Sämtliche Dramen
fliegenden Fahnen.
Warwick
.
O freudenreiche Fahnen! Oxford kommt.
Oxford
.
Oxford, Oxford, für Lancaster!
Zieht mit seinen Truppen in die Stadt.
Gloster
.
Das Tor steht offen, laßt uns auch hinein!
König Eduard
.
Ein andrer Feind könnt’ uns in Rücken fallen.
Nein, stehn wir wohl gereiht; denn sicher brechen
Sie bald heraus und bieten uns die Schlacht.
Wo nicht, da sich die Stadt nicht halten kann,
Sind die Verräter drin bald aufzuscheuchen.
Warwick
.
Willkommen, Oxford! Wir bedürfen dein.
Montague kommt mit klingendem Spiel und fliegenden Fahnen.
Montague
.
Montague, Montague, für Lancaster!
Zieht mit seinen Truppen in die Stadt.
Gloster
.
Du und dein Bruder sollen den Verrat
Mit eurer Leiber bestem Blut bezahlen.
König Eduard
.
Je stärkrer Gegenpart, je größrer Sieg;
Glück und Gewinn weissagt mir mein Gemüt.
Somerset kommt mit klingendem Spiel und fliegenden Fahnen.
Somerset
.
Somerset, Somerset, für Lancaster!
Zieht mit seinen Truppen in die Stadt.
Gloster
.
Zwei Herzöge von Somerset wie du
Verkauften an das Haus von York ihr Leben:
Du sollst der dritte sein, hält nur dies Schwert.
Clarence kommt mit klingendem Spiel und fliegenden Fahnen.
Warwick
.
Seht da, wie George von Clarence zieht einher
Mit Macht genug, dem Bruder Schlacht zu bieten;
Ihm gilt ein biedrer Eifer für das Recht
Mehr als Natur und brüderliche Liebe. –
Komm, Clarence, komm! Du wirst’s, wenn Warwick ruft.
Clarence
.
Weißt du, was dies bedeutet, Vater Warwick?
Nimmt die rote Rose von seinem Hut.
Sieh hier, ich werfe meine Schmach dir zu!
Nicht stürzen will ich meines Vaters Haus,
Des eignes Blut die Steine fest gekittet,
Und Lancaster erhöhn. Wie? Meinst du, Warwick,
Clarence sei so verhärtet, unnatürlich,
Das tödliche Gerät des Kriegs zu wenden
Auf seinen Bruder und rechtmäß’gen König?
Du rückst vielleicht den heil’gen Eid mir vor?
Ruchloser wär’ ich, hielt’ ich diesen Eid,
Als Jephta, seine Tochter hinzuopfern.
So nah geht meine Übertretung mir,
Daß, um mit meinem Bruder gut zu stehn,
Ich hier für deinen Todfeind mich erkläre,
Mit dem Entschluß, wo ich dich treffen mag
(Und treffen werd’ ich dich, wenn du dich rührst),
Für dein so frech Mißleiten dich zu plagen.
Und so, hochmüt’ger Warwick, trotz’ ich dir
Und wend’ errötend mich dem Bruder zu. –
Verzeih’ mir, Eduard, ich will’s besser machen;
Und, Richard, zürne meinen Fehlern nicht:
Ich will hinfort nicht unbeständig sein.
König Eduard
.
Willkommen nun, und zehnmal mehr geliebt,
Als hätt’st du niemals unsern Haß verdient.
Gloster
.
Willkommen, Clarence! Das ist brüderlich.
Warwick
.
O Erzverräter, falsch und ungerecht!
König Eduard
.
Nun, Warwick, willst du aus der Stadt und fechten?
Sonst fliegen bald die Stein’ um deinen Kopf.
Warwick
.
Ach, bin ich doch nicht eingesperrt zur Wehr.
Ich will nach Barnet unverzüglich fort
Und, Eduard, wo du darfst, die Schlacht dir bieten.
König Eduard
.
Ja, Warwick, Eduard darf und zieht voran.
Lords, in das Feld hinaus! Sankt George und Sieg!
Ein Marsch. Alle ab.
¶
Zweite Szene
Ein Schlachtfeld bei Barnet.
Getümmel und Angriffe, König Eduard bringt den verwundeten Warwick.
König Eduard
.
So, lieg’ du da; stirb du und unsre Furcht,
Denn Warwick war uns allen eine Scheuche.
Nun, Montague, sitz’ fest! Dich such’ ich auf
Und bringe dein Gebein ihm in den Kauf.
Ab.
Warwick
.
Ach, wer ist nah? Freund oder Feind, er komme
Und sage, wer gesiegt: York oder Warwick?
Weswegen frag’ ich? Mein zerstückter Leib,
Mein Blut, mein krankes Herz, die Ohnmacht zeigt,
Daß ich den Leib der Erde lassen muß
Und meinem Feind den Sieg durch meinen Fall.
So weicht der Axt die Zeder, deren Arme
Dem königlichen Adler Schutz verliehn,
In deren Schatten schlafend lag der Leu,
Die mit dem Wipfel Jovis breiten Baum
Weit überschauet hat und niedre Stauden
Vor dem gewalt’gen Wintersturm gedeckt.
Die Augen, jetzt vom Todesschlei’r umdüstert,
Sind hell gewesen wie die Mittagssonne,
Den heimlichen Verrat der Welt zu spähn.
Die Falten meiner Stirn, jetzt voller Blut,
Sind Königsgrüften oft verglichen worden:
Denn weiches Königs Grab konnt’ ich nicht graben?
Wer lächelte, wenn Warwick finster sah?
Nun ist mein Glanz befleckt mit Staub und Blut.
Die Lustgeheg’ und Güter, die ich hatte,
Verlassen mich; von allen Länderei’n
Bleibt nichts mir übrig als des Leibes
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