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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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Bürger mit ihm.
    Coriolanus
.
    Heil, edle Herrn! Heim kehr’ ich, euer Krieger,
    Unangesteckt von Vaterlandsgefühlen,
    So wie ich auszog. Euerm hohen Willen
    Bleib’ ich stets untertan. – Nun sollt ihr wissen,
    Daß uns der herrlichste Erfolg gekrönt:
    Auf blut’gem Pfade führt’ ich euern Krieg
    Bis vor die Tore Roms. Wir bringen Beute,
    Die mehr als um ein Dritteil überwiegt
    Die Kosten dieses Kriegs. Wir machten Frieden,
    Mit minderm Ruhm nicht für die Antiaten
    Als Schmach für Rom, und überliefern hier,
    Von Konsuln und Patriziern unterschrieben,
    Und mit dem Siegel des Senats versehn,
    Euch den Vergleich.
    Aufidius
.
    Lest ihn nicht, edle Herrn!
    Sagt dem Verräter, daß er eure Macht
    Im höchsten Grad gemißbraucht
    Coriolanus
.
    Was? Verräter?
    Aufidius
.
    Ja, du Verräter, Marcius!
    Coriolanus
.
    Marcius?
    Aufidius
.
    Ja, Marcius, Cajus Marcius! Denkst du etwa,
    Daß ich mit deinem Raub dich schmücke, deinem
    Gestohlnen Namen Coriolan?
    Ihr Herrn und Häupter dieses Staats, meineidig
    Verriet er eure Sach’, und schenkte weg,
    Für ein’ge salz’ge Tropfen euer Rom,
    Ja, eure Stadt, an seine Frau und Mutter,
    Den heil’gen Eid zerreißend, wie den Faden
    Verfaulter Seide, niemals Kriegesrat
    Berufend. Nein, bei seiner Amme Tränen
    Weint’ er und heulte euern Sieg hinweg,
    Daß Pagen sein sich schämten und Soldaten
    Sich staunend angesehn.
    Coriolanus
.
    Hörst du das, Mars?
    Aufidius
.
    Oh! nenne nicht den Gott, du Knabe der Tränen!
    Coriolanus
.
    Ha!
    Aufidius
.
    Nichts mehr!
    Coriolanus
.
    Du grenzenloser Lügner! zu groß machst du
    Mein Herz für seinen Inhalt. »Knab’«? O Sklave!
    Verzeiht mir, Herrn, das ist das erste Mal,
    Daß man mich zwingt, zu schimpfen. – Ihr Verehrten,
    Straft Lügen diesen Hund; sein eignes Wissen
    (Denn meine Striemen sind ihm eingedrückt,
    Und diese Zeichen nimmt er mit ins Grab)
    Schleudr’ ihm zugleich die Lüg’ in seinen Hals!
    Erster Senator
.
    Still, beid’, und hört mich an!
    Coriolanus
.
    Reißt mich in Stück’, ihr Volsker! Männer, Kinder,
    Taucht euern Stahl in mich! – »Knab’«? – Falscher Hund,
    Wenn eure Chronik Wahrheit spricht, – da steht’s,
    Daß, wie im Taubenhaus der Adler, ich
    Gescheucht die Volsker in Corioli.
    Allein – ich – tat es. »Knabe!«
    Aufidius
.
    Edle Herrn,
    So laßt ihr an sein blindes Glück euch mahnen,
    Und eure Schmach, durch diesen frechen Prahler
    Vor euren eignen Augen?
    Die Verschwornen
.
    Dafür sterb’ er!
    Die Bürger
durcheinander. Reißt ihn in Stücke, tut es gleich! – Er tötete meinen Sohn – meine Tochter! – Er tötete meinen Vetter Marcus! – Er tötete meinen Vater!
    Zweiter Senator
.
    Still! keine blinde Wut! Seid ruhig! Still!
    Der Mann ist edel, und sein Ruhm umschließt
    Den weiten Erdkreis. Sein Vergehn an uns
    Sei vor Gericht gezogen: Halt, Aufidius!
    Und stör’ den Frieden nicht!
    Coriolanus
.
    Oh! hätt’ ich ihn!
    Und sechs Aufidius, mehr noch, seinen Stamm,
    Mein treues Schwert zu prüfen!
    Aufidius
.
    Frecher Bube!
    Die Verschwornen
.
    Durchbohrt! durchbohrt! durchbohrt ihn!
    Aufidius und die Verschwornen ziehen und erstechen Coriolanus. Aufidius stellt sich auf ihn.
    Die Senatoren
.
    Halt, halt’ ein!
    Aufidius
.
    Ihr edlen Herrn! Oh, hört mich an!
    Erster Senator
.
    O Tullus!
    Zweiter Senator
.
    Du hast getan, was Tugend muß beweinen.
    Dritter Senator
.
    Tritt nicht auf ihn! Seid ruhig, all ihr Männer,
    Steckt eure Schwerter ein!
    Aufidius
.
    Ihr Herrn, erkennt ihr (wie in dieser Wut,
    Von ihm erregt, nicht möglich) die Gefahren,
    Die euch sein Leben droht’, erfreut ihr euch,
    Daß er so weggeräumt. Beruft mich, Edle,
    Gleich in den Rat, so zeig’ ich, daß ich bin
    Eu’r treuster Diener, oder ich erdulde
    Die schwerste Strafe.
    Erster Senator
.
    Tragt die Leiche fort,
    Und trauert über ihn! Er sei geehrt,
    Wie je ein edler Leichnam, dem der Herold
    Zum Grab gefolgt!
    Zweiter Senator
.
    Sein eigner Ungestüm
    Nimmt von Aufidius einen Teil der Schuld:
    So kehrt’s zum Besten.
    Aufidius
.
    Meine Wut ist hin,
    Mein Herz durchbohrt der Gram. So nehmt ihn auf,
    Helft, drei der ersten Krieger, ich der vierte!
    Die Trommel rührt, und laßt sie traurig tönen,
    Schleppt nach die Speer’! Obwohl in dieser Stadt
    Er manche Gatten kinderlos gemacht,
    Und nie zu sühnend Leid auf uns gebracht,
    So sei doch seiner ehrenvoll gedacht!
    Helft mir!
    Sie tragen die Leiche Coriolans fort. Trauermarsch.
    ¶

Personen
    Saturninus
, Sohn des letzten

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