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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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Erbarmen
    Mit einem Beil ihn absolviert.
    Wolsey
.
    Dies alles,
    Und was des Lords Geschwätz mir weitres mag
    Vorwerfen, ist nur Lug. Nach Rechten fand
    Der Herzog seinen Tod: und daß ich schuldlos sei
    An seinem Fall durch niedern Haß, bewähren
    Die schlechte Sach’ und seine edlen Richter.
    Liebt’ ich viel Worte, Lord, ich könnt’ Euch zeigen,
    Wie Ihr so wenig Ehr’ als Gradheit habt:
    Und daß ich auf des treuen Rechttuns Pfad
    Dem König, meinem stets erhabnen Herrn,
    Mich besser nennen darf, als Surrey ist
    Und alle Freunde seiner Torheit.
    Surrey
.
    Priester! –
    Dich schützt dein langes Kleid, sonst fühltest du
    Mein Schwert in deinem Herzblut. Werte Herrn,
    Ertragt ihr’s, solchen Hochmut anzuhören
    Von diesem Menschen? Sind wir erst so zahm,
    Daß uns ein Scharlachmantel höhnt und zwickt,
    Dann, Adel, fahre wohl; dann, Bischof, vorwärts! –
    Scheuch’ uns mit deiner Kappe, gleichwie Lerchen! –
    Wolsey
.
    Dir wird zum Gift die Frommheit selbst verkehrt.
    Surrey
.
    Die Frommheit, die des ganzen Landes Mark
    In Eurer Hand vereint hat durch Erpressung,
    Die Frommheit jener aufgefangnen Blätter,
    Die Ihr dem Papst geschrieben, Eure Frommheit,
    Weil Ihr’s verlangt von mir, sei ganz enthüllt.
    Lord Norfolk, – wenn Ihr stammt aus hohem Blut,
    Wenn Euch gemeines Wohl am Herzen liegt,
    Des Adels Kränkung, unsrer Söhne Heil,
    Die, lebt er, kaum noch Edle werden heißen, –
    Verlest sein Schuldregister, seines Wirkens
    Gesammelt Unheil. – Schrecken will ich Euch
    Mehr denn die Meßglock’, wenn Eu’r braunes Mädchen
    Euch küssend lag im Arm, Lord Kardinal.
    Wolsey
.
    Wie sehr doch möcht’ ich diesen Mann verachten,
    Bewahrte mich die Nächstenliebe nicht!
    Norfolk
.
    Es liegt, Mylord, die Klage selbst beim König,
    Und sie erscheint sehr häßlich.
    Wolsey
.
    Um so schöner
    Und fleckenlos soll meine Unschuld leuchten,
    Wenn erst die Wahrheit obsiegt.
    Surrey
.
    Hofft nicht viel;
    Ich dank’s meinem Gedächtnis, noch behielt ich
    Verschiedne Punkt’ und fördre sie ans Licht.
    Nun gebt Euch Müh’, errötet und bereut,
    So zeigt Ihr noch ein wenig Tugend.
    Wolsey
.
    Sprecht nur;
    Trotz jeder Klag’: erröt’ ich, so geschieht’s,
    Den Edlen hier zu sehn, dem Sitte fehlt.
    Surrey
.
    Die miss’ ich lieber als den Kopf. So hört denn
    Zuerst, daß ohne Königs Will’ und Wissen
    Ihr Euch bestrebtet, hier Legat zu werden
    Und der Prälaten Recht im Land zu lähmen.
    Norfolk
.
    Dann, daß Ihr Briefe schriebt nach Rom und sonstwärts
    An fremde Höf’ und stets die Form gebraucht:
    Ego et rex meus: was den König dartat
    Als Euren Diener.
    Suffolk
.
    Dann, daß ohne Kenntnis
    Des Königs noch des Rats Ihr Euch erkühnt,
    Als Ihr zum Kaiser wurdet abgesandt,
    Des Reichs Sigill nach Flandern mitzuführen.
    Surrey
.
    Sodann gabt Ihr weitläuft’ge Vollmacht hin
    An den Gregor von Cassalis, zum Abschluß
    Des Bundes Seiner Hoheit mit Ferrara,
    Wovon nicht Staat noch König unterrichtet.
    Suffolk
.
    Dann, daß aus eitel Ehrsucht Euern Hut
    Ihr prägen ließt auf unsers Königs Münze.
    Surrey
.
    Dann, daß Ihr unermeßlich Gold gesandt
    (Und wie erworben, ist Euch wohl bewußt),
    Rom zu bestechen und den Weg zu bahnen
    Für höh’re Würden; alles dies zum Unheil
    Dem ganzen Land. Noch gibt’s der Dinge mehr,
    Die, weil von Euch herrührend, uns verhaßt
    Und meinen Mund nicht soll’n entweihn.
    Lord Kämmerer
.
    O Herr,
    Drängt den Gefallnen nicht so hart: ’s ist Unrecht!
    Sein Fall liegt offen dem Gesetz; es strafe
    Das Recht, nicht Ihr. Fast weint mein Herz, zu schaun
    Die Trümmer solcher Hoheit!
    Surrey
.
    Ich vergeb’ ihm.
    Suffolk
.
    Dann ist des Königs Will’, Herr Kardinal,
    Weil alles, was vorletzt durch Euch begonnen,
    Ein Praemunire wird umschließen müssen,
    Daß gegen Euch ein Achtsbefehl ergeh’,
    Der Eurer Güter, Landerei’n und Habe
    Und Eurer Schlösser Euch verlustig spricht,
    Gesetzlos Euch erklärt. Dies ist mein Auftrag.
    Norfolk
.
    Und somit habt Ihr Raum zur Selbstbeschauung
    Und frommem Wandel. Jene störrische Antwort
    Von wegen des verlangten großen Siegels
    Erfährt der König jetzt und dankt’s Euch sicher.
    Fahrt wohl dann ferner, Ihr mein kleiner guter
    Lord Kardinal!
    Alle ab außer Wolsey.
    Wolsey
.
    Fahr’ wohl dem kleinen Guten,
    Das mir von Euch gekommen ist! Fahr’ wohl,
    Ein langes Fahrewohl all meiner Größe! –
    So ist des Menschen Treiben: heute sprießen
    Der Hoffnung zarte Knospen, morgen blühn sie
    Und kleiden ihn in

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