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Sämtliche Dramen

Sämtliche Dramen

Titel: Sämtliche Dramen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Shakespeare
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geschirmt: – Zuerst,
    Weil ich sein Vetter bin und Untertan,
    Beides hemmt stark die Tat; dann, ich – sein Wirt,
    Der gegen seinen Mörder schließen müßte
    Das Tor, nicht selbst das Messer führen. –
    Dann hat auch dieser Duncan seine Würde
    So mild getragen, blieb im großen Amt
    So rein, daß seine Tugenden, wie Engel
    Posaunenzüngig, werden Rache schrein
    Dem tiefen Höllengreuel seines Mords;
    Die Mitleid, wie ein nacktes, neugebornes Kind,
    Auf Sturmwind reitend, oder Himmels Cherubim,
    Zu Roß auf unsichtbaren, luft’gen Rennern,
    Blasen die Schreckenstat in jedes Auge,
    Bis Tränenflut den Wind ertränkt. –
    Ich habe keinen Stachel,
    Die Seiten meines Wollens anzuspornen,
    Als einzig Ehrgeiz, der, zum Aufschwung eilend,
    Sich überspringt und jenseits niederfällt: –
    Lady Macbeth tritt auf.
    Wie nun, was gibt’s?
    Lady Macbeth
.
    Er hat fast abgespeist.
    Warum hast du den Saal verlassen?
    Macbeth
.
    Hat er
    Nach mir gefragt?
    Lady Macbeth
.
    Weißt du nicht, daß er’s tat?
    Macbeth
.
    Wir woll’n nicht weiter gehn in dieser Sache;
    Er hat mich jüngst belohnt, und goldne Achtung
    Hab’ ich von Leuten aller Art gekauft:
    Die will getragen sein im neusten Glanz,
    Und nicht so plötzlich weggeworfen.
    Lady Macbeth
.
    War
    Die Hoffnung trunken, worin du dich hülltest?
    Schlief sie seitdem, und ist sie nun erwacht,
    So bleich und krank das anzuschauen, was sie
    So fröhlich tat? – Von jetzt an denk’ ich
    Von deiner Liebe so. Bist du zu feige,
    Derselbe Mann zu sein in Tat und Mut,
    Der du in Wünschen bist? Möcht’st du erlangen.
    Was du den Schmuck des Lebens schätzen mußt,
    Und Memme sein in deiner eignen Schätzung?
    Muß dir »Ich fürchte« folgen dem »Ich möchte«,
    Der armen Katz’ im Sprichwort gleich?
    Macbeth
.
    Sei ruhig!
    Ich wage alles, was dem Menschen ziemt;
    Wer mehr wagt, der ist keiner.
    Lady Macbeth
.
    Welch ein Tier
    Hieß dich von deinem Vorsatz mit mir reden?
    Als du es wagtest, da warst du ein Mann;
    Und mehr sein, als du warst, das machte dich
    Nur um so mehr zum Mann. Nicht Zeit, nicht Ort
    Traf damals zu, du wolltest beide machen:
    Sie machen selbst sich, und ihr hurt’ger Dienst
    Macht dich zu nichts. Ich hab’ gesäugt und weiß,
    Wie süß, das Kind zu lieben, das ich tränke;
    Ich hätt’, indem es mir entgegen lächelte,
    Die Brust gerissen aus den weichen Kiefern
    Und ihm den Kopf geschmettert an die Wand,
    Hätt’ ich’s geschworen, wie du dieses schwurst.
    Macbeth
.
    Wenn’s uns mißlänge, –
    Lady Macbeth
.
    Uns mißlingen! –
    Schraub’ deinen Mut nur bis zum Punkt des Halts,
    Und es mißlingt uns nicht. Wenn Duncan schläft,
    Wozu so mehr des Tages starke Reise
    Ihn einlädt, – seine beiden Kämmerlinge
    Will ich mit würz’gem Weine so betäuben,
    Daß des Gehirnes Wächter, das Gedächtnis,
    Ein Dunst sein wird, und der Vernunft Behältnis
    Ein Dampfhelm nur: – Wenn nun im vieh’schen Schlaf
    Ertränkt ihr Dasein liegt, so wie im Tode,
    Was können du und ich dann nicht vollbringen
    Am unbewachten Duncan? was nicht schieben
    Auf die berauschten Diener, die die Schuld
    Des großen Mordes trifft?
    Macbeth
.
    Gebär’ mir Söhne nur!
    Aus deinem unbezwungnen Stoffe können
    Nur Männer sprossen. Wird man es nicht glauben,
    Wenn wir mit Blut die zwei Schlaftrunknen färben,
    Die Kämmerling’, und ihre Dolche brauchen,
    Daß sie’s getan?
    Lady Macbeth
.
    Wer darf was anders glauben,
    Wenn unsers Grames lauter Schrei ertönt
    Bei seinem Tode?
    Macbeth
.
    Ich bin fest; gespannt
    Zu dieser Schreckenstat ist jeder Nerv.
    Komm, täuschen wir mit heiterm Blick die Stunde:
    Birg, falscher Schein, des falschen Herzens Kunde!
    Sie gehen ab.
    ¶

ZWEITER AUFZUG
Erste Szene
    Ebendaselbst, Schloßhof.
    Es treten auf Banquo, Fleance, ein Diener mit einer Fackel voran.
    Banquo
.
    Wie spät, mein Sohn?
    Fleance
.
    Der Mond ging unter, schlagen hört’ ich’s nicht.
    Banquo
.
    Um zwölf Uhr geht er unter.
    Fleance
.
    ’s ist wohl später.
    Banquo
.
    Da, nimm mein Schwert. – ’s ist Sparsamkeit im Himmel
    Aus taten sie die Kerzen. – Nimm das auch!
    Ein schwerer Schlaftrieb liegt wie Blei auf mir,
    Und doch möcht’ ich nicht schlafen. Gnäd’ge Mächte!
    Hemmt in mir böses Denken, dem Natur
    Im Schlummer Raum gibt! – Gib mein Schwert!
    Macbeth tritt auf und ein Diener mit einer Fackel.
    Wer da?
    Macbeth
.
    Ein Freund.
    Banquo
.
    Wie, Herr, noch auf? Der König ist zu Bett.
    Er war ausnehmend froh und sandte noch
    All Euren

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