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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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herzuschaffen.
    Frau Page
.
    Man hat ein Märlein, daß der Jäger Herne
    (Vor alters Förster hier im Windsorwald)
    Im ganzen Winter jede Mitternacht
    Um eine Eiche geht mit großen Hörnern.
    Dann schädigt er den Baum, behext das Vieh,
    Verwandelt trächt’ger Kühe Milch in Blut
    Und rasselt mit der Kette wild und greulich.
    Ihr alle hörtet von dem Spuk, und wißt,
    Daß unsre schwachen, abergläub’schen Alten
    Die Mär vom Jäger Herne so überkamen
    Und unsrer Zeit als Wahrheit überliefert.
    Page
.
    Jawohl; noch gibt es manchen, der sich scheut,
    In dunkler Nacht sich Hernes Baum zu nahn.
    Doch wozu soll’s?
    Frau Fluth
.
    Nun seht, dies ist der Plan:
    Daß Falstaff an der Eich’ uns treffen soll,
    Verkappt wie Herne, mit großem Hirschgeweih.
    Page
.
    Wohlan, wir zweifeln nicht, er stellt sich ein,
    Und in der Tracht; doch, wenn er angelangt,
    Was soll mit ihm geschehn? Was habt ihr vor?
    Frau Page
.
    Auch das ist abgeredet. Hört nur weiter:
    Mein kleiner Sohn und meine Tochter Annchen
    Und drei, vier andre Kinder kleiden wir
    Als Zwerge, Feen und Elfen, grün und weiß,
    Wachskerzen auf dem Kopf als Feuerkronen,
    Und Klappern in der Hand; dann soll’n sie plötzlich,
    Wenn Falstaff, sie und ich uns just gefunden,
    Aus einer Sägegrub’ hervor sich stürzen
    Mit gellendem Gesang. Sobald sie nahn,
    So fliehn wir beide mit Entsetzen fort;
    Dann schließen sie im Kreise rings ihn ein
    Und zwicken, Feen gleich, den saubern Ritter,
    Und fragen, wie er’s wagt, auf heil’gen Pfaden
    Der Elfen nächt’ge Spiele zu entweihn
    In niedrer Hülle?
    Frau Fluth
.
    Bis er’s eingesteht,
    Laßt die vermeinten Feen ihn tüchtig kneipen
    Und mit den Kerzen brennen.
    Frau Page
.
    Ist’s zu Ende,
    Dann zeigen wir uns all’, enthörnen ihn
    Und spotten ihn nach Haus.
    Fluth
.
    Man muß die Kinder
    Sorgfältig üben, sonst gelingt es nie.
    Evans
. Ich werte ten Kintern ihr Petraken einlehren, und will mir auch wie ein Hansaff kepärten und ten Ritter mit Karzern prennen.
    Fluth
. Vortrefflich! Ich will gehn und Masken kaufen.
    Frau Page
.
    Mein Annchen spielt der Feien Königin;
    Wir kleiden schmuck sie in ein weiß Gewand.
    Page
.
    Den Atlas kauf’ ich ihr; und mittlerweil’
    Entführt Herr Schmächtig Annchen sich und läßt
    Sich traun zu Eton. Schickt sogleich zu Falstaff! –
    Fluth
.
    Nein, ich geh’ selbst, als Bach, noch einmal zu ihm;
    Er teilt mir alles mit; gewiß, er kommt.
    Frau Page
.
    Seid unbesorgt; schafft allen Zubehör
    Und Putz für unsre Fei’n!
    Evans
. Wir wollen kleich tran kehn; tas sein allerliepste Erkötzlichkeiten und prafe Schelmstückchen.
    Page, Fluth und Evans ab.
    Frau Page
.
    Geht, Frau Fluth,
    Laßt ihn die Hurtig fragen, ob er kommt.
    Frau Fluth ab.
    Ich will zum Doktor; er empfing mein Wort,
    Und keiner wird mir Annchens Mann, als er.
    Schmächtig hat Güter zwar, doch ist’s ein Tropf;
    Den wünscht vor allen sich mein Mann zumeist.
    Cajus ist reich, und seine Freunde gelten
    Bei Hofe viel; drum unser Eidam sei er,
    Und kämen auch noch tausend beßre Freier!
    Geht ab.
    ¶

Fünfte Szene
    Gasthof zum Hosenbande.
    Der Wirt und Simpel treten auf.
    Wirt
. Was willst du, Bauer? Was gibt’s, Dickkopf? Sprich, peroriere, trag’ vor; kurz, rasch, frisch, flink! –
    Simpel
. Ach Herr Je, Herr, ich soll etwas an Sir John Falstaff von Herrn Schmächtig bestellen.
    Wirt
. Hier ist sein Zimmer, sein Haus, seine Burg, sein großes Bett und sein Feldbett; rund herum die Historie vom verlornen Sohn gemalt, frisch und nagelneu; geh, klopf’ und ruf’, er wird dir Antwort geben in anthropophagianischer Manier. Klopf’, sag’ ich dir.
    Simpel
. ’s ist eine alte Frau, eine dicke Frau zu ihm auf die Stube gegangen; ich will so frei sein und warten, Herr, bis sie herunter kommt; eigentlich habe ich der etwas zu sagen.
    Wirt
. Ha! eine dicke Frau? Der Ritter könnte bestohlen werden; ich will rufen. Rodomont! Sir John Eisenherz! Sprich aus deiner Brust, der kriegstapfern! – Bist du da? Dein Wirt ist’s, dein Ephesier, der dir ruft.
    Falstaff oben.
    Falstaff
. Was gibt’s, mein Gastwirt? –
    Wirt
. Hier ist ein tartarischer Bohemier, der auf die Herniederkunft deiner dicken Frau harrt. Entlaß sie, Rodomont, entlaß sie; meine Zimmer sind Wohnsitze der Ehre; pfui! Heimlichkeiten? pfui!
    Falstaff kommt.
    Falstaff
. Allerdings, mein Gastwirt, war eben eine dicke Frau bei mir, allein jetzt ist sie fort.
    Simpel
. Sagen Euer Gnaden mir doch, war’s nicht die kluge Frau aus Brentford?

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