Sämtliche Dramen
ihn bestanden.
Und als zurück die kühnsten Ritter zogen,
Rief Richard: »Greift sie an! Weicht keinen Schritt!«
Und rief: »Eine Krone, sonst ein ruhmvoll Grab!
Ein Szepter, oder eine ird’sche Gruft!«
So griffen wir von neuem an: doch ach!
Wir schwankten wieder, wie ich wohl den Schwan
Der Flut sich fruchtlos sah entgegen mühn
Und sich erschöpfen an zu mächt’gen Wellen.
Kurzes Getümmel draußen.
Da horch! Die tödlichen Verfolger kommen,
Und ich bin schwach, kann ihre Wut nicht fliehn,
Und wär’ ich stark, wollt’ ihre Wut nicht meiden.
Gezählt sind meines Lebens Stundengläser;
Hier muß ich bleiben, hier mein Leben enden.
Königin Margareta, Clifford und Northuntberland treten auf mit Soldaten.
Kommt, blut’ger Clifford! stürmischer Northumberland!
Ich reize noch eu’r unauslöschlich Wüten:
Ich bin eu’r Ziel und stehe eurem Schuß.
Northumberland
.
Ergib dich unsrer Gnade, stolzer York!
Clifford
.
Ja, solche Gnade, wie sein grimm’ger Arm
Mit derber Zahlung meinem Vater bot.
Nun ist vom Wagen Phaeton gestürzt
Und macht schon Abend um die Mittagsstunde.
York
.
Mein Staub kann wie der Phönix einen Vogel
Erzeugen, der mich an euch allen rächt;
Und in der Hoffnung schau’ ich auf zum Himmel,
Verachtend, was ihr auch mir antun mögt.
Nun, kommt ihr nicht? So viele, und doch Furcht?
Clifford
.
So fechten Memmen, die nicht fliehn mehr können;
So hacken Tauben nach des Falken Klau’n;
So stoßen Dieb’, am Leben ganz verzweifelnd,
Schimpfreden gegen ihre Schergen aus.
York
.
O Clifford, denk’ doch einmal nur zurück!
Durchlauf’ im Sinne meine vor’ge Zeit
Und, kannst du vor Erröten, schau mich an
Und beiß’ dir auf die Zunge, welche den
Mit Feigheit schändet, dessen finstrer Blick
Schon sonst verzagen dich und fliehn gemacht.
Clifford
.
Ich will nicht mit dir wechseln Wort um Wort,
Nein, Streiche führen, zweimal zwei für einen.
Er zieht.
Margareta
.
Halt, tapfrer Clifford! Denn aus tausend Gründen
Möcht’ ich noch des Verräters Leben fristen. –
Zorn macht ihn taub: sprich du, Northumberland!
Northumberland
.
Halt, Clifford! Ehr’ ihn so nicht, nur den Finger
Zu ritzen, um das Herz ihm zu durchbohren.
Was wär’s für Tapferkeit, dem Hund, der fletscht,
Die Hand zu strecken zwischen seine Zähne,
Wenn man ihn fort kann schleudern mit dem Fuß?
Im Krieg ist’s Sitte, jeden Vorteil nutzen;
Zehn gegen eins setzt nicht den Mut herab.
Sie legen Hand an York, der sich sträubt.
Clifford
.
Ja ja, so sträubt die Schnepfe sich der Schlinge.
Northumberland
.
So zappelt das Kaninchen in dem Netz.
York wird zum Gefangenen gemacht.
York
.
So triumphieren Räuber mit der Beute,
So gibt der Redliche sich übermeistert.
Northumberland
.
Was will Eu’r Gnaden, daß wir mit ihm tun?
Margareta
.
Ihr Helden, Clifford und Northumberland,
Kommt, stellt ihn hier auf diesen Maulwurfs-Hügel,
Der Berge griff mit ausgestreckten Armen,
Doch nur den Schatten mit der Hand geteilt. –
Wart Ihr’s, der Englands König wollte sein?
Wart Ihr’s, der lärmt’ in unserm Parlament
Und predigte von seiner hohen Abkunft?
Wo ist Eu’r Rudel Söhn’, Euch beizustehn?
Der üpp’ge Eduard und der muntre George?
Und wo der tapfre, krumme Wechselbalg,
Eu’r Junge Richerz, dessen Stimme, brummend,
Bei Meuterei’n dem Tatte Mut einsprach?
Wo ist Eu’r Liebling Rutland mit den andern?
Sieh, York! Dies Tuch befleckt’ ich mit dem Blut,
Das mit geschärftem Stahl der tapfre Clifford
Hervor ließ strömen aus des Knaben Busen;
Und kann dein Aug’ um seinen Tod sich feuchten,
So geb’ ich dir’s, die Wangen abzutrocknen.
Ach, armer York! Haßt’ ich nicht tödlich dich,
So würd’ ich deinen Jammerstand beklagen.
So gräm’ dich doch, mich zu belust’gen, York!
Wie? Dörrte so das feur’ge Herz dein Innres,
Daß keine Träne fällt um Rutlands Tod?
Warum geduldig, Mann? Du solltest rasen;
Ich höhne dich, um rasend dich zu machen.
Stampf, tob’ und knirsch’, damit ich sing’ und tanze!
Du foderst, seh’ ich, Lohn für mein Ergötzen.
York spricht nicht, wenn er keine Krone trägt.
Eine Krone her! und, Lords, neigt euch ihm tief. –
Ihr, haltet ihn, ich setze sie ihm auf.
Sie setzt ihm eine papierne Krone auf.
Ei ja, nun sieht er einem König gleich!
Er ist’s, der König Heinrichs Stuhl sich nahm
Und der von ihm zum Erben war ernannt. –
Allein wie kömmt’s, daß Fürst Plantagenet
So
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