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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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sicher? Solche Sicherheit
    Find’t wohl ein zitternd Lamm, umringt von Wölfen.
    Wär’ ich dabei gewesen, die ich nur
    Ein albern Weib bin, lieber hätt’ ich mich
    Auf der Soldaten Piken schleudern lassen,
    Als daß ich dem Vertrage mich gefügt.
    Doch dir gilt mehr dein Leben als die Ehre,
    Und da ich dieses sehe, scheid’ ich hier
    Mich, Heinrich, selbst von deinem Tisch und Bett,
    Bis man den Parlamentsschluß widerruft,
    Wodurch mein Sohn gebracht wird um sein Erb’.
    Die nord’schen Lords, die dein Panier verschworen,
    Ziehn meinem nach, sobald sie’s fliegen sehn;
    Und fliegen soll es, dir zu arger Schmach
    Und gänzlichem Ruin dem Hause York.
    So lass’ ich dich; – komm, Sohn, wir wollen fort,
    Bereit ist unser Heer: komm, ihnen nach!
    König Heinrich
.
    Bleib’, liebe Margareta! Hör’ mich an!
    Margareta
.
    Du sprachest schon zu viel: geh, mach’ dich fort!
    König Heinrich
.
    Du bleibst doch bei mir, Eduard, lieber Sohn?
    Margareta
.
    Ja, daß ihn seine Feind’ ermorden mögen.
    Prinz
.
    Wenn ich mit Sieg vom Felde kehre heim,
    Begrüß’ ich Euch; bis dahin folg’ ich ihr.
    Margareta
.
    Komm! Fort, mein Sohn! Wir dürfen so nicht zaudern.
    Königin Margareta und der Prinz ab.
    König Heinrich
.
    Die arme Königin! Wie ihre Liebe
    Zu mir und meinem Sohn in Wut ausbrach!
    Ihr werde Rach’ an dem verhaßten Herzog,
    Des Hochmut, von Begier beschwingt, die Krone
    Mir kosten wird, und wie ein gier’ger Adler
    Mein Fleisch zerhacken wird und meines Sohns!
    Mein Herz beängstigt der drei Lords Verlust.
    Ich schreib’ an sie und will sie freundlich bitten.
    Kommt, Vetter, denn Ihr sollt der Bote sein.
    Exeter
.
    Und ich, das hoff’ ich, werde sie versöhnen.
    Beide ab.
    ¶

Zweite Szene
    Ein Zimmer in der Burg Sandal, bei Wakefield in Yorkshire.
    Eduard, Richard und Montague treten auf.
    Richard
.
    Bruder, vergönnt mir, bin ich schon der Jüngste.
    Eduard
.
    Nicht doch, ich kann den Redner besser spielen.
    Montague
.
    Doch ich weiß Gründe von Gewicht und Kraft.
    York tritt auf.
    York
.
    Nun, meine Söhn’ und Bruder? So im Streit?
    Worüber ist der Zank? Wie fing er an?
    Eduard
.
    Kein Zank, nur eine kleine Zwistigkeit.
    York
.
    Um was?
    Richard
.
    Um was Eu’r Gnaden angeht, so wie uns:
    Die Krone Englands, welche Euer ist.
    York
.
    Mein, Knabe? Nicht vor König Heinrichs Tod.
    Richard
.
    Eu’r Recht hängt nicht an seinem Tod und Leben.
    Eduard
.
    Jetzt seid Ihr Erbe, drum genießt es jetzt.
    Laßt Ihr das Haus von Lancaster Odem schöpfen,
    So läuft’s am Ende, Vater, Euch zuvor.
    York
.
    Ich tat den Eid, er sollt’ in Ruh’ regieren.
    Eduard
.
    Doch um ein Königreich bricht man jeden Eid;
    Ein Jahr zu herrschen, bräch’ ich tausend Eide.
    Richard
.
    Verhüte Gott, daß Ihr meineidig würdet.
    York
.
    Das werd’ ich, wenn ich mit den Waffen fodre.
    Richard
.
    Das Gegenteil beweis’ ich, wenn Ihr hören wollt.
    York
.
    Du kannst es nicht; es ist unmöglich, Sohn.
    Richard
.
    Ein Eid gilt nichts, der nicht geleistet wird
    Vor einer wahren, rechten Obrigkeit,
    Die über den Gewalt hat, welcher schwört.
    Und Heinrich maßte bloß den Platz sich an;
    Nun seht Ihr, da er’s war, der ihn Euch abnahm,
    Daß Euer Eid nur leer und eitel ist.
    Drum zu den Waffen! Und bedenkt nur, Vater,
    Welch schönes Ding es ist, die Krone tragen,
    In deren Umkreis ein Elysium ist,
    Und was von Heil und Lust nur Dichter preisen.
    Was zögern wir doch so? Ich kann nicht ruhn,
    Bis ich die weiße Rose, die ich trage,
    Gefärbt im lauen Blut von Heinrichs Herzen.
    York
.
    Genug! Ich werde König oder sterbe. –
    Bruder, du sollst nach London alsobald
    Und Warwick zu dem Unternehmen spornen.
    Ihr, Richard, sollt zum Herzog Norfolk hin
    Und im Vertraun ihm unsern Vorsatz melden.
    Ihr, Eduard, sollt für mich zu Mylord Cobham,
    Mit dem die Kenter willig aufstehn werden.
    Auf sie vertrau’ ich; denn es sind Soldaten,
    Klug, höflich, freien Sinnes und voll Mut. –
    Derweil ihr dies betreibt, was bleibt mir übrig,
    Als die Gelegenheit zum Ausbruch suchen,
    Daß nicht der König meinen Anschlag merkt
    Noch irgendwer vom Hause Lancaster.
    Ein Bote tritt auf.
    Doch halt: was gibt’s? Was kommst du so in Eil’?
    Bote
.
    Die Königin samt allen nord’schen Lords
    Denkt hier in Eurer Burg Euch zu belagern.
    Sie ist schon nah mit zwanzigtausend Mann;
    Befestigt also Euren Sitz, Mylord!
    York
.
    Ja, mit dem Schwert. Denkst du, daß wir sie fürchten? –
    Eduard und Richard, ihr sollt bei mir bleiben;
    Mein

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