Sämtliche Dramen
Schmucke für die Bahre,)
Und alles wandelt sich ins Gegenteil.
Lorenzo
.
Verlaßt sie, Herr; geht mit ihm, gnäd’ge Frau;
Auch Ihr, Graf Paris: macht euch alle fertig,
Der schönen Leiche hin zur Gruft zu folgen!
Der Himmel zürnt mit euch um sünd’ge Tat;
Reizt ihn nicht mehr, gehorcht dem hohen Rat!
Capulet; Gräfin Capulet, Paris und Lorenzo ab.
Erster Musikant
. Mein’ Seel’! wir können unsre Pfeifen auch nur einstecken und uns packen.
Wärterin
.
Ihr guten Leute, ja, steckt ein! steckt ein!
Die Sachen hier sehn gar erbärmlich aus.
Ab.
Zweiter Musikant
zeigt auf sein Instrument. Ja, meiner Treu, die Sachen hier könnten wohl besser aussehen, aber sie klingen doch gut.
Peter
. O Musikanten! Musikanten! Spielt: »Frisch auf, mein Herz! frisch auf, mein Herz, und singe!« O spielt, wenn euch mein Leben lieb ist, spielt: »Frisch auf, mein Herz!«
Erster Musikant
. Warum: »Frisch auf, mein Herz?«
Peter
. O Musikanten, weil mein Herz selber spielt: »Mein Herz voll Angst und Nöten.« O spielt mir eine lustige Litanei, um mich aufzurichten!
Zweiter Musikant
. Nichts da von Litanei! Es ist jetzt nicht Spielens Zeit.
Peter
. Ihr wollt es also nicht?
Musikanten
. Nein.
Peter
. Nun, so will ich es euch schon eintränken.
Erster Musikant
. Was wollt Ihr uns eintränken?
Peter
. Keinen Wein, wahrhaftig; ich will euch eure Instrumente um den Kopf schlagen. Ich will euch befa-sol-laen. Das notiert euch!
Erster Musikant
. Wenn Ihr uns befa-sol-laet, so notiert Ihr uns.
Peter
. Hört, spannt mir einmal eure Schafsköpfe, wie die Schafsdärme an euren Geigen. Antwortet verständlich:
»Wenn in der Leiden hartem Drang
Das bange Herze will erliegen,
Musik mit ihrem Silberklang« –
Warum »Silberklang«? Warum »Musik mit ihrem Silberklang«? Was sagt Ihr, Hans Kolophonium?
Erster Musikant
. Ei nun, Musje, weil Silber einen feinen Klang hat.
Peter
. Recht artig! Was sagt Ihr, Michel Hackebrett?
Zweiter Musikant
. Ich sage »Silberklang«, weil Musik nur für Silber klingt.
Peter
. Auch recht artig! Was sagt Ihr, Jakob Gellohr?
Dritter Musikant
. Mein’ Seel’, ich weiß nicht, was ich sagen soll.
Peter
. Oh, ich bitte Euch um Vergebung! Ihr seid der Sänger, Ihr singt nur; so will ich es denn für Euch sagen. Es heißt »Musik mit ihrem Silberklang«, weil solche Kerle, wie ihr, kein Gold fürs Spielen kriegen.
»Musik mit ihrem Silberklang
Weiß hülfreich ihnen obzusiegen.«
Geht singend ab.
Erster Musikant
. Was für ein Schalksnarr ist der Kerl!
Zweiter Musikant
. Hol’ ihn der Henker! Kommt, wir wollen hier hineingehn auf die Trauerleute warten, und sehen, ob es nichts zu essen gibt.
Alle ab.
¶
FÜNFTER AUFZUG
Erste Szene
Mantua. Eine Straße.
Romeo tritt auf.
Romeo
.
Darf ich dem Schmeichelblick des Schlafes traun,
So deuten meine Träum’ ein nahes Glück.
Leicht auf dem Thron sitzt meiner Brust Gebieter;
Mich hebt ein ungewohnter Geist mit frohen
Gedanken diesen ganzen Tag empor.
Mein Mädchen, träumt’ ich, kam und fand mich tot
(Seltsamer Traum, der Tote denken läßt!)
Und hauchte mir solch Leben ein mit Küssen,
Daß ich vom Tod erstand und Kaiser war.
Ach Herz! wie süß ist Liebe selbst begabt,
Da schon so reich an Freud’ ihr Schatten ist!
Balthasar tritt auf.
Ha, Neues von Verona! Sag, wie steht’s?
Bringst du vom Pater keine Briefe mit?
Was macht mein teures Weib? Wie lebt mein Vater?
Ist meine Julia wohl? das frag’ ich wieder;
Denn nichts kann übel stehn, geht’s ihr nur wohl.
Balthasar
.
Nun, ihr geht’s wohl, und nichts kann übel stehn.
Ihr Körper schläft in Capulets Begräbnis,
Und ihr unsterblich Teil lebt bei den Engeln.
Ich sah sie senken in der Väter Gruft,
Und ritt in Eil’ hieher, es Euch zu melden.
O Herr, verzeiht die schlimme Botschaft mir,
Weil Ihr dazu den Auftrag selbst mir gabt.
Romeo
.
Ist es denn so? Ich biet’ euch Trotz, ihr Sterne! –
Du kennst mein Haus: hol’ mir Papier und Tinte
Und miete Pferde; ich will fort zu Nacht.
Balthasar
.
Verzeiht, ich darf Euch so nicht lassen, Herr!
Ihr seht so blaß und wild, und Eure Blicke
Weissagen Unglück.
Romeo
.
Nicht doch, du betrügst dich.
Laß mich, und tu’, was ich dich heiße tun!
Hast du für mich vom Pater keine Briefe?
Balthasar
.
Nein, bester Herr.
Romeo
.
Es tut nichts; mach’ dich auf
Und miete Pferd’, ich komme gleich zu Haus.
Balthasar ab.
Wohl, Julia, heute nacht ruh’ ich bei dir!
Ich muß auf Mittel sinnen.
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