Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
Vom Netzwerk:
Majestät,
    Besorgt um meine Sicherheit, verordnet
    Mir dies Geleit, mich nach dem Turm zu schaffen.
    Gloster
.
    Aus welchem Grund?
    Clarence
.
    Weil man mich George nennt.
    Gloster
.
    Ach, Mylord, das ist Euer Fehler nicht,
    Verhaften sollt’ er darum Eure Paten.
    Oh, vielleicht hat Seine Majestät im Sinn,
    Umtaufen Euch zu lassen dort im Turm.
    Doch was bedeutet’s, Clarence? Darf ich’s wissen?
    Clarence
.
    Ja, Richard, wann ich’s weiß: denn ich beteure,
    Noch weiß ich’s nicht; nur dies hab’ ich gehört,
    Er horcht auf Weissagungen und auf Träume,
    Streicht aus dem Alphabet den Buchstab G
    Und spricht, ein Deuter sagt’ ihm, daß durch G
    Enterbung über seinen Stamm ergeh’;
    Und weil mein Name George anfängt mit G,
    So denkt er, folgt, daß es durch mich gescheh’.
    Dies, wie ich hör’, und Grillen, diesen gleich,
    Bewogen Seine Hoheit zum Verhaft.
    Gloster
.
    So geht’s, wenn Weiber einen Mann regieren,
    ’s ist Eduard nicht, der in den Turm Euch schickt;
    Mylady Grey, sein Weib, Clarence, nur sie
    Reizt ihn zu diesem harten Äußersten.
    War sie es nicht und jener Mann der Ehren,
    Ihr guter Bruder, Anton Woodville,
    Die in den Turm Lord Hastings schicken ließen,
    Von wo er eben heute losgekommen?
    Wir sind nicht sicher, Clarence, sind nicht sicher.
    Clarence
.
    Beim Himmel, niemand ist es als die Sippschaft
    Der Königin und nächtliche Herolde,
    Des Königs Botenläufer zu Frau Shore.
    Hörtet Ihr nicht, wie sich demütig flehend
    Lord Hastings um Befreiung an sie wandte?
    Gloster
.
    Demütig klagend ihrer Göttlichkeit,
    Ward der Herr Oberkämmerer befreit.
    Hört an, ich denk’, es wär’ die beste Art,
    Wenn wir in Gunst beim König bleiben wollen,
    Bei ihr zu dienen und Livrei zu tragen.
    Die eifersücht’ge, abgenutzte Witwe
    Und jene, seit mein Bruder sie geadelt,
    Sind mächtige Gevatterfrau’n im Reich.
    Brakenbury
.
    Ich ersuch Eu’r Gnaden beide, zu verzeihn,
    Doch Seine Majestät hat streng befohlen,
    Daß niemand, welches Standes er auch sei,
    Soll sprechen insgeheim mit seinem Bruder.
    Gloster
.
    Ja so! Beliebt’s Eu’r Edeln, Brakenbury,
    So hört nur allem, was wir sagen, zu:
    Es ist kein Hochverrat, mein Freund. Wir sagen,
    Der König sei so weis’ als tugendsam,
    Und sein verehrtes Eh’gemahl an Jahren
    Ansehnlich, schön und ohne Eifersucht;
    Wir sagen, Shores Weib hab’ ein hübsches Füßchen,
    Ein Kirschenmündchen, Äugelein, und wundersüße Zunge,
    Und daß der Kön’gin Sippschaft adlig worden.
    Was sagt Ihr, Herr? Ist alles das nicht wahr?
    Brakenbury
.
    Mylord, ich bin bei allem dem nichts nutz.
    Gloster
.
    Nichtsnutzig bei Frau Shore? Hör’ an, Gesell:
    Ist wer bei ihr nichtsnutzig als der eine,
    Der tät’ es besser insgeheim, alleine.
    Brakenbury
.
    Als welcher eine, Mylord?
    Gloster
.
    Ihr Mann, du Schuft; willst du mich fangen?
    Brakenbury
.
    Ich ersuch’ Eu’r Gnaden, zu verzeihn, wie auch
    Nicht mehr zu sprechen mit dem edlen Herzog.
    Clarence
.
    Wir kennen deinen Auftrag, Brakenbury,
    Und woll’n gehorchen.
    Gloster
.
    Wir sind die Verworfnen
    Der Königin und müssen schon gehorchen.
    Bruder, lebt wohl! Ich will zum König gehn,
    Und wozu irgend Ihr mich brauchen wollt,
    Müßt’ ich auch Eduards Witwe Schwester nennen,
    Ich will’s vollbringen, um Euch zu befrein.
    Doch diese tiefe Schmach der Brüderschaft
    Rührt tiefer mich, als Ihr Euch denken könnt.
    Clarence
.
    Ich weiß es, sie gefällt uns beiden nicht.
    Gloster
.
    Wohl, Eu’r Verhaft wird nicht von Dauer sein:
    Ich mach’ Euch frei, sonst lieg’ ich selbst für Euch:
    Indessen habt Geduld.
    Clarence
.
    Ich muß; leb wohl!
    Clarence mit Brakenbury und der Wache ab.
    Gloster
.
    Geh nur des Wegs, den du nie wiederkehrst,
    Einfält’ger Clarence! So sehr lieb’ ich dich,
    Ich sende bald dem Himmel deine Seele,
    Wenn er die Gab’ aus unsrer Hand will nehmen.
    Doch wer kommt da? Der neubefreite Hastings?
    Hastings tritt auf.
    Hastings
.
    Vergnügten Morgen meinem gnäd’gen Herrn!
    Gloster
.
    Das gleiche meinem lieben Kämmerer!
    Seid sehr willkommen in der freien Luft.
    Wie fand Eu’r Gnaden sich in den Verhaft?
    Hastings
.
    Geduldig, edler Herr, wie man wohl muß;
    Doch hoff’ ich, denen Dank einst abzustatten,
    Die schuld gewesen sind an dem Verhaft.
    Gloster
.
    Gewiß, gewiß! und das wird Clarence auch:
    Die Eure Feinde waren, sind die seinen
    Und haben Gleiches wider ihn vermocht.
    Hastings
.
    Ja, leider wird der Adler eingesperrt,
    Und Gei’r und Habicht rauben

Weitere Kostenlose Bücher