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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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    Norfolk
.
    Er ist sehr mißvergnügt.
    Suffolk
.
    Vielleicht vernahm er,
    Wie gegen ihn der König wetzt den Zorn.
    Surrey
.
    Recht scharf nur, Himmel, wenn gerecht du bist!
    Wolsey
.
    Der Königin Fräulein! Eines Ritters Tochter
    Der Herrin Herrin! Ihrer Königin Königin!
    Dies Licht brennt trüb; an mir ist, es zu schneuzen,
    So; dann geht’s aus. – Ist sie gleich tugendhaft
    Und ehrenwert, doch kenn’ ich sie als tück’sche
    Luth’ranerin; nicht heilsam unsrer Sache,
    Daß sie am Busen sollte ruhn von unserm
    Nur schwer regierten Herrn. Dann noch ein Ketzer
    Schoß auf, ein arger Ketzer, jener Cranmer,
    Der eingeschlichen in des Königs Gunst
    Und sein Orakel ist.
    Norfolk
.
    Es wurmt ihm was.
    Surrey
.
    Zersprengt’ es ihm die stärkste Sehne doch,
    Des Herzens Ader! –
    Der König, der einen Zettel liest, und Lovell treten auf.
    Suffolk
.
    Der König kommt, der König! –
    König
.
    Welch eine Masse Golds hat er gehäuft
    Als Eigentum! Und welch ein Aufwand
    Entströmt ihm stündlich! Wie, in Gewinnstes Namen,
    Scharrt er das all zusammen? – Nun, ihr Herrn,
    Saht ihr den Kardinal?
    Norfolk
.
    Wir standen, Herr,
    Hier, gaben acht auf ihn: Seltsamer Aufruhr
    Ist ihm im Hirn; er beißt die Lippe, starrt;
    Hält plötzlich an den Schritt, blickt auf die Erde,
    Legt dann die Finger an die Schläfe; stracks,
    Springt wieder auf, läuft schnell, steht wieder still,
    Schlägt heftig seine Brust; und gleich drauf wirft er
    Die Augen auf zum Mond: seltsame Stellung
    Sahn wir hier an ihm wechseln.
    König
.
    Möglich wohl,
    Daß Meuterei im Innern. Diesen Morgen
    Schickt er zur Durchsicht mir, wie ich gefordert,
    Staatsschriften; und, wißt ihr, was ich gefunden,
    Gewiß nur unbedacht dazu gelegt?
    Ein Inventar, wahrhaftig, so bedeutend, –
    Von allen Schätzen, silbernen Geschirren,
    Goldstoffen, Prunkgerät, solch Übermaß,
    Daß es Besitz des Untertanen, mein’ ich,
    Weit übersteigt.
    Norfolk
.
    Es ist des Himmels Wille;
    Ein Geist schob dieses Blatt in das Paket,
    Eu’r Aug’ mit ihm zu segnen.
    König
.
    Dächten wir,
    Sein Sinnen schwebt’ anschauend jetzt gen Himmel,
    Geheftet auf das innre Licht, dann möcht’ er
    In seinem Brüten bleiben; doch ich fürchte,
    Es weilt sein Trachten unterm Mond, unwert
    So eifriger Beratung.
    Der König setzt sich und redet mit Lovell, der zum Kardinal geht.
    Wolsey
.
    Gott verzeih’ mir! –
    Der Himmel segn’ Eu’r Hoheit! –
    König
.
    Werter Lord,
    Ihr seid erfüllt von geist’gen Schätzen, tragt
    Ein Inventar der reichsten Gnad’ im Herzen,
    Das Ihr wohl eben durchlast, und Ihr habt
    Kaum Zeit, der frommen Muß’ ein kurzes Scherflein
    Für unser irdisch Tun zu rauben. Traun,
    Ihr scheint mir darin fast ein schlechter Hauswirt,
    Und freut mich’s, meinesgleichen Euch zu finden.
    Wolsey
.
    Ich habe meine Zeit, Herr, für die Andacht,
    Zeit für den Anteil an Geschäften, die ich
    Dem Staate schuldig: endlich heischt Natur
    Für ihr Erhalten eine Zeit, die leider
    Ich, ihr hinfäll’ger Sohn, ihr pflichten muß
    Wie jeder Sterbliche.
    König
.
    Sehr wohl gesprochen.
    Wolsey
.
    Mög’ Eure Hoheit stets,
    Wie ich’s verdienen will, mein gutes Reden
    Mit guter Tat gepaart an mir erfinden! –
    König
.
    Aufs neue wohl gesagt:
    Und ’s ist ’ne Art, gut handeln, gut zu reden,
    Obgleich das Wort noch keine Tat. Mein Vater
    Liebt’ Euch, er sagt’ es Euch und hat sein Wort
    Mit seiner Tat gekrönt. Und seit ich ihm
    Gefolgt, wart Ihr der Liebste mir; ich braucht’ Euch,
    Wo Euch der höchste Vorteil sicher traf,
    Ja, ich entzog’s der eignen Hab’, um Wohltat
    Auf Euch zu häufen.
    Wolsey
beiseit.
    Wo will dies hinaus?
    Surrey
beiseit.
    Gott gebe gut Gedeihn!
    König
.
    Hob ich Euch
    Nicht zu des Reiches erster Würd’? – Ich bitt’ Euch,
    Sagt, wenn Euch Wahrheit dünkt, was ich jetzt rede,
    Und wollt Ihr’s eingestehn, so sagt zugleich,
    Ob Ihr Verbindlichkeit uns habt, ob nicht?
    Was meint Ihr? –
    Wolsey
.
    Ja, ich gesteh’, mein Fürst, die hohen Gnaden,
    Täglich auf mich geschüttet, waren mehr,
    Als all mein emsig Sinnen mocht’ erwidern,
    Wie dies auch Menschentun besiegen mochte:
    Mein Tun war wen’ger stets als meine Wünsche,
    Doch meinen Kräften gleich. Was ich mir suchte,
    War so nur mein, daß es stets zielt’ aufs Beste
    Eurer geheiligten Person wie auf
    Des Staates Vorteil. Jenen hohen Gnaden,
    Auf mich gehäuft, den Armen, Unverdienten,
    Kann nur mein unterwürf’ger Dank erwidern
    Und mein inbrünstiges

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