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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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meine Söhne schwankten auf und ab:
    Gewinn, Verlust gab Freude mir und Weh.
    Nun, da sie eingesetzt, und Bürgerzwist
    Ganz weggeräumt, bekriegen selber sie,
    Die Sieger selber, sich; Bruder mit Bruder,
    Blut mit Blut, Selbst gegen Selbst. – O du verkehrte,
    Wahnsinn’ge Wut, laß den verruchten Grimm,
    Sonst laß mich sterben, nicht den Tod mehr schaun!
    Elisabeth
.
    Komm, komm, mein Kind, wir suchen heil’ge Zuflucht.-
    Gehabt Euch wohl!
    Herzogin
.
    Bleibt noch, ich gehe mit.
    Elisabeth
.
    Ihr habt nicht Ursach’.
    Erzbischof
zur Königin.
    Gnäd’ge Fürstin, geht
    Und nehmet Euren Schatz und Güter mit.
    Für mein Teil geb’ ich mein vertrautes Siegel
    Eu’r Hoheit ab; und mög’ es wohl mir gehn,
    Wie ich Euch wohl will und den Euren allen!
    Kommt, ich geleit’ Euch zu der heil’gen Zuflucht.
    Alle ab.
    ¶

DRITTER AUFZUG
Erste Szene
    London. Eine Straße.
    Trompeten. Der Prinz von Wales, Gloster, Buckingham, Kardinal Bourchier und andre.
    Buckingham
.
    Willkommen, bester Prinz, in London, Eurer Kammer!
    Gloster
.
    Willkommen, Vetter, meines Sinnes Fürst! –
    Der Reis’ Ermüdung macht’ Euch melancholisch.
    Prinz
.
    Nein, Oheim; der Verdruß nur unterwegs
    Hat sie mir schwer gemacht, langweilig, widrig.
    Ich misse hier noch Onkel zum Empfang.
    Gloster
.
    Mein Prinz, die reine Tugend Eurer Jahre
    Ergründete noch nicht der Welt Betrug.
    Ihr unterscheidet nichts an einem Mann
    Als seinen äußern Schein; und der, weiß Gott,
    Stimmt selten oder niemals mit dem Herzen.
    Gefährlich sind die Onkel, die Ihr mißt:
    Eu’r Hoheit lauschte ihren Honigworten
    Und merkte nicht auf ihrer Herzen Gift.
    Bewahr’ Euch Gott vor solchen falschen Freunden!
    Prinz
.
    Vor falschen Freunden: ja! Sie waren keine.
    Gloster
.
    Mein Fürst, der Schulz von London kommt zum Willkomm
    Der Lord Mayor und sein Zug treten auf.
    Mayor
.
    Gott segn’ Eu’r Hoheit mit beglückten Tagen!
    Prinz
.
    Ich dank’ Euch, bester Lord, – und dank’ euch allen.
    Der Lord Mayor mit seinem Zuge ab.
    Viel früher, dacht’ ich, würde meine Mutter
    Und Bruder York uns unterweges treffen. –
    Pfui, welche Schneck’ ist Hastings! daß er uns
    Nicht meldet, ob sie kommen oder nicht.
    Hastings tritt auf.
    Buckingham
.
    Soeben recht kommt der erhitzte Lord.
    Prinz
.
    Willkommen, Mylord! Nun, kommt unsre Mutter?
    Hastings
.
    Auf welchen Anlaß, das weiß Gott, nicht ich,
    Nahm Eure Mutter und Eu’r Bruder York
    Zuflucht im Heiligtum. Der zarte Prinz
    Hätt’ Eure Hoheit gern mit mir begrüßt,
    Doch seine Mutter hielt ihn mit Gewalt.
    Buckingham
.
    Pfui! Welch verkehrtes, eigensinn’ges Tun
    Ist dies von ihr? – Wollt Ihr, Lord Kardinal,
    Die Königin bereden, seinem Bruder,
    Dem Prinzen, gleich den Herzog York zu senden?
    Verweigert sie’s, – Lord Hastings, geht Ihr mit,
    Entreißt ihn ihrem eifersücht’gen Arm!
    Kardinal
.
    Mylord, wenn meine schwache Redekunst
    Der Mutter kann den Herzog abgewinnen,
    Erwartet gleich ihn hier. Allein, ist sie verhärtet
    Für milde Bitten, so verhüte Gott,
    Daß wir das teure Vorrecht kränken sollten
    Der heil’gen Zuflucht! Nicht um all dies Land
    Wollt’ ich so schwerer Sünde schuldig sein.
    Buckingham
.
    Ihr seid zu sinnlos eigenwillig, Mylord,
    Zu altherkömmlich und zu feierlich.
    Erwägt es nach der Gröblichkeit der Welt:
    Ihn greifen bricht die heil’ge Zuflucht nicht.
    Derselben Gunst wird dem stets zugestanden;
    Der durch sein Tun verdienet solchen Platz
    Und Witz hat, zu begehren solchen Platz.
    Der Prinz hat ihn begehrt nicht, noch verdient
    Und kann so, wie mich dünket, ihn nicht haben.
    Wenn Ihr von da ihn wegführt, der nicht da ist,
    Brecht Ihr kein Vorrecht, keinen Freiheitsbrief.
    Oft hört’ ich schon von kirchenflücht’gen Männern;
    Von kirchenflücht’gen Kindern nie bis jetzt.
    Kardinal
.
    Mylord, Ihr sollt mich diesmal überstimmen. –
    Wohlan, Lord Hastings, wollt Ihr mit mir gehn?
    Hastings
.
    Ich gehe, Mylord.
    Prinz
.
    Betreibt dies, liebe Herrn, in aller Eil’
    Der Kardinal und Hastings ab.
    Sagt, Oheim Gloster, wenn mein Bruder kommt,
    Wo sollen wir verbleiben bis zur Krönung?
    Gloster
.
    Wo’s gut dünkt Eurer fürstlichen Person.
    Wenn ich Euch raten darf, belieb’ Eu’r Hoheit,
    Sich ein paar Tage auszuruhn im Turm;
    Dann, wo Ihr wollt und es am besten scheint
    Für Euer Wohlsein und Gemütsergötzung.
    Prinz
.
    Der Turm mißfällt mir wie kein Ort auf Erden. –
    Hat Julius Cäsar ihn gebaut, Mylord?
    Gloster
.
    Er hat, mein gnäd’ger

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