Sämtliche Dramen
dein Haus,
Und wenn er hier ist, recht zu deinem Fest,
Bring’ ich die Kais’rin dir und ihre Söhne,
Den Kaiser selbst und alle, die dir feind;
Und dir zu Füßen soll’n sie knieend flehn,
Und deines Herzens Ingrimm treffe sie!
Was sagt Andronicus zu diesem Rat?
Titus
.
Marcus, heraus! der traurige Titus ruft.
Marcus kommt.
Geh, Marcus, geh zu deinem Neffen Lucius,
Im Gotenheere sollst du ihn erfragen;
Sag, daß er zu mir kommt und mit sich bringt
Noch einige der tapfern Gotenfürsten.
Heiß’ ihn, die Krieger lagern, wo sie stehn;
Sag ihm, den Kaiser und die Kaiserin
Erwart’ ich hier zum Fest und so auch ihn.
Dies tu’ zu Liebe mir, er tu’ es auch,
So wert ihm ist des alten Vaters Leben.
Marcus
.
Das tu’ ich gleich, und kehre schnell zurück.
Ab.
Tamora
.
Nun geh’ ich augenblicks an mein Geschäft
Und nehme meine Diener mit hinweg.
Titus
.
Nein, nein, laß Raub und Mord doch hier bei mir,
Sonst ruf’ ich meinen Bruder wieder heim,
Und halte mich allein an Lucius’ Rache.
Tamora
zu ihren Söhnen.
Was sagt ihr, Söhne? Bleibt ihr wohl mit ihm,
Bis ich dem Kaiser, meinem Herrn, erzählt,
Wie uns der wohlerdachte Scherz gelang?
Folgt seiner Laune, sprecht ihm freundlich zu,
Und weilt mit ihm, bis ich zurückgekehrt!
Titus
beiseit.
Ich kenn’ euch all’, obschon ihr toll mich wähnt,
Und fang’ euch in dem selbstgestellten Garn,
Euch junge Höllenbrut samt eurer Mutter.
Demetrius
beiseit.
Geht nach Gefallen, Fürstin, laßt uns hier!
Tamora
.
Titus, leb wohl; die Rache geht zu Taten,
Dir alle deine Feinde zu verraten.
Titus
.
Das hoff’ ich, teure Rache; leb denn wohl!
Tamora geht ab.
Chiron
.
Nun, Alter, sprich, was gibst du uns zu tun?
Titus
.
O still! ich schaff’ euch Arbeit überg’nug.
Auf, Cajus, Publius und Valentin!
Publius und Diener kommen.
Publius
.
Was wollt Ihr?
Titus
.
Kennst du die zwei?
Publius
.
Die Söhne, denk’ ich, sind’s
Der Kais’rin, Chiron und Demetrius.
Titus
.
Pfui, Publius, wie gröblich du dich irrst!
Der ein’ ist Mord, des andern Nam’ ist Raub.
Drum binde sie mir fest, mein Publius;
Cajus und Valentin, legt Hand an sie!
Oft hab’ ich diese Stunde mir gewünscht;
Nun fand ich sie: drum bindet sie recht fest,
Stopft ihnen auch den Mund, sobald sie schrein!
Ab.
Chiron
.
Schurken, laßt ab! Wir sind der Kais’rin Söhne!
Publius
.
Und deshalb tun wir, was uns auferlegt. –
Stopft ihren Mund, gönnt ihnen nicht ein Wort;
Ward er auch fest gebunden? Schließt sie gut!
Titus kommt zurück mit einem Messer und Lavinia mit einem Becken.
Titus
.
Lavinia, komm, die Feinde sind im Netz!
Stopft ihren Mund, kein Wort gestatt’ ich mehr.
Doch laßt sie hören meinen grimmen Spruch:
O Schurken, Chiron und Demetrius!
Hier ist der Quell, den ihr getrübt mit Schlamm,
Der holde Lenz, durch euern Frost erstarrt.
Ihr schlugt ihr den Gemahl; für diesen Greu’l
Sind ihrer Brüder zwei zum Tod verdammt.
Mir ward die Hand geraubt zu frechem Spott,
Ihr Händ’ und Zunge, ja, was teurer ist
Als Zung’ und Hand, – die unbefleckte Keuschheit,
Herzlose Buben! raubtet ihr mit Zwang. –
Was spräch’t ihr jetzt, wenn ich euch reden ließ’? –
Ihr dürftet nicht aus Scham um Mitleid flehn.
Hört, Buben, welche Qual ich euch ersann:
Die Hand blieb, euch die Gurgel durchzuschneiden,
Indes Lavinia mit den Stümpfen hält
Dies Becken, das eu’r schuldig Blut empfängt.
Die Kaiserin, wißt ihr, will zum Schmaus mir kommen,
Und nennt sich Rache, wähnt, ich sei verrückt:
Nun hört mich! Eu’r Gebein reib’ ich zu Staub
Und knet’ es ein zu Teig mit euerm Blut;
Und aus dem Teige bild’ ich eine Rinde,
Drin einzubacken eure Schurkenhäupter;
Dann soll die Metze, eure hünd’sche Mutter,
Der Erde gleich die eigne Brut verschlingen:
Dies ist das Mahl, zu dem ich sie beschied,
Und dies der Schmaus, an dem sie schwelgen soll.
Denn mehr als Philomel’ erlitt mein Kind,
Und mehr als Prokne nehm’ ich Rach’ an euch.
Jetzt reicht die Gurgeln her! – Lavinia, komm,
Fang’ auf den Strahl; und wenn ich sie entseelt,
Zerstampf’ ich ihr Gebein in feinen Staub,
Und feucht’ es an mit dem verhaßten Blut,
Die Häupter einzubacken in den Teig.
Kommt, seid mir alle jetzt zur Hand, dies Mahl
Zu rüsten, das viel grimmer werden soll
Und blutiger, als der Centauren Schmaus.
Er durchschneidet ihre Kehlen.
So!
Nun tragt sie hin, ich mache selbst den Koch,
Sie anzurichten, bis
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