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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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vor dergleichen Tun zu warnen.
    Ich habe nie mir Gut’s von ihm versehn,
    Seit er sich einmal einließ mit Frau Shore.
    Buckingham
.
    Doch war nicht unsre Absicht, daß er stürbe,
    Bis Euer Edeln käm’, es anzusehn;
    Was dieser unsrer Freund’ ergebne Eil’,
    In etwas gegen unsern Sinn, verhindert.
    Wir wollten, Mylord, daß Ihr den Verräter
    Selbst hörtet reden und verzagt bekennen
    Die Weis’ und Absicht der Verräterei,
    Auf daß Ihr selb’ge wohl erklären möchtet
    Der Bürgerschaft, die uns vielleicht hierin
    Mißdeutet und bejammert seinen Tod.
    Mayor
.
    Doch, bester Herr, mir gilt Eu’r Gnaden Wort,
    Als hätt’ ich ihn gesehn und reden hören:
    Und zweifelt nicht, erlauchte Prinzen beide,
    Ich will der treuen Bürgerschaft berichten
    All eu’r gerecht Verfahren bei dem Fall.
    Gloster
.
    Wir wünschten zu dem End’ Eu’r Edeln her,
    Dem Tadel zu entgehn der schlimmen Welt.
    Buckingham
.
    Doch weil zu spät Ihr kamt für unsern Zweck,
    Bezeugt nur, was Ihr hört, daß wir bezielt;
    Und somit, wertester Lord Mayor, lebt wohl.
    Der Lord Mayor ab.
    Gloster
.
    Geh, folg’ ihm, folg’ ihm, Vetter Buckingham.
    Der Schulz geht eiligst nun aufs Gildehaus:
    Daselbst, wie’s dann die Zeit am besten gibt,
    Dring auf die Unechtheit von Eduards Kindern.
    Stell’ ihnen vor, wie Eduard einen Bürger
    Am Leben strafte, bloß weil er gesagt,
    Er wolle seinen Sohn zum Erben machen
    Der Krone, meinend nämlich seines Hauses,
    Das so nach dessen Schilde ward benannt.
    Auch schildre seine schnöde Üppigkeit
    Und viehisches Gelüst nach stetem Wechsel,
    Das ihre Mägde, Töchter, Weiber traf,
    Wo nur sein lüstern Aug’ und wildes Herz
    Ohn’ Einhalt wählen mochte seinen Raub.
    Ja, wenn es not tut, rück’ mir selbst noch näher
    Und sag, als meine Mutter schwanger war
    Mit diesem nie zu sättigenden Eduard,
    Da habe mein erlauchter Vater York
    In Frankreich Krieg geführt und bei Berechnung
    Der Zeit gefunden, daß das Kind nicht sein;
    Was auch in seinen Zügen kund sich gab,
    Als keineswegs dem edlen Herzog ähnlich.
    Doch das berührt nur schonend, wie von fern,
    Weil meine Mutter, wie Ihr wißt, noch lebt.
    Buckingham
.
    Sorgt nicht, Mylord: ich will den Redner spielen,
    Als ob der goldne Lohn, um den ich rechte,
    Mir selbst bestimmt wär’; und somit lebt wohl.
    Gloster
.
    Wenn’s Euch gelingt, bringt sie nach Baynards-Schloß,
    Wo Ihr mich finden sollt, umringt vom Kreis
    Gelahrter Bischöf’ und ehrwürd’ger Väter.
    Buckingham
.
    Ich geh’, und gegen drei bis vier erwartet
    Das Neue, was vom Gildehause kommt.
    Buckingham ab.
    Gloster
.
    Geh, Lovel, ungesäumt zum Doktor Shaw; –
    Zu Catesby.
    Geh du zum Pater Penker; – heißt sie beide
    In einer Stund’ in Baynards-Schloß mich treffen.
    Lovel und Catesby ab.
    Nun will ich hin, um heimlich zu verfügen,
    Wie man des Clarence Bälge schafft bei Seit’;
    Und anzudeuten, daß keine Art Personen
    Je zu den Prinzen Zutritt haben soll.
    Ab.
    ¶

Sechste Szene
    Eine Straße.
    Ein Kanzellist tritt auf.
    Kanzellist
.
    Hier ist die Klagschrift wider den Lord Hastings,
    Den wackern Mann, in sauberer Kopei,
    Um in Sankt Paul sie heute zu verlesen.
    Nun merke man, wie fein das hängt zusammen:
    Eilf Stunden bracht’ ich zu, sie abzuschreiben,
    Denn Catesby schickte sie mir gestern abend;
    Die Urschrift war nicht minder lang’ in Arbeit,
    Und vor fünf Stunden lebte Hastings doch
    Noch unbescholten, unverhört, in Freiheit.
    Das ist ’ne schöne Welt! – Wer ist so blöde
    Und sieht nicht diesen greiflichen Betrug?
    Und wer so kühn und sagt, daß er ihn sieht?
    Schlimm ist die Welt, sie muß zu Grunde gehn,
    Wenn man muß schweigend solche Ränke sehn.
    Ab.
    ¶

Siebente Szene
    Der Hof in Baynards-Schloß.
    Gloster und Buckingham begegnen einander.
    Gloster
.
    Wie steht’s? Wie steht’s? Was sagt die Bürgerschaft?
    Buckingham
.
    Nun, bei der heil’gen Mutter unsers Herrn!
    Die Bürgerschaft ist stockstill, sagt kein Wort.
    Gloster
.
    Spracht Ihr von Unechtheit der Kinder Eduards?
    Buckingham
.
    Ja, nebst dem Eh’vertrag mit Lady Lucy
    Und dem in Frankreich, den er schloß durch Vollmacht;
    Der Unersättlichkeit in seinen Lüsten
    Und Vergewaltigung der Bürgerfrau’n;
    Von seiner Tyrannei um Kleinigkeiten,
    Von seiner eignen Unechtheit, als der
    Erzeugt ward, da Eu’r Vater außer Lands,
    Und der an Bildung nicht dem Herzog glich.
    Dann hielt ich ihnen Eure Züge vor,
    Als Eures Vaters rechtes Ebenbild,
    Wie an Gestalt, so auch an edlem

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