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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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Länge.
    Was ist Pomp, Hoheit, Macht, als Erd’ und Staub?
    Lebt, wie ihr könnt, ihr seid des Todes Raub.
    Oxford und Somerset treten auf.
    Somerset
.
    Ach, Warwick, Warwick! Wärst du, wie wir sind,
    Wir könnten ganz noch den Verlust ersetzen.
    Die Königin hat eine große Macht
    Aus Frankreich mitgebracht, die Zeitung hörten
    Wir eben jetzt: ach, könntest du nur fliehn!
    Warwick
.
    Dann wollt’ ich doch nicht fliehn. – Ach, Montague,
    Nimm meine Hand, bist du da, lieber Bruder,
    Halt’ meine Seele auf mit deinen Lippen!
    Du liebst mich nicht, sonst wüschen deine Tränen
    Dies kalte, starre Blut weg, das die Lippen
    Mir so verklebt und mich nicht reden läßt.
    Komm schleunig, Montague, sonst bin ich tot.
    Somerset
.
    Ach, Warwick! Montague ist hingeschieden,
    Und Warwick rief er bis zum letzten Hauch
    Und sagt’: »Empfiehl mich meinem tapfern Bruder!«
    Mehr wollt’ er sagen, und er sprach auch mehr,
    Das scholl wie in Gewölben ein Geschütz,
    Es war nicht zu vernehmen; doch zuletzt
    Hört’ ich mit Stöhnen deutlich ausgesprochen:
    »Oh, leb wohl, Warwick!«
    Warwick
.
    Ruh’ seiner Seele! – Flieht und rettet euch,
    Denn Warwick sagt euch Lebewohl bis auf den Himmel.
    Stirbt.
    Oxford
.
    Fort! Fort! dem Heer der Königin entgegen!
    Alle ab mit Warwicks Leiche.
    ¶

Dritte Szene
    Ein andrer Teil des Schlachtfeldes.
    Trompetenstoß. König Eduard kommt triumphierend mit Clarence, Gloster und den übrigen.
    König Eduard
.
    So weit hält aufwärts unser Glück den Lauf,
    Und mit des Sieges Kranz sind wir geziert.
    Doch mitten in dem Glanze dieses Tags
    Erspäh’ ich eine schwarze, droh’nde Wolke,
    Die unsrer lichten Sonne wird begegnen,
    Eh’ sie ihr ruhig Bett im West erreicht.
    Ich meine Lords, das Heer der Königin,
    In Gallien angeworben, hat gelandet
    Und zieht, so hören wir, zum Kampf heran.
    Clarence
.
    Ein Lüftchen wird die Wolke bald zerstreun
    Und zu dem Quell sie wehn, woher sie kam:
    Schon deine Strahlen trocknen diese Dünste;
    Nicht jede Wolk’ erzeugt ein Ungewitter.
    Gloster
.
    Man schätzt die Königin auf dreißigtausend,
    Und Somerset und Oxford flohn zu ihr.
    Glaubt, wenn man sie zu Atem kommen läßt,
    So wird ihr Anhang ganz so stark wie unsrer.
    König Eduard
.
    Wir sind berichtet von getreuen Freunden,
    Daß sie den Lauf nach Tewksbury gewandt.
    Da wir bei Barnet jetzt das Feld behauptet,
    Laßt gleich uns hin, denn Lust verkürzt den Weg,
    Und unterwegs wird unsre Macht sich mehren
    In jeder Grafschaft, wie wir weiter ziehn.
    So rührt die Trommel, ruft: wohlauf! und fort!
    Alle ab.
    ¶

Vierte Szene
    Ebne bei Tewksbury.
    Ein Marsch. Königin Margareta, Prinz Eduard, Somerset, Oxford und Soldaten.
    Margareta
.
    Ihr Lords, kein Weiser jammert um Verlust,
    Er sucht mit freud’gem Mut ihn zu ersetzen.
    Ist schon der Mast nun über Bord gestürzt,
    Das Tau gerissen, eingebüßt der Anker,
    Die halbe Mannschaft in der Flut verschlungen,
    Doch lebt noch der Pilot; wär’s recht, daß er
    Das Steu’r verließe, wie ein banger Knabe
    Die See vermehrte mit betränten Augen
    Und das verstärkte, was zu stark schon ist,
    Indes das Schiff bei seinem Jammern scheitert,
    Das Fleiß und Mut noch hätte retten mögen?
    Ach, welche Schande, welch Vergeh’n wär’ das!
    War Warwick unser Anker auch: was tut’s?
    Und Montague der große Mast: was schadet’s?
    Erschlagne Freunde unser Tauwerk: nun?
    Sagt, ist nicht Oxford hier ein andrer Anker?
    Und Somerset ein andrer wackrer Mast?
    Die Freund’ aus Frankreich Tau- und Segelwerk?
    Und warum dürften Eduard und ich,
    Zwar ungeübt, für diesmal nicht das Amt
    Des wohlgeübten Steuermanns versehn?
    Wir wollen nicht vom Ruder weg und weinen,
    Wir lenken (sagt der Wind schon nein) die Fahrt
    Von Sand und Klippen weg, die Schiffbruch drohn.
    Die Wellen schelten, hilft so viel als loben,
    Und was ist Eduard als ein wütend Meer?
    Was Clarence, als ein Triebsand des Betrugs?
    Und Richard, als ein tödlich schroffer Fels?
    Sie alle unsers armen Fahrzeugs Feinde.
    Setzt, ihr könnt schwimmen: ach, das währt nicht lange;
    Den Sand betretet: schleunig sinkt ihr da;
    Den Fels erklimmt: die Flut spült euch hinweg,
    Sonst sterbt ihr Hungers, das ist dreifach Tod.
    Dies sag’ ich, Lords, um euch zu überzeugen,
    Wenn euer einer fliehen wollte, sei
    Mehr Gnade nicht zu hoffen von den Brüdern
    Als von ergrimmten Wellen, Bänken, Klippen.
    Getrost denn! Das bejammern oder fürchten,
    Was unvermeidlich ist, wär’ kind’sche

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