Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
Vom Netzwerk:
Larve!
    Bindet die Maske vor.
    Nun erspähe
    Die Neugier Mißgestalt: was kümmert’s mich?
    Erröten wird für mich dies Wachsgesicht.
    Benvolio
.
    Fort! Klopft, und dann hinein! Und sind wir drinnen,
    So rühre gleich ein jeder flink die Beine!
    Romeo
.
    Mir eine Fackel! Leichtgeherzte Buben,
    Die laßt das Estrich mit den Sohlen kitzeln:
    Ich habe mich verbrämt mit einem alten
    Großvaterspruch: »Wer ’s Licht hält, schauet zu!«
    Nie war das Spiel so schön; doch ich bin matt.
    Mercutio
.
    Jawohl zu matt, dich aus dem Schlamme – nein,
    Der Liebe, wollt’ ich sagen – dich zu ziehn,
    Worin du leider steckst bis an die Ohren.
    Macht fort! Wir leuchten ja dem Tage hier.
    Romeo
.
    Das tun wir nicht.
    Mercutio
.
    Ich meine, wir verscherzen,
    Wie Licht bei Tag’, durch Zögern unsre Kerzen.
    Nehmt meine Meinung nach dem guten Sinn,
    Und sucht nicht Spiele des Verstandes drin!
    Romeo
.
    Wir meinen’s gut, da wir zum Balle gehen,
    Doch es ist Unverstand.
    Mercutio
.
    Wie? laßt doch sehen!
    Romeo
.
    Ich hatte diese Nacht ’nen Traum.
    Mercutio
.
    Auch ich.
    Romeo
.
    Was war der Eure?
    Mercutio
.
    Daß auf Träume sich
    Nichts bauen läßt, daß Träume öfters lügen.
    Romeo
.
    Sie träumen Wahres, weil sie schlafend liegen.
    Mercutio
.
    Nun seh’ ich wohl, Frau Mab hat Euch besucht.
    Romeo
.
    Frau Mab, wer ist sie?
    Mercutio
.
    Sie ist der Feenwelt Entbinderin.
    Sie kömmt, nicht größer als der Edelstein
    Am Zeigefinger eines Aldermanns,
    Und fährt mit einem Spann von Sonnenstäubchen
    Den Schlafenden quer auf der Nase hin.
    Die Speichen sind gemacht aus Spinnenbeinen,
    Des Wagens Deck’ aus eines Heupferds Flügeln,
    Aus feinem Spinngewebe das Geschirr,
    Die Zügel aus des Mondes feuchtem Strahl;
    Aus Heimchenknochen ist der Peitsche Griff,
    Die Schnur aus Fasern; eine kleine Mücke
    Im grauen Mantel sitzt als Fuhrmann vorn,
    Nicht halb so groß als wie ein kleines Würmchen,
    Das in des Mädchens müß’gem Finger nistet.
    Die Kutsch’ ist eine hohle Haselnuß,
    Vom Tischler Eichhorn oder Meister Wurm
    Zurecht gemacht, die seit uralten Zeiten
    Der Feen Wagner sind. In diesem Staat
    Trabt sie dann Nacht für Nacht; befährt das Hirn
    Verliebter, und sie träumen dann von Liebe;
    Des Schranzen Knie, der schnell von Reverenzen,
    Des Anwalts Finger, der von Sporteln gleich,
    Der schönen Lippen, die von Küssen träumen
    (Oft plagt die böse Mab mit Bläschen diese,
    Weil ihren Odem Näscherei verdarb).
    Bald trabt sie über eines Hofmanns Nase,
    Dann wittert er im Traum sich Ämter aus.
    Bald kitzelt sie mit eines Zinshahns Federn
    Des Pfarrers Nase, wenn er schlafend liegt:
    Von einer bessern Pfründe träumt ihm dann.
    Bald fährt sie über des Soldaten Nacken:
    Der träumt sofort von Niedersäbeln, träumt
    Von Breschen, Hinterhalten, Damaszenern,
    Von manchem klaftertiefen Ehrentrunk;
    Nun trommelt’s ihm ins Ohr; da fährt er auf,
    Und flucht in seinem Schreck ein paar Gebete,
    Und schläft von neuem. Eben diese Mab
    Verwirrt der Pferde Mähnen in der Nacht,
    Und flicht in strupp’ges Haar die Weichselzöpfe,
    Die, wiederum entwirrt, auf Unglück deuten.
    Dies ist die Hexe, welche Mädchen drückt,
    Die auf dem Rücken ruhn, und ihnen lehrt,
    Als Weiber einst die Männer zu ertragen.
    Dies ist sie –
    Romeo
.
    Still, o still, Mercutio!
    Du sprichst von einem Nichts.
    Mercutio
.
    Wohl wahr, ich rede
    Von Träumen, Kindern eines müß’gen Hirns,
    Von nichts als eitler Phantasie erzeugt,
    Die aus so dünnem Stoff als Luft besteht
    Und flücht’ger wechselt, als der Wind, der bald
    Um die erfrorne Brust des Nordens buhlt
    Und, schnell erzürnt, hinweg von dannen schnaubend,
    Die Stirn zum taubeträuften Süden kehrt.
    Benvolio
.
    Der Wind, von dem Ihr sprecht, entführt uns selbst.
    Man hat gespeist; wir kamen schon zu spät.
    Romeo
.
    Zu früh, befürcht’ ich; denn mein Herz erbangt,
    Und ahndet ein Verhängnis, welches, noch
    Verborgen in den Sternen, heute nacht
    Bei dieser Lustbarkeit den furchtbar’n Zeitlauf
    Beginnen, und das Ziel des läst’gen Lebens,
    Das meine Brust verschließt, mir kürzen wird
    Durch irgendeinen Frevel frühen Todes:
    Doch er, der mir zur Fahrt das Steuer lenkt,
    Richt’ auch mein Segel! – Auf, ihr lust’gen Freunde!
    Benvolio
.
    Rührt Trommeln!
    Gehn ab.
    ¶

Fünfte Szene
    Ein Saal in Capulets Hause.
    Musikanten. Bediente kommen.
    Erster Bediente
. Wo ist Schmorpfanne, daß er nicht abräumen hilft? Daß dich! mit seinem Tellermausen, seinem

Weitere Kostenlose Bücher