, und all sein Volk ergibt sich
    Und demutsvoll, mit Stricken um den Hals,
    Erwarten sie von Euer Hoheit Spruch
    Nun Leben oder Tod.
    König Heinrich
.
    Dann, Himmel, öffne deine ew’gen Tore,
    Um meines Danks Gelübde zu empfangen! –
    Heut löstet ihr, Soldaten, euer Leben,
    Ihr zeigtet, wie ihr euren Fürsten liebt
    Und euer Land: bewahrt so guten Sinn,
    Und Heinrich, wenn er unbeglückt schon ist,
    Wird niemals, seid versichert, lieblos sein.
    Und so, euch allen dankend und verzeihend,
    Entlass’ ich euch, in seine Heimat jeden.
    Alle
.
    Gott erhalte den König! Gott erhalte den König!
    Ein Bote tritt auf.
    Bote
.
    Vergönnen mir Eu’r Gnaden, zu berichten,
    Daß Herzog York von Irland jüngst gekommen
    Und mit gewalt’ger, starker Heeresmacht
    Von Galloglassen und von derben Kerns
    Hieher ist auf dem Marsch mit stolzem Zug;
    Und stets erklärt er, wie er weiter rückt,
    Er kriege bloß, um weg von dir zu schaffen
    Den Herzog Somerset, den er Verräter nennt.
    König Heinrich
.
    So steh’ ich, zwischen Cade und York bedrängt,
    Ganz wie ein Schiff, das einem Sturm entronnen
    Kaum ruhig, von Piraten wird geentert.
    Nur erst verjagt ist Cade, sein Volk zerstreut,
    Und schon ist York bewehrt, ihm beizustehn. –
    Ich bitt’ dich, Buckingham, geh ihm entgegen,
    Frag’ um die Ursach’ seiner Waffen, sag ihm,
    Ich sende Herzog Edmund in den Turm, –
    Und, Somerset, dort will ich dich verwahren,
    Bis seine Schar von ihm entlassen ist.
    Somerset
.
    Mein Fürst,
    Ich füge willig dem Gefängnis mich,
    Dem Tode selbst, zu meines Landes Wohl.
    König Heinrich
.
    Auf jeden Fall seid nicht zu rauh in Worten.
    Denn er ist stolz, ihn reizen harte Reden.
    Buckingham
.
    Das will ich, Herr, und hoff’ es zu vermitteln,
    Daß alles sich zu Eurem Besten lenkt.
    König Heinrich
.
    Komm, Frau, laß besser uns regieren lernen,
    Denn noch hat England meinem Reich zu fluchen.
    Alle ab.
    ¶

Zehnte Szene
    Kent. Idens Garten.
    Cade tritt auf.
    Cade
. Pfui über den Ehrgeiz! Pfui über mich selbst, der ich ein Schwert habe und doch auf dem Punkte bin, Hungers zu sterben! Diese fünf Tage habe ich mich in diesen Wäldern versteckt und wagte nicht, mich blicken zu lassen, weil mir das ganze Land auflauert: aber jetzt bin ich so hungrig, daß ich nicht länger warten könnte, und wenn ich mein Leben auf tausend Jahre dafür in Pacht bekäme. Ich bin also über die Mauer in diesen Garten geklettert, um zu sehen, ob ich Gras essen oder mir wieder einen Salat pflücken kann, was einem bei der Hitze den Magen recht gut kühlt.
    Iden kommt mit Bedienten.
    Iden
.
    Wer möchte wohl im Hofesdienst sich mühn,
    Der solche stille Gänge kann genießen?
    Dies kleine Erb’, das mir mein Vater ließ,
    G’nügt mir und gilt mir eine Monarchie.
    Ich mag durch andrer Fall nicht Größe suchen,
    Noch samml’ ich Gut, gleichviel mit welchem Neid:
    Ich habe, was zum Unterhalt mir g’nügt,
    Der Arme kehrt von meiner Tür vergnügt.
    Cade
. Da kommt der Eigentümer und wird mich wie einen Landstreicher greifen, weil ich ohne seine Erlaubnis auf sein

Weitere Kostenlose Bücher