Sämtliche Dramen
senden.
Montgomery
.
Gehabt Euch wohl denn! Ich will wieder fort:
Dem König, keinem Herzog wollt’ ich dienen.
Trommeln gerührt! und laßt uns weiter ziehn.
Die Trommeln fangen einen Marsch an.
König Eduard
.
Ein Weilchen haltet noch; laßt uns erwägen,
Wie man zur Krone sicher kommen möchte.
Montgomery
.
Was sprecht Ihr von Erwägen? Kurz und gut,
Erklärt Ihr Euch nicht hier für unsern König,
So überlass’ ich Eurem Schicksal Euch
Und breche auf, um die zurückzuhalten,
Die Euch zu helfen kommen; denn warum,
Wenn Ihr kein Recht behauptet, föchten wir?
Gloster
.
Wozu doch, Bruder, die Bedenklichkeiten?
König Eduard
.
Wenn wir erst stärker sind, dann wollen wir
An unsre Fodrung denken; bis dahin
Ist’s Weisheit, unsre Meinung zu verbergen.
Hastings
.
Jetzt fort mit scheuem Witz! Das Schwert regiere!
Gloster
.
Und kühner Mut erklimmt am ersten Thronen.
Bruder, wir rufen auf der Stell’ Euch aus;
Der Ruf davon wird viele Freund’ Euch schaffen.
König Eduard
.
So sei es, wie ihr wollt: denn ’s ist mein Recht,
Und Heinrich maßt das Diadem sich an.
Montgomery
.
Ja, jetzo spricht mein Fürst ganz wie er selbst,
Und jetzo will ich Eduards Kämpfer sein.
Hastings
.
Trompeten, blast! Wir rufen Eduard aus.
Komm, Kamerad, verrichte du den Ausruf.
Gibt ihm einen Zettel. Trompetenstoß.
Soldat
liest. »Eduard der Vierte, von Gottes Gnaden König von England und Frankreich und Herr von Irland, u.s.w.«
Montgomery
.
Und wer da leugnet König Eduards Recht,
Den fodr’ ich durch dies Zeichen zum Gefecht.
Wirft seinen Handschuh nieder.
Alle
.
Lang’ lebe Eduard der Vierte!
König Eduard
.
Dank, tapferer Montgomery! Dank euch allen!
Hilft mir das Glück, so lohn’ ich eure Güte.
Jetzt, auf die Nacht, laßt hier in York uns rasten,
Und wenn die Morgensonne ihren Wagen
Am Rande dieses Horizonts erhebt,
Auf Warwick los und seine Mitgenossen,
Denn, wie bekannt, ist Heinrich kein Soldat.
Ach, störr’ger Clarence! Wie übel es dir steht,
Daß du vom Bruder läßt und Heinrich schmeichelst!
Doch dich und Warwick treff’ ich, wie ich kann.
Auf, tapfre Scharen! Zweifelt nicht am Siege
Und nach dem Sieg am reichen Lohn der Kriege!
Alle ab.
¶
Achte Szene
London. Ein Zimmer im Palast.
König Heinrich, Warwick, Clarence, Montague, Exeter und Oxford treten auf.
Warwick
.
Lords, was zu tun? Aus Belgien hat Eduard
Mit hast’gen Deutschen, plumpen Niederländern
In Sicherheit den schmalen Sund durchschifft
Und zieht mit Heeresmacht auf London zu,
Und viel betörtes Volk schart sich zu ihm.
Oxford
.
Man werbe Mannschaft, ihn zurückzuschlagen.
Clarence
.
Leicht wird ein kleines Feuer ausgetreten,
Das, erst geduldet, Flüsse nicht mehr löschen.
Warwick
.
In Warwickshire hab’ ich ergebne Freunde,
Im Frieden ruhig, aber kühn im Krieg,
Die ich versammeln will; und du, Sohn Clarence,
Bemühst dich in Suffolk, Norfolk und in Kent,
Die Edelleut’ und Ritter aufzubieten;
Du, Bruder Montague, wirst Leute finden
In Buckingham, Northampton, Leicestershire,
Was du befiehlst, zu hören wohl geneigt;
Du, tapfrer Oxford, wunderbar beliebt,
Sollst deine Freund’ in Oxfordshire versammeln.
Mein Fürst soll in der treuen Bürger Mitte,
Wie dieses Eiland, von der See umgürtet,
Wie in der Nymphen Kreis die keusche Göttin,
In London bleiben, bis wir zu ihm kommen.
Nehmt Abschied, Lords, erwidert weiter nicht. –
Lebt wohl, mein Fürst!
König Heinrich
.
Leb wohl, mein Hektor! Meines Troja Hoffnung!
Clarence
.
Zum Pfand der Treu’ küss’ ich Eu’r Hoheit Hand.
König Heinrich
.
Mein wohlgesinnter Clarence, sei beglückt!
Montague
.
Getrost, mein Fürst! Und somit nehm’ ich Abschied.
Oxford
indem er Heinrichs Hand küßt.
Und so versiegl’ ich meine Treu’ und scheide.
König Heinrich
.
Geliebter Oxford, bester Montague
Und all’ ihr andern, nochmals lebet wohl!
Warwick
.
Auf, Lords! Wir treffen uns zu Coventry.
Warwick, Clarence, Oxford und Montague ab.
König Heinrich
.
Hier im Palast will ich ein wenig ruhn.
Vetter von Exeter, was denket Ihr?
Mich dünkt, das Heer, das Eduard aufgebracht,
Muß meinem nicht die Spitze bieten können.
Exeter
.
Ja, wenn er nur die andern nicht verführt.
König Heinrich
.
Das fürcht’ ich nicht, mir schaffte Ruhm mein Tun.
Ich stopfte ihren Bitten nicht mein Ohr,
Schob die Gesuche nicht bei Seit’ mit Zögern;
Mein Mitleid war ein Balsam ihren Wunden,
Des vollen Jammers
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