Sämtliche Dramen
dichten Blumenschmuck:
Und übermorgen, tödlich, kommt ein Frost,
Und wenn er wähnt, der gute sichre Mann,
Die Größe reife, – nagt ihm der die Wurzel
Und fällt ihn so wie mich. Ich trieb dahin
Gleich wilden Knaben, die auf Blasen schwimmen,
So manchen Sommer auf der Ehrsucht Wogen,
Doch viel zu weit: mein hochgeschwellter Stolz
Brach endlich unter mir und gibt mich jetzt,
Müd’ und im Dienst ergraut, der Willkür hin
Des wüsten Stroms, der ewig nun mich birgt.
Ich hass’ euch, eitler Pomp und Glanz der Welt:
Mein Herz erschließt sich neu. O traurig Los
Des Armen, der an Königs Gunst gebunden!
Denn zwischen jenem Lächeln, so ersehnt,
Der Fürsten Huld und unserm Abgrund liegt
Mehr Qual und Angst, als Krieg und Weiber haben;
Und wenn er fällt, fällt er wie Luzifer,
Der Hoffnung ewig bar –
Cromwell tritt auf, voll Bestürzung.
Was ist dir, Cromwell?
Cromwell
.
Mir stockt die Sprache, Herr!
Wolsey
.
Wie, so bestürzt
Ob meinem Unglück? Kann’s dich wundern, wenn
Ein großer Mann hinsinkt? Nein, wenn du weinst,
Dann fiel ich wirklich.
Cromwell
.
Ist Euch wohl?
Wolsey
.
Vollkommen,
Noch nie so wahrhaft glücklich, guter Cromwell.
Jetzt kenn’ ich selber mich, jetzt fühl’ ich Frieden
In mir, hoch über aller ird’schen Würde, –
Ein klar und rein Gewissen. Diese Heilung
Dank’ ich dem König demutsvoll, er nahm
Mitleidig dieser Schultern müden Säulen
Die Last, die Schiffe senkte, – zu viel Ehre.
Oh, ’s ist ’ne Bürde, Cromwell, eine Bürde,
Zu schwer dem Mann, der auf den Himmel hofft!
Cromwell
.
Mich freut’s, Mylord, daß Ihr’s so richtig nehmt.
Wolsey
.
Ich hoff, ich tu’s; mich dünkt, ich sei bereit,
Durch meiner Seele neu empfund’he Stärke
Mehr Leiden zu erdulden, und viel größre,
Als mir die schwachen Feinde können drohn.
Was gibt es Neues?
Cromwell
.
Nun, das Härtste bleibt:
Des Königs Ungunst wider Euch.
Wolsey
.
Gott schütz’ ihn!
Cromwell
.
Dann, daß Sir Thomas Morus Kanzler ward
An Eurer Statt.
Wolsey
.
Das find’ ich etwas schnell,
Doch ist’s ein kund’ger Mann. Erhalt’ er sich
Des Königs Gunst noch lang’ und walte recht
Nach Wahrheit und Gesetz, daß seinem Staub,
Wenn er den Lauf vollbracht und ruht in Gott,
Ein Grabmal werde von der Waisen Tränen!
Was mehr?
Cromwell
.
Die Rückkunft Cranmers, seine Gunst
Und Wahl zum Erzbischof von Canterbury.
Wolsey
.
Wohl ist das neu!
Cromwell
.
Dann endlich, daß man heut
Die Lady Anna, schon vorlängst dem König
Heimlich vermählt, als Kön’gin offenbar
Zur Kirch’ ihm folgen sah, und jetzt allein
Von ihrer Krönung das Gerücht ergeht.
Wolsey
.
Das war die Last, der ich erlag. Oh, Cromwell,
Der König täuschte mich, all meine Würden
Verlor ich durch dies eine Weib auf immer.
Nie führt ein Morgen meinen Glanz zurück
Noch rötet je die edlen Scharen wieder,
Die meines Lächelns harrten. Geh nur, Cromwell,
Ich bin ein armer Mann, gestürzt und unwert,
Dein Herr zu sein und Meister. Geh zum König!
Die Sonne, hoff’ ich, sinkt nicht! – Ich erzählt’ ihm,
Wer und wie treu du seist; er wird dich fördern,
Ein klein Erinnern meiner wird ihn treiben;
Sein Sinn ist edel, sicher weist er nicht
So hoffnungsvolle Dienste ab. Mein Cromwell,
Vermeid’ ihn nicht; benutz’ ihn jetzt und sorge
Für deine künft’ge Sicherheit!
Cromwell
.
O Herr,
So muß ich von Euch weichen? muß durchaus
Solch guten, edlen, echten Herrn verlieren?
Sei Zeuge, wer kein Herz von Eisen trägt,
Wie traurig Cromwell seinen Herrn verläßt. –
Dem König widm’ ich meinen Dienst; doch Euch
Für immerdar und ewig mein Gebet.
Wolsey
.
Ich dachte keine Träne zu vergießen
All meinem Elend; doch du zwangst mich eben
In deiner schlichten Treu’, das Weib zu spielen.
Trocknen wir uns die Augen; hör’ mich, Cromwell!
Wenn ich vergessen bin – und das ist bald –
Und schlaf’ im stummen kalten Stein, wo niemand
Mich nennen wird, – dann sag, ich lehrt’ es dich –
Sag, Wolsey – der einst ging des Ruhmes Pfad,
Der Ehre Bänk’ und Klippen all erkundet –
Fand dir den Weg zur Höh’ aus seinein Schiffbruch,
Den wahren, sichern, den er selbst verlor.
Denk’ nur an meinen Fall und was mich stürzte!
Cromwell, bei deinem Heil, wirf Ehrsucht von dir!
Die Sünde hat die Engel selbst betört:
Wie frommte sie dem Menschen, Gottes Bilde?
Fleuch Eigenliebe, segne selbst die Feinde;
Bestechung führt dich weiter nicht
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