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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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frei indes.
    Gloster
.
    Was gibt es Neues draußen?
    Hastings
.
    So Schlimmes draußen nichts, als hier zu Haus.
    Der Fürst ist kränklich, schwach und melancholisch,
    Und seine Ärzte fürchten ungemein.
    Gloster
.
    Nun, bei Sankt Paul! die Neuigkeit ist schlimm.
    Oh, er hat lange schlecht Diät gehalten
    Und seine fürstliche Person verzehrt.
    Es ist ein Herzeleid, wenn man’s bedenkt.
    Sagt, hütet er das Bett?
    Hastings
.
    Er tut’s.
    Gloster
.
    Geht nur voran, ich folge bald Euch nach.
    Hastings ab.
    Er kann nicht leben, hoff’ ich; darf nicht sterben,
    Eh’ George mit Extrapost gen Himmel fährt.
    Ich will hinein und ihn auf Clarence hetzen
    Mit wohlgestählten Lügen, trift’gen Gründen;
    Und wenn mein tiefer Plan mir nicht mißlingt,
    Hat Clarence weiter keinen Tag zu leben.
    Dann nehme Gott in Gnaden König Eduard
    Und lasse mir die Welt, zu hausen drin.
    Denn dann heirat’ ich Warwicks jüngste Tochter.
    Ermordet’ ich schon ihren Mann und Vater,
    Der schnellste Weg, der Dirne g’nug zu tun.
    Ist, daß ich selber werd’ ihr Mann und Vater.
    Das will ich denn, aus Liebe nicht sowohl
    Als andrer tief versteckter Zwecke halb,
    Die diese Heirat mir erreichen muß.
    Doch mach’ ich noch die Rechnung ohne Wirt;
    Nach atmet Clarence, Eduard herrscht und thront:
    Sind sie erst hin, dann wird die Müh’ belohnt.
    Ab.
    ¶

Zweite Szene
    London.
    Eine andre Straße.
    König Heinrichs VI, Leiche wird in einem offnen Sarge hereingetragen, Edelleute mit Hellebarden begleiten sie; hierauf Prinzessin Anna als Leidträgerin.
    Anna
.
    Setzt nieder eure ehrenwerte Last, –
    Wofern sich Ehre senkt in einen Sarg, –
    Indessen ich zur Leichenfeier klage
    Den frühen Fall des frommen Lancaster.
    Du eiskalt Bildnis eines heil’gen Königs!
    Des Hauses Lancaster erblichne Asche!
    Blutloser Rest des königlichen Bluts!
    Vergönnt sei’s, aufzurufen deinen Geist,
    Daß er der armen Anna Jammer höre,
    Die Eduards Weib war, deines Sohns, erwürgt
    Von jener Hand, die diese Wunden schlug.
    In diese Fenster, die sich aufgetan,
    Dein Leben zu entlassen, träufl’ ich, sieh!
    Hülflosen Balsam meiner armen Augen.
    Verflucht die Hand, die diese Risse machte!
    Verflucht das Herz, das Herz hatt’, es zu tun!
    Verflucht das Blut, das dieses Blut entließ!
    Heilloser Schicksal treffe den Elenden,
    Der elend uns gemacht durch deinen Tod,
    Als ich kann wünschen Nattern, Spinnen, Kröten
    Und allem giftigen Gewürm, das lebt.
    Hat er ein Kind je, so sei’s mißgeboren,
    Verwahrlost und zu früh ans Licht gebracht,
    Des greulich unnatürliche Gestalt
    Den Blick der hoffnungsvollen Mutter schrecke;
    Und das sei Erbe seines Mißgeschicks!
    Hat er ein Weib je, nun, so möge sie
    Sein Tod um vieles noch elender machen
    Als mich mein junger Eh’gemahl und du! –
    Kommt nun nach Chertsey mit der heil’gen Last,
    Die von Sankt Paul wir zur Bestattung holten,
    Und immer, wenn ihr müde seid, ruht aus,
    Derweil ich klag’ um König Heinrichs Leiche.
    Die Träger nehmen die Leiche auf und gehen weiter. Gloster tritt auf.
    Gloster
.
    Halt! Ihr der Leiche Träger, setzt sie nieder!
    Anna
.
    Welch schwarzer Zaubrer bannte diesen Bösen
    Zur Störung frommer Liebesdienste her?
    Gloster
.
    Schurken, die Leiche nieder! Bei Sankt Paul,
    Zur Leiche mach’ ich den, der nicht gehorcht!
    Erster Edelmann
.
    Mylord, weicht aus und laßt den Sarg vorbei!
    Gloster
.
    Schamloser Hund! Steh du, wenn ich’s befehle;
    Senk’ die Hell’barde nicht mir vor die Brust,
    Sonst, bei Sankt Paul, streck’ ich zu Boden dich
    Und trete, Bettler, dich für deine Keckheit.
    Die Träger setzen den Sarg nieder.
    Anna
.
    Wie nun, ihr zittert? Ihr seid all’ erschreckt?
    Doch ach! Ich tadl’ euch nicht: ihr seid ja sterblich,
    Und es erträgt kein sterblich Aug’ den Teufel. –
    Heb’ dich hinweg, du grauser Höllenbote!
    Du hattest Macht nur über seinen Leib,
    Die Seel’ erlangst du nicht: drum mach’ dich fort!
    Gloster
.
    Sei christlich, süße Heil’ge, fluche nicht!
    Anna
.
    Um Gottes willen, schnöder Teufel, fort!
    Und stör’ uns ferner nicht! Du machtest ja
    Zu deiner Hölle die beglückte Erde,
    Erfüllt mit Fluchgeschrei und tiefem Weh.
    Wenn deine grimm’gen Taten dich ergötzen,
    Sieh diese Probe deiner Metzgerei’n. –
    Ihr Herrn, seht, seht! des toten Heinrichs Wunden
    Öffnen den starren Mund und bluten frisch. –
    Erröte, Klumpe schnöder Mißgestalt!
    Denn deine Gegenwart haucht dieses Blut
    Aus Adern, kalt und leer, wo kein Blut

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