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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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der zum Thron dir half;
    Der letzte fühlt’ ich deine Tyrannei:
    Oh, in der Schlacht gedenk’ an Buckingham
    Und stirb in Schrecken über deine Schuld!
    Träum’ weiter, träum’ von Tod und von Verderben:
    Du sollst verzweifeln und verzweifelnd sterben.
    Zu Richmond.
    Ich starb um Hoffnung, eh’ ich Hülfe bot:
    Doch stärk’ dein Herz und habe keine Not!
    Gott samt den Engeln ficht zu Richmonds Schutz,
    Und Richard fällt in seinem höchsten Trutz.
    Die Geister verschwinden. König Richard fährt aus
    seinen Träumen auf.
    Richard
.
    Ein andres Pferd! Verbindet meine Wunden! –
    Erbarmen, Jesus! – Still, ich träumte nur.
    O feig Gewissen, wie du mich bedrängst! –
    Das Licht brennt blau. Ist’s nicht um Mitternacht?
    Mein schauerndes Gebein deckt kalter Schweiß.
    Was fürcht’ ich denn? Mich selbst? Sonst ist hier niemand.
    Richard liebt Richard: das heißt, Ich bin Ich.
    Ist hier ein Mörder? Nein. – Ja, ich bin hier.
    So flieh’! – Wie? vor dir selbst? Mit gutem Grund:
    Ich möchte rächen. Wie? mich an mir selbst?
    Ich liebe ja mich selbst. Wofür? Für Gutes,
    Das je ich selbst hätt’ an mir selbst getan?
    O leider, nein! Vielmehr hass’ ich mich selbst,
    Verhaßter Taten halb, durch mich verübt.
    Ich bin ein Schurke, – doch ich lüg’, ich bin’s nicht.
    Tor, rede gut von dir! – Tor, schmeichle nicht!
    Hat mein Gewissen doch viel tausend Zungen,
    Und jede Zunge bringt verschiednes Zeugnis,
    Und jedes Zeugnis straft mich einen Schurken.
    Meineid, Meineid, im allerhöchsten Grad,
    Mord, grauser Mord, im fürchterlichsten Grad,
    Jedwede Sünd’, in jedem Grad geübt,
    Stürmt an die Schranken, rufend: »Schuldig! Schuldig!«
    Ich muß verzweifeln. – Kein Geschöpfe liebt mich,
    Und sterb’ ich, wird sich keine Seel’ erbarmen:
    Ja, warum sollten’s andre? Find’ ich selbst
    In mir doch kein Erbarmen mit mir selbst.
    Mir schien’s, die Seelen all, die ich ermordet,
    Kämen ins Zelt, und ihrer jede drohte
    Mit Rache morgen auf das Haupt des Richard.
    Ratcliff tritt auf.
    Ratcliff
.
    Mein Fürst, –
    Richard
.
    Wer ist da?
    Ratcliff
.
    Ratcliff, mein Fürst; ich bin’s. Der frühe Hahn des Dorfs
    Tat zweimal Gruß dem Morgen; Eure Freunde
    Sind auf und schnallen ihre Rüstung an.
    Richard
.
    O Ratcliff, ich hatt’ einen furchtbar’n Traum! –
    Was denkst du? Halten alle Freunde stand?
    Ratcliff
.
    Gewiß, mein Fürst.
    Richard
.
    O Ratcliff! Ich fürcht’, ich fürchte, –
    Ratcliff
.
    Nein, bester Herr, entsetzt Euch nicht vor Schatten.
    Richard
.
    Bei dem Apostel Paul! Es warfen Schatten
    Zu Nacht mehr Schrecken in die Seele Richards,
    Als wesentlich zehntausend Krieger könnten,
    In Stahl, und angeführt vom flachen Richmond.
    Noch wird’s nicht Tag. Komm, geh mit mir,
    Ich will den Horcher bei den Zelten spielen,
    Ob irgendwer von mir zu weichen denkt.
    König Richard und Ratcliff ab.
    Richmond erwacht. Oxford und andre treten auf.
    Lords
.
    Guten Morgen, Richmond.
    Richmond
.
    Bitt’ um Verzeihung, Lords und wache Herrn,
    Daß ihr ’nen trägen Säumer hier ertappt.
    Lords
.
    Wie schliefet Ihr, Mylord?
    Richmond
.
    Den süß’sten Schlaf und Träume schönster Ahndung,
    Die je gekommen in ein müdes Haupt,
    Hab’ ich gehabt, seit wir geschieden, Lords.
    Mir schien’s, die Seelen, deren Leiber Richard
    Gemordet, kämen in mein Zelt und riefen:
    Wohlauf! zum Sieg! Glaubt mir, mein Herz ist freudig
    In der Erinn’rung solchen holden Traums.
    Wie weit schon ist’s am Morgen, Lords?
    Lords
.
    Auf den Schlag vier.
    Richmond
.
    So ist es Zeit, daß man sich rüst’ und ordne.
    Er tritt vor zu den Truppen.
    Mehr als ich sagte, teure Landsgenossen,
    Verbietet darzulegen mir die Muße
    Und Dringlichkeit der Zeit. Jedoch bedenkt:
    Gott und die gute Sache ficht für uns;
    Gebete Heil’ger und gekränkter Seelen,
    Wie hohe Schanzen, stehn vor unserm Antlitz;
    Die, gegen die wir fechten, bis auf Richard,
    Säh’n lieber siegen uns, als dem sie folgen.
    Was ist er, dem sie folgen? Wahrlich, Herrn,
    Ein blutiger Tyrann und Menschenmörder;
    Erhöht durch Blut und auch durch Blut befestigt;
    Der, was er hat, auf krummem Weg erlangt
    Und die erwürgt, die ihm dazu verholfen;
    Ein schlechter Stein, erhoben durch die Folie
    Von Englands Stuhl, betrüglich drein gesetzt;
    Ein Mensch, der stets gewesen Gottes Feind.
    Nun, fechtet ihr denn wider Gottes Feind,
    So schirmt euch billig Gott als seine Krieger;
    Vergießt ihr Schweiß, den Dränger zu erlegen,
    So schlaft ihr

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