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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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er in Feierworten Kunde gab
    Der liebekranken, leidgebeugten Dido
    Vom Schicksal jener wilden Flammennacht,
    Als Priams Troja sank durch Griechentrug) –:
    Sag, welch ein Sinon unser Ohr berückt,
    Wer uns das böse Werkzeug hergeführt,
    Das unserm Troja, unserm hehren Rom
    Die Bürgerwunde schlägt? –
    Mein Herz ist nicht gestählt wie Fels und Erz,
    Noch find’ ich Worte für so bittern Gram,
    Daß nicht in Tränen meine Red’ erstickt,
    Und mir die Stimme bricht, wenn sie zumeist
    Euch rühren sollt’ und euer Ohr gewinnen,
    Und eure Hülf’ und liebreich Mitgefühl. –
    Hier ist ein Feldherr, der’s erzählen mag:
    Eu’r Herz wird weinen, hört ihr seine Rede.
    Lucius
.
    Dann, meine edlen Hörer, sei euch kund:
    Der schnöde Chiron und Demetrius,
    Sie waren’s, die Bassianus mordeten,
    Sie waren’s, die Lavinien frech entehrt;
    Für ihre Tat fiel unsrer Brüder Haupt,
    Ward Titus’ Gram verhöhnt, ihm frech entwandt
    Die gute Hand, die oft den Streit für Rom
    Ausfocht und ihre Feinde sandt’ ins Grab;
    Zuletzt ward ich im Zorn verbannt, man schloß
    Die Tore mir und stieß mich weinend aus,
    Mitleid zu suchen bei den Feinden Roms;
    Mit meinen Tränen löscht’ ich ihren Haß,
    In ihren offnen Armen fand ich Trost.
    Und ich, den Rom verstieß, das sei euch kund,
    Mit meinem Blut hab’ ich sein Wohl erkauft,
    Von seinem Haupt gewandt der Feinde Schwert,
    Auffangend ihren Stahl in meine Brust.
    Ihr alle wißt, ich bin kein Prahler; nein,
    Bezeugt’s, ihr Narben (ob ihr stumm auch seid),
    Daß mein Bericht getreu und ohne Falsch.
    Doch halt! Mich dünkt, ich schweifte schon vom Ziel,
    Anpreisend mein geringes Tun; verzeiht,
    Man rühmt sich selber, ist kein Freund uns nah.
    Marcus
.
    Nun ist’s an mir, zu reden. Seht dies Kind:
    Dies war’s, das Tamora zur Welt gebracht;
    Sein Vater jener gottvergeßne Mohr,
    Hauptstifter und Begründer unsers Wehs.
    Der Schurk’ ist lebend noch in Titus’ Haus
    (Obgleich verdammt), zum Zeugnis, dies sei wahr.
    Nun sprecht, ob Titus Grund zur Rache hatte
    Für solche Kränkung, unaussprechlich, herb,
    Weit mehr, als irgend wohl ein Mensch ertrüge!
    Jetzt, da ihr alles wißt, was sagt ihr, Römer?
    Ist hier zu viel geschehn, dann zeigt, worin, –
    Und von dem Platz, auf dem wir vor euch stehn,
    Woll’n wir, des Titus’ armer Überrest,
    Häuptlings hinab uns werfen, Hand in Hand,
    Am scharfen Stein zerschmetternd unser Hirn,
    Und so vereint austilgen unsern Stamm.
    Sprecht, Römer, sprecht: sagt ihr, es soll geschehn,
    So sollt ihr Hand in Hand uns stürzen sehn.
    Ämilius
.
    Komm, komm, du ehrenwerter Römergreis,
    Führ’ unsern Kaiser freundlich bei der Hand,
    Lucius, den Kaiser: denn mit Zuversicht
    Erwart’ ich, was des Volkes Stimme spricht.
    Marcus
.
    Lucius, Glück auf, Roms kaiserlicher Herr!
    Geh in des alten Titus leidvoll Haus,
    Und den ungläub’gen Mohren schlepp’ hieher;
    Ihm werd’ ein grauser, blut’ger Tod erkannt,
    Als Strafe für sein höchst gottloses Tun.
    Römer
verschiedene Stimmen.
    Lucius, Glück auf, huldreicher Herrscher Roms! –
    Lucius
.
    Dank, edle Römer! Meiner Herrschaft Streben
    Sei, Rom nach so viel Leiden Trost zu geben.
    Doch, werte Freund’, ein Weilchen gönnt mir noch,
    Denn schwere Pflicht erheischt Natur von mir.
    Steht alle fern! – Du, Oheim, komm herab;
    Laß uns dem Toten fromme Tränen weihn; –
    Den kalten Lippen diesen heißen Kuß,
    küßt den Titus
    Dem blut’gen Antlitz diesen Tau des Grams,
    Des treuen Sohnes letzte Huldigung! –
    Marcus
.
    Ja, Trän’ um Trän’, und Liebeskuß für Kuß
    Beut hier dein Bruder Marcus deinem Mund!
    Und wär’ die Summe, die ich zahlen soll,
    Unendlich, namenlos, doch zahlt’ ich sie.
    Lucius
.
    Komm, Knabe, komm! Komm her, wir lehren dich
    In Tau zerschmelzen. Ach, er liebte dich!
    Wie oft ließ er dich tanzen auf dem Knie,
    Sang dich in Schlaf, sein liebend Herz dein Pfühl!
    Wie viel Geschichten hat er dir erzählt,
    Für deine Kindheit sinnreich ausgewählt!
    Des sei gedenk, und als ein liebreich Kind
    Geuß ein’ge Tropfen auch aus zartem Auge:
    Mitleidig gab Natur uns dies Gebot,
    Der Freund soll weinen um des Freundes Not!
    Sag ihm Lebwohl, geleit’ ihn an sein Grab,
    Die Pflicht erfüll’ und scheide dann von ihm!
    Knabe
.
    Großvater! ach, Großvater! Möcht’ ich doch
    Für dich gestorben sein, und du noch lebend!
    O Gott, vor Weinen kann ich ihm nichts sagen,
    Ich stick’ in Tränen, öffn’ ich meinen Mund. –
    Aaron wird von einigen

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