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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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mehr Licht, zum Kuckuck! –
    Will ich zur Ruh’ Euch bringen! – Lustig, Kinder!
    Tybalt
.
    Mir kämpft Geduld aus Zwang mit will’ger Wut
    Im Innern und empört mein siedend Blut.
    Ich gehe: doch so frech sich aufzudringen,
    Was Lust ihm macht, soll bittern Lohn ihm bringen.
    Geht ab.
    Romeo
tritt zu Julien.
    Entweihet meine Hand verwegen dich,
    O Heil’genbild, so will ich’s lieblich büßen.
    Zwei Pilger, neigen meine Lippen sich,
    Den herben Druck im Kusse zu versüßen.
    Julia
.
    Nein, Pilger, lege nichts der Hand zu schulden
    Für ihren sittsam-andachtsvollen Gruß.
    Der Heil’gen Rechte darf Berührung dulden,
    Und Hand in Hand ist frommer Waller Kuß.
    Romeo
.
    Hat nicht der Heil’ge Lippen wie der Waller?
    Julia
.
    Ja, doch Gebet ist die Bestimmung aller.
    Romeo
.
    Oh, so vergönne, teure Heil’ge, nun,
    Daß auch die Lippen wie die Hände tun.
    Voll Inbrunst beten sie zu dir: erhöre,
    Daß Glaube nicht sich in Verzweiflung kehre!
    Julia
.
    Du weißt, ein Heil’ger pflegt sich nicht zu regen,
    Auch wenn er eine Bitte zugesteht.
    Romeo
.
    So reg’ dich, Holde, nicht, wie Heil’ge pflegen,
    Derweil mein Mund dir nimmt, was er erfleht.
    Er küßt sie.
    Nun hat dein Mund ihn aller Sünd’ entbunden.
    Julia
.
    So hat mein Mund zum Lohn sie für die Gunst?
    Romeo
.
    Zum Lohn die Sünd’? O Vorwurf, süß erfunden!
    Gebt sie zurück!
    Küßt sie wieder.
    Julia
.
    Ihr küßt recht nach der Kunst.
    Wärterin
.
    Mama will Euch ein Wörtchen sagen, Fräulein.
    Romeo
.
    Wer ist des Fräuleins Mutter?
    Wärterin
.
    Ei nun, Junker,
    Das ist die gnäd’ge Frau vom Hause hier,
    Gar eine wackre Frau, und klug und ehrsam.
    Die Tochter, die Ihr spracht, hab’ ich gesäugt.
    Ich sag’ Euch, wer sie habhaft werden kann,
    Ist wohl gebettet.
    Romeo
.
    Sie ein’ Capulet! O teurer Preis! mein Leben
    Ist meinem Feind als Schuld dahingegeben.
    Benvolio
.
    Fort! Laßt uns gehn; die Lust ist bald dahin.
    Romeo
.
    Ach, leider wohl! Das ängstet meinen Sinn.
    Capulet
.
    Nein, liebe Herrn, denkt noch ans Weggehn nicht!
    Ein kleines, schlechtes Mahl ist schon bereitet. –
    Muß es denn sein? – Nun wohl, ich dank’ euch allen;
    Ich dank’ euch, edle Herren! Gute Nacht!
    Mehr Fackeln her! – Kommt nun, bringt mich zu Bett!
    (Wahrhaftig, es wird spät; ich will zur Ruh’.)
    Alle ab, außer Julia und die Wärterin.
    Julia
.
    Komm zu mir, Amme: wer ist dort der Herr?
    Wärterin
.
    Tiberios, des alten, Sohn und Erbe.
    Julia
.
    Wer ist’s, der eben aus der Türe geht?
    Wärterin
.
    Das, denk’ ich, ist der junge Marcellin.
    Julia
.
    Wer folgt ihm da, der gar nicht tanzen wollte?
    Wärterin
.
    Ich weiß nicht.
    Julia
.
    Geh, frage, wie er heißt. – Ist er vermählt,
    So ist das Grab zum Brautbett mir erwählt.
    Wärterin
kommt zurück.
    Sein Nam ist Romeo, ein Montague,
    Und Eures großen Feindes ein’ger Sohn.
    Julia
.
    So ein’ge Lieb’ aus großem Haß entbrannt!
    Ich sah zu früh, den ich zu spät erkannt.
    Oh, Wunderwerk! ich fühle mich getrieben,
    Den ärgsten Feind aufs zärtlichste zu lieben.
    Wärterin
.
    Wieso? wieso?
    Julia
.
    Es ist ein Reim, den ich von einem Tänzer
    Soeben lernte.
    Man ruft drinnen: »Julia!«
    Wärterin
.
    Gleich! wir kommen ja.
    Kommt, laßt uns gehn; kein Fremder ist mehr da.
    Ab.
    ¶

ZWEITER AUFZUG
Erste Szene
    Ein offner Platz, der an Capulets Garten stößt.
    Romeo tritt auf.
    Romeo
.
    Kann ich von hinnen, da mein Herz hier bleibt?
    Geh, frost’ge Erde, suche deine Sonne!
    Er ersteigt die Mauer und springt hinunter.
    Benvolio und Mercutio treten auf.
    Benvolio
.
    He, Romeo! he, Vetter!
    Mercutio
.
    Er ist klug,
    Und hat, mein’ Seel’, sich heim ins Bett gestohlen.
    Benvolio
.
    Er lief hieher und sprang die Gartenmauer
    Hinüber. Ruf’ ihn, Freund Mercutio!
    Mercutio
.
    Ja, auch beschwören will ich. Romeo!
    Was? Grillen! Toller! Leidenschaft! Verliebter!
    Erscheine du, gestaltet wie ein Seufzer;
    Sprich nur ein Reimchen, so genügt mir’s schon;
    Ein Ach nur jammre, paare Lieb’ und Triebe;
    Gib der Gevatt’rin Venus ein gut Wort,
    Schimpf’ eins auf ihren blinden Sohn und Erben,
    Held Amor, der so flink gezielt, als König
    Kophetua das Bettlermädchen liebte.
    Er höret nicht, er regt sich nicht, er rührt sich nicht.
    Der Aff’ ist tot; ich muß ihn wohl beschwören.
    Nun wohl: Bei Rosalindens hellem Auge,
    Bei ihrer Purpurlipp’ und hohen Stirn,
    Bei ihrem zarten Fuß, dem schlanken Bein,
    Den üpp’gen Hüften und der Region,
    Die ihnen nahe liegt,

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