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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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mir das Gedächtnis
    Des Herzogs, meines Schwähers, ruft zurück,
    Um Rache mir zu schaffen.
    Suffolk
.
    Welcher Pair
    Blieb ungekränkt durch ihn? ward mind’stens nicht
    Schnöd’ übersehn? An wem wohl hat er je
    Des Adels Stempel noch gewürdiget
    Als an sich selbst?
    Lord Kämmerer
.
    Ihr sprecht, Herrn, eure Wünsche:
    Was er verdient an euch und mir, das weiß ich;
    Doch ob ihm beizukommen, wenn die Zeit
    Auch günstig scheint, zweifl’ ich noch sehr. Könnt ihr
    Den Zugang nicht zum König ihm versperren,
    So unternehmt noch nichts; denn Zauberkraft
    Übt seine Zung’ an ihm.
    Norfolk
.
    Oh, fürchtet nicht,
    Darin ist’s aus mit seiner Macht; der König
    Hat einen Strauß mit ihm, der wohl auf immer
    Den Honig seiner Reden gällt. Er steckt,
    Um nicht mehr loszukommen, fest in Ungunst.
    Surrey
.
    Wie gern vernähm’ ich Neuigkeit wie diese
    In jeder Stunde!
    Norfolk
.
    Glaubt mir, dies ist wahr.
    Während der Scheidungssach’ hat sich durchaus
    Sein zwiefach Spiel enthüllt; und nun erscheint er,
    Wie ich’s nur meinen Feinden wünsche.
    Surrey
.
    Sagt,
    Wie kam’s zu Tag?
    Suffolk
.
    Höchst seltsam,
    Surrey
.
    Sagt, o sagt! –
    Suffolk
.
    Des Kardinals Brief an den Papst ging fehl
    Und kam dem König zu Gesicht: er las,
    Wie Seiner Heiligkeit Rat wird erteilt,
    Das Scheidungs-Urteil nicht zu fäll’n; »wofern
    Es statt noch fände«, schreibt er, »ahn’ ich deutlich,
    Wie weit des Königs Neigung schon gefesselt
    ’ne Magd der Kön’gin, Fräulein Anna Bullen«.
    Surrey
.
    Hat dies der König?
    Suffolk
.
    Glaubt mir!
    Surrey
.
    Wird dies wirken?
    Lord Kämmerer
.
    Der König sieht daraus, wie jener ihm
    Den eignen Weg umschleicht und sperrt: doch hierin
    Zerscheitern alle Künst’, und die Arznei
    Kommt nach des Kranken Tod: der König ward
    Dem schönen Fräulein schon vermählt.
    Surrey
.
    Oh, wär’ er’s!
    Suffolk
.
    Mög’ Euer Glück in diesem Wunsche liegen,
    Denn ich bezeug’, er ward erfüllt.
    Surrey
.
    Nun, Freude
    Und Heil dem Bund! –
    Suffolk
.
    Mein Amen auch!
    Norfolk
.
    Und aller! –
    Suffolk
.
    Befehle sind schon da zu ihrer Krönung;
    Dies ist noch frisch, mein’ Treu’, und nicht gemacht
    Für aller Ohr. Doch in der Tat, ihr Herrn,
    Sie ist ein lieblich Wesen, tadelsfrei
    An Geist und Zügen; ja, ich ahn’, es wird
    Dem Reich ein Segen noch entblühn durch sie
    Für späte Zeiten.
    Surrey
.
    Aber wird der König
    Das Schreiben unsers Kardinals verdaun?
    Gott wend’ es ab! –
    Norfolk
.
    Amen, sag’ ich.
    Suffolk
.
    Nein! Nein! –
    Ihm summen noch mehr Wespen vor dem Ohr,
    Die diesen Stich beschleun gen. Kardinal Campejus
    Ist heimlich abgereist nach Rom, ohn’ Abschied
    Und ohne dies Geschäft zu schlichten: er
    Ist fortgeschickt als Wolseys Unterhändler,
    Um dessen List zu fördern. Ich versichr’ euch,
    Der Herr, als er’s erfuhr, rief: »Ha!« –
    Lord Kämmerer
.
    Nun, Gott
    Entzünd’ ihn, laß ihn »Ha!« noch lauter rufen! –
    Norfolk
.
    Doch wann, Mylord, kehrt Cranmer wieder heim? –
    Suffolk
.
    Er ist schon hier, der alten Meinung treu:
    Und die, samt allen Fakultäten fast
    Der Christenheit, rechtfertigt den Monarchen
    Hinsichtlich seiner Scheidung. Kurz, ich glaube,
    Sein zweites Eh’bett, ihre Krönung, werden
    Dem Volk verkündigt, Katharinen bleibt
    Der königliche Titel nicht, sie wird
    Die Witwe des Prinz Arthur künftig heißen.
    Norfolk
.
    Der Cranmer ist ein tücht’ger Mensch und hat
    Sich in des Königes Geschäft gar sehr
    Bemüht.
    Suffolk
.
    Gewiß; auch sehn wir ihn dafür
    Sehr bald als Erzbischof.
    Norfolk
.
    So hör’ ich.
    Suffolk
.
    Ja,
    So ist’s. – Der Kardinal ...
    Wolsey und Cromwell irrten auf.
    Norfolk
.
    Seht, wie verstimmt! –
    Wolsey
.
    Und gabt Ihr, Cromwell, das Paket dem König?
    Cromwell
.
    Zu eigner Hand in seinem Schlafgemach.
    Wolsey
.
    Sah er den Inhalt an?
    Cromwell
.
    Ja, augenblicklich
    Entsiegelt’ er’s: was er zuerst ergriff,
    Las er mit Ernst, es lag auf seinen Zügen
    Gespannte Achtsamkeit. Er hieß Euch drauf
    Heut’ früh ihn hier erwarten.
    Wolsey
.
    Ist er schon
    Fertig gekleidet?
    Cromwell
.
    Jetzo, denk’ ich wohl.
    Wolsey
.
    Laßt mich ein Weilchen. –
    Die Herzogin von Alençon soll’s sein,
    Die Schwester Königs Franz: die soll er frein –
    Anna Bullen! – Nein! Keine Anna Bullens will ich für ihn! –
    Ein schön Gesicht reicht hier nicht hin. – Wie! Bullen?
    Wir wollen keine Bullen! Hätt’ ich nur
    Nachricht von Rom! – Die Markgräfin von Pembroke!

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