Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
Vom Netzwerk:
vor Furcht,
    Da Mutter, Weib und Kind es sehen müssen,
    Wie Sohn, Gemahl und Vater grausam wühlt
    In seines Landes Busen. – Weh uns Armen!
    Uns trifft am härt’sten deine Wut: du wehrst uns
    Die Götter anzuflehn, ein Trost, den alle,
    Nur wir nicht, teilen: denn wie könnten wir’s?
    Wie können für das Vaterland wir beten,
    Was unsre Pflicht? und auch für deinen Sieg,
    Was unsre Pflicht? – Ach! unsre teure Amme,
    Das Vaterland, geht unter, oder du,
    Du Trost im Vaterland. Wir finden immer
    Ein unabwendbar Elend, wird uns auch
    Ein Wunsch gewährt, – wer auch gewinnen mag:
    Entweder führt man dich, Abtrünn’gen, Fremden,
    In Ketten durch die Straßen; oder du
    Trittst im Triumph des Vaterlandes Schutt,
    Und trägst die Palme, weil du kühn vergossest
    Der Frau, des Kindes Blut; denn ich, mein Sohn,
    Ich will das Schicksal nicht erwarten, noch
    Des Krieges Schluß. Kann ich dich nicht bewegen,
    Daß lieber jedem Teil du Huld gewährst,
    Als einen stürzest, – traun, du sollst nicht eher
    Dein Vaterland bestürmen, bis du tratst,
    (Glaub mir, du sollst nicht!) auf der Mutter Leib,
    Der dich zur Welt gebar.
    Virgilia
.
    Ja, auch auf meinen,
    Der diesen Sohn dir gab, auf daß dein Name
    Der Nachwelt blüh’.
    Der kleine Marcius
.
    Auf mich soll er nicht treten.
    Fort lauf ich, bis ich größer bin, dann fecht’ ich.
    Coriolanus
.
    Wer nicht will Wehmut fühlen, gleich den Frauen,
    Der muß nicht Frau noch Kindes Antlitz schauen.
    Zu lange saß ich.
    Er steht auf.
    Volumnia
.
    Nein, so geh nicht fort!
    Zielt’ unsre Bitte nur dahin, die Römer
    Zu retten durch den Untergang der Volsker,
    Die deine Herrn, so möcht’st du uns verdammen
    Als Mörder deiner Ehre. – Nein, wir bitten,
    Daß beide du versöhnst; dann sagen einst
    Die Volsker: »Diese Gnad’ erwiesen wir«, –
    Die Römer: »Wir empfingen sie«; und jeder
    Gibt dir den Preis und ruft: »Gesegnet sei
    Für diesen Frieden!« – Großer Sohn, du weißt,
    Des Krieges Glück ist ungewiß; gewiß
    Ist dies, daß, wenn du Rom besiegst, der Lohn,
    Den du dir erntest, solch ein Name bleibt,
    Dem, wie er nun genannt wird, Flüche folgen.
    Dann schreibt die Chronik einst: »Der Mann war edel,
    Doch seine letzte Tat löscht’ alles aus,
    Verstört’ sein Vaterland; drum bleibt sein Name
    Ein Abscheu künft’gen Zeiten.« – Sprich zu mir!
    Der Ehre zart’ste Fod’rung war dein Streben,
    In ihrer Hoheit Göttern gleich zu sein:
    Den Luftraum mit dem Donner zu erschüttern,
    Und dann den Blitz mit einem Keil zu tauschen,
    Der nur den Eichbaum spaltet. Wie? nicht sprichst du? –
    Hältst du es würdig eines edlen Mannes,
    Sich stets der Kränkung zu erinnern? – Tochter,
    Sprich du: er achtet auf dein Weinen nicht. –
    Sprich du, mein Kind: –
    Vielleicht bewegt dein Kindsgeschwätz ihn mehr,
    Als unsre Rede mag. – Kein Mann auf Erden
    Verdankt der Mutter mehr; doch hier läßt er
    Mich schwatzen, wie ein Weib am Pranger. – Nie
    Im ganzen Leben gabst der lieben Mutter
    Du freundlich nach, wenn sie, die arme Henne,
    Nicht andrer Brut erfreut, zum Krieg dich gluckte,
    Und sicher heim, mit Ehren stets beladen. –
    Heiß’ ungerecht mein Flehn, und stoß’ mich weg;
    Doch ist das nicht, so bist nicht edel du,
    Und strafen werden dich die Götter, daß
    Du mir die Pflicht entziehst, die Müttern ziemt.
    Er kehrt sich ab! –
    Kniet nieder, Frau’n: beschäm’ ihn unser Knien!
    Dem Namen Coriolanus ziemt Verehrung,
    Nicht Mitleid unserm Flehn. – Kniet, sei’s das Letzte!
    Nun ist es aus – wir kehren heim nach Rom,
    Und sterben mit den Unsern. – Nein, sieh her!
    Dies Kind, nicht kann es sagen, was es meint;
    Doch kniet es, hebt die Händ’ empor mit uns,
    Spricht so der Bitte Recht mit größrer Kraft,
    Als du zu weigern hast. – Kommt, laßt uns gehn:
    Der Mensch hat eine Volskerin zur Mutter,
    Sein Weib ist in Corioli, dies Kind
    Gleicht ihm durch Zufall. – So sind wir entlassen!
    Still bin ich, bis die Stadt in Flammen steht,
    Dann sag’ ich etwas noch.
    Coriolanus
.
    Oh! Mutter! – Mutter!
    Er faßt die beiden Hände der Mutter. Pause.
    Was tust du? Sieh, die Himmel öffnen sich,
    Die Götter schaun herab; den Auftritt unnatürlich
    Belachen sie. – Oh! meine Mutter! Mutter! Oh!
    Für Rom hast du heilsamen Sieg gewonnen;
    Doch deinen Sohn – o glaub’ es, glaub’ es mir, –
    Ihm höchst gefahrvoll hast du den bezwungen,
    Wohl tödlich selbst. Doch mag es nur geschehn! –
    Aufidius, kann ich Krieg nicht redlich

Weitere Kostenlose Bücher