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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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wohnt;
    Ja, deine Tat, unmenschlich, unnatürlich,
    Ruft diese Flut hervor, so unnatürlich. –
    Du schufst dies Blut, Gott: räche seinen Tod!
    Du trinkst es, Erde: räche seinen Tod!
    Laß, Himmel, deinen Blitz den Mörder schlagen!
    Gähn’, Erde, weit und schling’ ihn lebend ein,
    Wie jetzo dieses guten Königs Blut,
    Den sein der Höll’ ergebner Arm gewürgt!
    Gloster
.
    Herrin, Ihr kennt der Liebe Vorschrift nicht,
    Mit Gutem Böses, Fluch mit Segen lohnen.
    Anna
.
    Bube, du kennst kein göttlich, menschlich Recht;
    Das wild’ste Tier kennt doch des Mitleids Regung.
    Gloster
.
    Ich kenne keins, und bin daher kein Tier.
    Anna
.
    O Wunder, wenn ein Teufel Wahrheit spricht!
    Gloster
.
    Mehr Wunder, wenn ein Engel zornig ist! –
    Geruhe, göttlich Urbild eines Weibes,
    Von der vermeinten Schuld mir zu erlauben
    Gelegentlich bei dir mich zu befrein.
    Anna
.
    Geruhe, gift’ger Abschaum eines Manns,
    Für die bekannte Schuld mir zu erlauben
    Gelegentlich zu fluchen dir Verfluchtem.
    Gloster
.
    Du, schöner als ein Mund dich nennen kann!
    Verleih’ geduld’ge Frist, mich zu entschuld’gen!
    Anna
.
    Du, schnöder als ein Herz dich denken kann!
    Für dich gilt kein Entschuld’gen, als dich hängen.
    Gloster
.
    Verzweifelnd so, verklagt’ ich ja mich selbst.
    Anna
.
    Und im Verzweifeln wärest du entschuldigt
    Durch Übung würd’ger Rache an dir selbst,
    Der du unwürd’gen Mord an andern übtest.
    Gloster
.
    Setz’, ich erschlug sie nicht.
    Anna
.
    So wären sie nicht tot;
    Doch tot sind sie, und, Höllenknecht, durch dich.
    Gloster
.
    Ich schlug nicht Euren Gatten.
    Anna
.
    Nun wohl, so lebt er noch.
    Gloster
.
    Nein, er ist tot, und ihn schlug Eduards Hand.
    Anna
.
    Du lügst in deinen Hals; Margreta sah
    In seinem Blut dein mörd’risch Messer dampfen,
    Das du einst wandtest gegen ihre Brust,
    Nur deine Brüder schlugen es beiseit.
    Gloster
.
    Ich war gereizt von ihrer Lästerzunge,
    Die jener Schuld legt’ auf mein schuldlos Haupt.
    Anna
.
    Du warst gereizt von deinem blut’gen Sinn,
    Der nie von anderm träumt’ als Metzgerei’n.
    Hast du nicht diesen König umgebracht?
    Gloster
.
    Ich geb’ es zu.
    Anna
.
    Zugibst du’s, Igel? Nun, so geb’ auch Gott,
    Daß du verdammt seist für die böse Tat!
    Oh, er war gütig, mild und tugendsam.
    Gloster
.
    So taugt er, bei des Himmels Herrn zu wohnen.
    Anna
.
    Er ist im Himmel, wo du niemals hinkommst.
    Gloster
.
    Er danke mir, der ihm dahin verholfen:
    Er taugte für den Ort, nicht für die Erde.
    Anna
.
    Du taugst für keinen Ort als für die Hölle.
    Gloster
.
    Ja, einen noch, wenn ich ihn nennen darf.
    Anna
.
    Ein Kerker.
    Gloster
.
    Euer Schlafzimmer.
    Anna
.
    Verbannt sei Ruh’ vom Zimmer, wo du liegst!
    Gloster
.
    Das ist sie, Herrin, bis ich bei Euch liege.
    Anna
.
    Ich hoff’ es.
    Gloster
.
    Ich weiß es. – Doch, liebe Lady Anna,
    Um aus dem raschen Anlauf unsers Witzes
    In einen mehr gesetzten Ton zu fallen:
    Ist, wer verursacht den zu frühen Tod
    Der zwei Plantagenets, Heinrich und Eduard,
    So tadelnswert als der Vollzieher nicht?
    Anna
.
    Du warst die Ursach’ und verfluchte Wirkung.
    Gloster
.
    Eu’r Reiz allein war Ursach’ dieser Wirkung,
    Eu’r Reiz, der heim mich sucht’ in meinem Schlaf,
    Von aller Welt den Tod zu unternehmen
    Für eine Stund’ an Eurem süßen Busen.
    Anna
.
    Dächt’ ich das, Mörder, diese Nägel sollten
    Von meinen Wangen reißen diesen Reiz.
    Gloster
.
    Dies Auge kann den Reiz nicht tilgen sehn;
    Ihr tätet ihm kein Leid, ständ’ ich dabei.
    Wie alle Welt sich an der Sonne labt,
    So ich an ihm: er ist mein Tag, mein Leben.
    Anna
.
    Nacht schwärze deinen Tag und Tod dein Leben.
    Gloster
.
    Fluch’, hold Geschöpf, dir selbst nicht: du bist beides.
    Anna
.
    Ich wollt’, ich wär’s, um mich an dir zu rächen.
    Gloster
.
    Es ist ein Handel wider die Natur,
    Dich rächen an dem Manne, der dich liebt.
    Anna
.
    Es ist ein Handel nach Vernunft und Recht,
    Mich rächen an dem Mörder meines Gatten.
    Gloster
.
    Der dich beraubte, Herrin, deines Gatten,
    Tat’s, dir zu schaffen einen bessern Gatten.
    Anna
.
    Ein beßrer atmet auf der Erde nicht.
    Gloster
.
    Es lebt wer, der Euch besser liebt als er.
    Anna
.
    Nenn’ ihn.
    Gloster
.
    Plantagenet.
    Anna
.
    So hieß ja er.
    Gloster
.
    Derselbe Name, doch bei beßrer Art.
    Anna
.
    Wo ist er?
    Gloster
.
    Hier.
    Sie speit nah ihm.
    Warum speist du mich an?
    Anna
.
    Wär’ es doch tödlich Gift, um deinethalb!
    Gloster
.
    Niemals kam Gift aus solchem süßen

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