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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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Marmorbilder, und entsetzt
    Troja zum Wahnsinn. Auf denn, Freunde, fort!
    Hektor ist hin! Das ist das Todeswort.
    Doch halt! Ihr schnöden, gottverhaßten Zelte,
    So stolz gereiht auf unsrer phryg’schen Flur –
    Erhebe Titan sich, so früh er mag,
    Ich stürm’ euch durch! Und du, feigherz’ger Riese,
    Kein Erdenraum soll trennen unsern Haß:
    Dir jag’ ich wie dein bös Gewissen nach,
    Das Larven scheußlich weckt wie Fieberwahnsinn. –
    Schlagt rasch den Marsch zur Heimkehr; faßt euch Herz:
    Der Rache Wunsch betäub’ den innern Schmerz!
    Äneas mit den Troern ab.
    Pandarus kommt.
    Pandarus
.
    Hört mich, mein Prinz! Hört mich! –
    Troilus
.
    Fort, kupplerischer Pandar! Dein Gedächtnis
    Sei ew’ge Schmach, und Schande dein Vermächtnis!
    Troilus geht.
    Pandarus
. Eine schöne Arznei für meine Gliederschmerzen! Oh, Welt, Welt, Welt! So wird dein armer Unterhändler verhöhnt! O ihr Verführer und Kuppler, wie eifrig nimmt man eure guten Dienste in Anspruch, und wie schlecht lohnt man euch! Warum sind unsre Bemühungen so geliebt, und unser Ausgang so getrübt? Welchen Denkreim gibt’s dafür? Welch Gleichnis? Laß sehn: –
    Recht lustiglich summt euch das Bienchen vor,
    Solang’ es Waff und Honig nicht verlor;
    Doch ist sein scharfer Stachel erst heraus,
    Ist’s mit dem süßen Ton und süßen Honig aus.
    Ihr, die ihr euch des schwachen Fleisches annehmt, setzt dies in eure gemalten Tapeten:
    So viel hier von der Zunft des Pandar sind,
    Halb blind schon, weint bei seinem Fall euch blind;
    Und stöhnt, wenn euch die Träne ward versagt,
    Wenn nicht um mich, doch weil die Gicht euch plagt.
    Hört, wer zum Kupplerorden sich bekennt,
    Auf nächsten Herbst mach’ ich mein Testament:
    Ich tät’ es jetzt, doch trat die Furcht dazwischen,
    Ein Gänschen aus Winchester möchte zischen.
    Drum laßt mir Zeit, mich schwitzend neu zu fiedern,
    Und all mein Kreuz vermach’ ich euern Gliedern.
    Er geht ab.
    ¶

Personen
    Timon
, ein edler Athenienser
    Lucius
,
Lucullus
,
Sempronius
und
Ventidius
, seine Freunde
    Apemantus
, Philosoph
    Alcibiades
, Feldherr
    Flavius
, Timons Haushofmeister
    Flaminius
und
Lucilius
, Timons Diener
    Servilius
,
Caphis
,
Philotus
,
Titus
,
Lucius
und
Hortensius
, Diener von Timons Gläubigern
    Zwei Diener des Varrus
    Ein Diener des Isidor
    Cupido
und andre Masken. Zwei Fremde
    Ein Dichter, ein Maler, ein Kaufmann und ein Juwelier
    Ein alter Athenienser, ein Page, ein Narr
    Phrynia
und
Timandra
, Kurtisanen
    Senatoren, Hauptleute, Krieger,
    Diebe, Gefolge
    Die Szene ist in Athen und dem nahen Wald

ERSTER AUFZUG
Erste Szene
    Athen. Vorsaal in Timons Hause.
    Der Dichter und der Maler treten auf.
    Dichter
.
    Guten Tag!
    Maler
.
    Mich freut’s, Euch wohl zu sehn.
    Dichter
.
    Ich sah Euch lange nicht. Wie geht die Welt?
    Maler
.
    Sie trägt sich ab im Lauf.
    Dichter
.
    Das ist bekannt.
    Doch welch besonder Seltnes, Fremdes, das
    Vielfach Erzählen noch nicht kennt? – Doch seht –
    Der Kaufmann, der Juwelier und mehrere andre treten auf.
    Magie des Reichtums! Diese Geister alle
    Beschwor dein Zauber her zum Dienst. Ich kenne
    Den Kaufmann.
    Maler
.
    Ich beide; jener ist ein Juwelier.
    Kaufmann
.
    Höchst würdig ist der Lord.
    Juwelier
.
    Jenseit des Zweifels.
    Kaufmann
.
    Ein Mann, höchst unvergleichbar, sozusagen
    Geschult zu unermüdlich steter Güte:
    Ein Musterbild.
    Juwelier
.
    Hier hab’ ich ein Juwel.
    Kaufmann
.
    O bitte, zeigt: für den Lord Timon wohl?
    Juwelier
.
    Traut er der Schätzung – doch was das betrifft –
    Dichter
rezitierend.
    Wenn wir um Lohn den Schändlichen gepriesen,
    Dämpft es den Glanz des wohlgelungnen Reimes,
    Des Kunst den Edeln singt.
    Kaufmann
den Stein betrachtend.
    Ha! schön geschnitten!
    Juwelier
.
    Und reich; das ist ein Wasser, seht nur selbst!
    Maler
.
    Ihr seid verzückt. Ein Werk, wohl eine Huld’gung
    Dem großen Lord?
    Dichter
.
    Ein Ding, mir leicht entschlüpft.
    Wie ein Gewand ist unsre Poesie,
    Heilsam, wo man es hegt; das Feu’r im Stein
    Glänzt nur, schlägt man’s heraus; von selbst erregt
    Sich unsre edle Flamm’, flieht, gleich dem Strom,
    Zurück, von jeder Hemmung. – Was ist das?
    Maler
.
    Ein Bild, Herr. Wann tritt Euer Buch hervor?
    Dichter
.
    Es folgt der Überreichung auf dem Fuß.
    Zeigt mir das Stück!
    Maler
.
    Es ist ein gutes Stück.
    Dichter
.
    Gewiß, dies hebt sich trefflich, herrlich ab.
    Maler
.
    So ziemlich.
    Dichter
.
    Unvergleichlich! Wie die Grazie
    Sich durch sich selbst ausspricht! Wie

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