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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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Fod’rung wir auf andre Zeit verspart.
    George
.
    Doch da wir sahn, daß unser Sonnenschein
    Dir Frühling machte, ohne daß dein Sommer
    Uns Früchte trüge, legten wir die Axt
    An deine fremd hier eingedrängte Wurzel;
    Und traf uns selbst die Schärfe gleich ein wenig,
    So wisse, daß wir nach dem ersten Streich
    Davon nicht lassen, bis wir dich gefällt,
    Wo nicht, mit unserm heißen Blut gebadet.
    Eduard
.
    Und, so entschlossen, fodr’ ich dich zum Kampf
    Und will nichts mehr von Unterredung wissen,
    Da du das Wort dem sanften König wehrst.
    Trompeten blast! Laßt wehn die blut’gen Fahnen,
    Den Weg zum Sieg uns oder Grab zu bahnen!
    Margareta
.
    Halt, Eduard!
    Eduard
.
    Nein, hadernd Weib! Wir wollen auf und fort;
    Zehntausend Leben kostet heut dein Wort.
    Alle ab.
    ¶

Dritte Szene
    Schlachtfeld zwischen Towton und Saxton in Yorkshire.
    Getümmel. Angriffe. Warwick tritt auf.
    Warwick
.
    Von Müh’ erschöpft, wie von dem Wettlauf Renner,
    Leg’ ich mich hin, ein wenig zu verschnaufen;
    Denn manch empfangner Streich und viel erteilte
    Beraubten ihrer Kraft die straffen Sehnen,
    Und, willig oder nicht, muß ich hier ruhn.
    Eduard kommt gelaufen.
    Eduard
.
    O lächle, holder Himmel! oder triff,
    Unholder Tod! Denn finster blickt die Welt,
    Und Wolken haben Eduards Sonn’ umzogen.
    Warwick
.
    So sagt, Mylord! Wie glückt’s? Was ist für Hoffnung?
    George tritt auf.
    George
.
    Statt Glück Verlust, statt Hoffnung nur Verzweiflung.
    Gebrochen sind die Reih’n, uns folgt Verderben:
    Was ratet ihr? Wohin entfliehn wir doch?
    Eduard
.
    Da hilft nicht Flucht, sie folgen uns mit Flügeln,
    Und wir sind schwach und halten sie nicht auf.
    Richard tritt auf.
    Richard
.
    Ach, Warwick, warum hast du dich entfernt!
    Der durst’ge Grund trank deines Bruders Blut,
    Herausgezapft von Cliffords Lanzenspitze,
    Und in des Todes Ängsten rief er aus,
    Als wär’s ein dumpfer, fern gehörter Laut:
    »Warwick, räch’ du, räch’, Bruder, meinen Tod!«
    So, unter ihrer Rosse Bauch, die wild
    In heißem Blut die Fersenbüschel netzten,
    Gab seinen Geist der edle Ritter auf.
    Warwick
.
    So sei von unserm Blut die Erde trunken;
    Mein Pferd erschlag’ ich, denn ich will nicht fliehn.
    Was stehn wir wie weichherz’ge Weiber hier,
    Verlornes jammernd, da der Feind so tobt?
    Und schauen zu, als wär’s ein Trauerspiel,
    Zum Scherze nur von Spielern nachgeahmt?
    Hier auf den Knie’n schwör’ ich zu Gott im Himmel:
    Nie will ich wieder ruhn, nie stille stehn,
    Bis Tod die Augen mir geschlossen, oder
    Das Glück mein Maß von Rache mir geschafft.
    Eduard
.
    O Warwick! Meine Knie’ beug’ ich mit deinen
    Und kette meine Seel’ im Schwur an deine. –
    Und eh’ sich von der Erde kaltem Antlitz
    Die Knie’ erheben, werf’ ich meine Hände,
    Die Augen und das Herz zu dir empor,
    Der Kön’ge niederstürzet und erhöht!
    Dich flehend, wenn’s dein Wille so beschloß,
    Daß dieser Leib der Feinde Raub muß sein,
    Daß doch dein ehern Himmelstor sich öffne
    Und lasse meine sünd’ge Seele durch!
    Nun scheidet, Lords, bis wir uns wieder treffen,
    Wo es auch sei, im Himmel oder auf Erden.
    Richard
.
    Bruder, gib mir die Hand, und, lieber Warwick,
    Laß meine müden Arme dich umfassen.
    Ich, der nie weinte, schmelze jetzt im Gram,
    Daß unsem Lenz dahin der Winter nahm.
    Warwick
.
    Fort, fort! Noch einmal, lieben Lords, lebt wohl!
    George
.
    Doch gehn wir insgesamt zu unsern Scharen,
    Und wer nicht bleiben will, dem gönnt zu fliehn,
    Und nennt die Pfeiler, die bei uns verharren,
    Und wenn’s gelingt, verheißet solchen Lohn,
    Wie der Olymp’schen Spiele Sieger tragen:
    Das pflanzt wohl Mut in ihre bange Brust,
    Denn Hoffnung ist auf Leben noch und Sieg.
    Nicht länger zaudert: auf mit aller Macht!
    Alle ab.
    ¶

Vierte Szene
    Ein andrer Teil des Schlachtfeldes.
    Angriffe. Richard und Clifford treten auf.
    Richard
.
    Nun, Clifford, dich allein las ich mir aus.
    Denk’, dieser Arm sei für den Herzog York,
    Und der für Rutland; beid’ auf Rache dringend,
    Wärst du mit eh’rner Mauer auch umgeben.
    Clifford
.
    Nun, Richard, bin ich hier mit dir allein:
    Dies ist die Hand, die deinen Vater traf,
    Dies ist die Hand, die deinen Bruder schlug;
    Und hier das Herz, um ihren Tod frohlockend,
    Das diese Hände stärkt, die beid’ erschlugen,
    Das Gleiche zu vollstrecken an dir selbst!
    Und somit sieh dich vor!
    Sie fechten, Warwich kommt dazu, Clifford flieht.
    Richard
.
    Nein, Warwick, lies ein andres Wild dir aus,
    Ich

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