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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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wegen?
    Gloster
.
    Denkst du, ich sei ein Henker?
    König Heinrich
.
    Ja, ein Verfolger bist du, wie ich weiß;
    Ist Unschuld morden eines Henkers Tat,
    So bist du ja ein Henker.
    Gloster
.
    Deinen Sohn
    Hab’ ich für seinen Hochmut umgebracht.
    König Heinrich
.
    Oh, hätte man dich umgebracht, als du
    Zuerst dich überhobst, so wärst du nicht
    Am Leben, meinen Sohn mir umzubringen.
    Und also prophezei’ ich, daß viel Tausend,
    Die nicht ein Teilchen meiner Furcht noch ahnden,
    Und manches Greisen, mancher Witwe Seufzer
    Und mancher Waise überschwemmtes Auge
    (Die Greis’ um Söhne, Frau’n um ihre Gatten,
    Die Waisen um der Eltern frühen Tod)
    Die Stunde noch, die dich gebar, bejammern.
    Die Eule schrie dabei, ein übles Zeichen;
    Die Krähe krächzte, Unglückszeit verkündend;
    Der Sturm riß Bäume nieder, Hunde heulten,
    Der Rabe kauzte sich auf Feueressen,
    Und Elstern schwatzten in mißhell’gen Weisen.
    Mehr als der Mutter Wehen fühlte deine,
    Und keiner Mutter Hoffnung kam ans Licht:
    Ein roher, mißgeformter Klumpe nur,
    Nicht gleich der Frucht von solchem wackern Baum.
    Du hattest Zähn’ im Kopf bei der Geburt,
    Zum Zeichen, daß du kämst, die Welt zu beißen,
    Und ist das andre wahr, was ich gehört,
    Kamst du –
    Gloster
.
    Nichts weiter! Stirb, Prophet, in deiner Rede!
    Durchsticht ihn.
    Dazu ward unter anderm ich berufen.
    König Heinrich
.
    Ja, und zu vielem Metzeln noch. – O Gott,
    Vergib mir meine Sünden, ihm verzeih’!
    Stirbt.
    Gloster
.
    Wie? Sinkt der Lancaster hochstrebend Blut
    Doch in den Grund? Ich dacht’, es würde steigen.
    Seht, wie mein Schwert weint um des Königs Tod!
    Oh, stets vergieße solche Purpurtränen,
    Wer irgend unsers Hauses Umsturz wünscht!
    Wenn noch ein Funken Leben übrig ist,
    Hinab zur Höll’! und sag, ich sandte dich,
    durchsticht ihn noch einmal
    Ich, der nichts weiß von Mitleid, Lieb’ und Furcht. –
    Ja, es ist wahr, wovon mir Heinrich sprach,
    Denn öfters hört’ ich meine Mutter sagen,
    Daß ich zur Welt, die Beine vorwärts, kam.
    Was meint ihr, hatt’ ich keinen Grund zur Eil’,
    Die unser Recht sich angemaßt, zu stürzen?
    Die Wehemutter staunt’, es schrien die Weiber.
    »Hilf Jesus! Zähne bringt er auf die Welt.«
    Die hatt’ ich auch, das zeigte klärlich an,
    Ich sollte knurren, beißen wie ein Hund.
    Weil denn der Himmel meinen Leib so formte,
    Verkehre demgemäß den Geist die Hölle.
    Ich habe keinen Bruder, gleiche keinem,
    Und Liebe, die Graubärte göttlich nennen,
    Sie wohn’ in Menschen, die einander gleichen,
    Und nicht in mir: ich bin ich selbst allein.
    Clarence, gib acht! Du stehst im Lichte mir,
    Doch einen schwarzen Tag such’ ich dir aus;
    Denn solche Weissagung flüstr’ ich umher,
    Daß Eduard für sein Leben fürchten soll,
    Und dann, ihn zu befrein, werd’ ich dein Tod.
    Der König Heinrich und sein Prinz sind hin:
    Clarence, dich trifft die Reih’; die andern dann.
    Ich achte nichts mich, bis ich alles kann.
    Die Leiche werf’ ich in die nächste Kammer;
    Triumph ist, Heinrich, mir dein letzter Jammer!
    Ab mit der Leiche.
    ¶

Siebente Szene
    Ein Zimmer im Palast.
    Man sieht König Eduard auf seinem Thron sitzen, Königin Elisabeth mit dem kleinen Prinzen, Clarence, Gloster, Hastings und andre um ihn her.
    König Eduard
.
    Noch einmal sitzen wir auf Englands Thron,
    Zurückgekauft mit unsrer Feinde Blut.
    Wie tapfre Gegner mähten wir nicht nieder,
    Wie herbstlich Korn, in ihrem höchsten Stolz!
    Drei Herzöge von Somerset, dreifältig
    Berühmt als kühne, zuverläss’ge Krieger;
    Zwei Cliffords, so den Vater wie den Sohn;
    Und zwei Northumberlands, so brave Ritter
    Ihr Roß je bei Trompetenklang gespornt;
    Alsdann die beiden wackern Bären, Warwick
    Und Montague, sie, die in ihren Ketten
    Den königlichen Leu’n gefesselt haben,
    Vor deren Brüllen oft der Wald erbebt.
    So scheuchten wir Verdacht von unserm Thron
    Und machten Sicherheit zum Schemel uns. –
    Komm, Betty, her, laß meinen Sohn mich küssen. –
    Mein Kind, für dich bin ich und meine Brüder
    Die Winternacht gerüstet wach geblieben,
    Zu Fuß gewandert in des Sommers Glut,
    Daß dein die Kron’ in Frieden wieder wäre,
    Und ernten sollst du unsrer Mühen Frucht.
    Gloster
beiseit.
    Wenn Ihr zur Ruh’ Euch legt, verderb’ ich sie,
    Denn noch bemerkt man kaum mich in der Welt.
    Zum Heben ward die Schulter mir getürmt,
    Und heben soll sie Lasten, oder brechen. –
    Du, bahne mir den Weg, und dies vollbringe!
    König

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