Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
Vom Netzwerk:
hielt wie seiner Seele Heil,
    Ist von dem finstern Clifford umgebracht.
    Warwick
.
    Schon vor zehn Tagen hab’ ich diese Zeitung
    Ertränkt in Tränen, und, eu’r Weh zu häufen,
    Meld’ ich euch jetzt, was sich seitdem begab.
    Nach jenem blutigen Gefecht bei Wakefield,
    Wo euer wackrer Vater seinen Otem
    Hat ausgehaucht, ward Nachricht mir gebracht,
    So schnell, wie nur die Boten laufen konnten,
    Von eurer Niederlag’ und seinem Scheiden.
    Ich nun in London, als des Königs Hüter,
    Hielt Must’rung, sammelte der Freunde Scharen
    Und zog, sehr gut gerüstet, wie ich glaubte,
    Sankt Albans zu, die Königin zu hemmen;
    Den König nahm ich, mir zu Gunsten, mit.
    Denn meine Späher hatten mir berichtet,
    Sie komme mit dem ausgemachten Zweck,
    Den letzten Parlamentsschluß zu vernichten
    Betreffend Heinrichs Eid und euer Erbrecht.
    Um kurz zu sein: es trafen zu Sankt Albans
    Sich die Geschwader, beide fochten scharf;
    Doch, ob es nun des Königs Kälte war,
    Der auf sein krieg’risch Weib gar milde blickte,
    Was des erhitzten Muts mein Volk beraubte;
    Ob auch vielleicht der Ruf von ihrem Sieg;
    Ob ungemeine Furcht vor Cliffords Strenge,
    Der Blut und Tod zu den Gefangnen donnert,
    Kann ich nicht sagen: doch, um wahr zu enden,
    Wie Blitze kam und ging der Feinde Wehr;
    Der Unsern, wie der Eule träger Flug,
    Wie wohl ein träger Drescher mit dem Flegel,
    Fiel ganz gelind, als ob sie Freunde träfen.
    Ich trieb sie an mit der gerechten Sache,
    Mit hohen Soldes, großen Lohns Verheißung.
    Umsonst! Sie hatten zum Gefecht kein Herz,
    Wir keine Hoffnung auf den Sieg durch sie,
    So daß wir flohn: zur Königin der König,
    Lord George, eu’r Bruder, Norfolk und ich selbst
    Sind schleunigst hergeeilt, zu euch zu stoßen,
    Da wir gehört, ihr wär’t in diesen Marken
    Und brächtet Mannschaft auf zu neuem Kampf.
    Eduard
.
    Wo ist der Herzog Norfolk, lieber Warwick?
    Und wann kam George von Burgund nach England?
    Warwick
.
    Der Herzog steht etwa sechs Meilen weit
    Mit seiner Schar, und euren Bruder sandte
    Jüngst eure güt’ge Tante von Burgund
    Mit einer Hülfsmacht zu dem nöt’gen Krieg.
    Richard
.
    Das muß wohl Übermacht gewesen sein,
    Fürwahr, wo der beherzte Warwick floh!
    Oft hört’ ich beim Verfolgen seinen Ruhm,
    Doch nie bis jetzt beim Rückzug seine Schande.
    Warwick
.
    Auch jetzt nicht hörst du, Richard, meine Schande;
    Denn wisse, diese starke Rechte kann
    Von Heinrichs schwachem Haupt das Diadem,
    Aus seiner Faust das hehre Szepter reißen,
    Wär’ er so ruhmvoll auch und kühn im Kriege,
    Als man ihn milde, fromm und friedlich rühmt.
    Richard
.
    Ich weiß es wohl, Lord Warwick, schilt mich nicht;
    Für deinen Glanz der Eifer heißt mich reden.
    Doch, in der trüben Zeit, was ist zu tun?
    Soll’n wir hinweg die Panzerhemden werfen,
    Den Leib in schwarze Trauerkleider hüllen,
    Am Rosenkranz Ave-Maria zählend?
    Wie? Oder soll’n wir auf der Feinde Helmen
    Mit rächerischem Arm die Andacht üben?
    Seid ihr für dies, sagt Ja, und Lords, wohlauf!
    Warwick
.
    Ja, deshalb hat euch Warwick aufgesucht,
    Und deshalb kommt mein Bruder Montague.
    Vernehmt mich, Lords. Der frechen Königin,
    Samt Clifford und Northumberland, dem stolzen,
    Und andern stolzen Gästen dieses Schlags,
    Gelang’s, den König leicht wie Wachs zu schmelzen.
    Er schwor zu eurem Erbrecht Beistimmung,
    Verzeichnet ist sein Eid im Parlament;
    Und nun ist all die Schar nach London hin,
    Den Eidschwur zu entkräften und was sonst
    Dem Hause Lancaster zuwider ist.
    Ich denke, dreißigtausend sind sie stark;
    Wenn nun der Beistand Norfolks und der meine,
    Und was an Freunden, wackrer Graf von March,
    Du schaffen kannst bei den ergebnen Wäl’sehen,
    Sich nur beläuft auf fünfundzwanzigtausend:
    Wohlan! so ziehn gesamt nach London wir,
    Besteigen nochmals die beschäumten Rosse
    Und rufen nochmals: In den Feind gestürmt!
    Nie wieder Rücken wenden oder fliehn.
    Richard
.
    Ja, nun hör’ ich den großen Warwick reden!
    Nie werde mehr durch Sonnenschein erfreut,
    Wer Rückzug ruft, wenn Warwick Halt gebeut.
    Eduard
.
    Lord Warwick, deine Schulter soll mich stützen,
    Und wenn du sinkst (verhüte Gott die Stunde!),
    Muß Eduard fallen, was der Himmel wende!
    Warwick
.
    Nicht länger Graf von March, nein, Herzog York;
    Die nächste Stuf’ ist Englands hoher Thron.
    Du sollst als König ausgerufen werden
    In jedem Flecken, wie wir weiter ziehn,
    Und wer vor Freude nicht die Mütze wirft,
    Verwirke seinen Kopf für das Vergehn.
    König

Weitere Kostenlose Bücher