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Sämtliche Werke

Sämtliche Werke

Titel: Sämtliche Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johann Wolfgang von Goethe
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Beschränktheit, hinter welcher das Absolute verborgen liegt. Die Forderungen von oben herein zerstören jenen unschuldigen productiven Zustand und setzen, für lauter Poesie, an die Stelle der Poesie, etwas das nun ein für allemal nicht Poesie ist, wie wir in unsern Tagen leider gewahr werden; und so verhält es sich mit den verwandten Künsten, ja der Kunst im weitesten Sinne.
    Dieß ist mein Glaubensbekenntniß, welches übrigens keine weiteren Ansprüche macht.
    Von Ihrer neuesten Arbeit hoffe ich sehr viel Gutes. Das Werk ist gut aufgefaßt, und wenn Sie sich genug Muße geben, so wird es sich von selbst runden. An Faust ist in der Zeit auch etwas geschehen. Ich hoffe daß bald in der großen Lücke nur der Disputationsactus fehlen soll, welcher denn freilich als ein eigenes Werk anzusehen ist und aus dem Stegreife nicht entstehen wird.
    Die famose Preisfrage habe ich diese Zeit auch nicht aus der Acht gelassen. Ich habe, um eine empirische Unterlage zu meinen Betrachtungen zu gewinnen, angefangen mir ein Anschauen der europäischen Nationen zu bilden. Nach der Linkischen Reise habe ich noch manches über Portugal gelesen und werde nun nach Spanien übergehen. Wie sehr sich alles ins Enge ziehe, wenn man solche Betrachtungen recht von innen heraus nimmt, werde ich täglich mehr überzeugt.
    Ritter besuchte mich einen Augenblick und hat meine Gedanken auch auf die Farbenlehre geleitet. Die neuen Entdeckungen Herschels, welche durch unsern jungen Naturforscher weiter fortgesetzt und ausgedehnt worden, schließen sich gar schön an jene Erfahrung an, von der ich Ihnen mehrmals gesagt habe, daß die bononischen Leuchtsteine an der gelbrothen Seite des Spectrums kein Licht empfangen, wohl aber an der blaurothen. Die physischen Farben identificiren sich hierdurch mit den chemischen. Mein Fleiß, den ich in dieser Sache nicht gespart habe, setzt mich bei Beurtheilung der neuen Erfahrungen in die größte Avantage, wie ich denn auch gleich neue, die Sache weiter auszuführende Versuche ausgesonnen habe; ich sehe vor mir, daß ich dieses Jahr wenigstens wieder ein paar Capitel der Farbenlehre schreiben werde. Ich wünsche Ihnen das Neueste bald vorzutragen.
    Möchten Sie mich wohl Donnerstags mit Professor Meyer besuchen? Bereden Sie es doch mit diesem, dem ich das Nähere geschrieben habe.
    Leben Sie indeß recht wohl.
    Oberroßla den 6. April 1801.
    G.
     
 * 
808. An Goethe.
    (Weimar, 15. April 1801.)
    Ich heiße Sie herzlich willkommen in Weimar, und freue mich, nach einer so langen Abwesenheit wieder mit Ihnen vereinigt zu sein. Lassen Sie mich doch wissen, ob Sie heute Abend zu Hause bleiben oder ob ich Sie in der Komödie finde.
    Ich werde heute mit meinem Stücke fertig, und dieser Tag ist mir also doppelt werth. Weil mir aber das Wetter zusetzt, und meine Arbeit mich in den letzten Tagen etwas angegriffen, so befinde ich mich nicht ganz wohl.
    Meine Frau grüßt Sie aufs beste. Auch Niethammer, der diesen Morgen angekommen, empfiehlt sich Ihrem Andenken.
    Sch.
     
 * 
809. An Schiller.
    Auch ich freue mich recht sehr wieder in Ihrer Nähe zu sein und besonders an diesem Tage anzukommen der eine solche Epoche macht.
    Heute Abend um sieben Uhr finden Sie mich zu Hause. Will Niethammer zum Abendessen auch von den Unsern sein, so heiße ich ihn willkommen.
    Viele Grüße an Ihre liebe Frau der ich noch einen Dank für ihren freundlichen Brief schuldig bin.
    Viel Glück zur Vollendung Ihres Werkes.
    Weimar am 15. April 1801.
    G.
     
 * 
810. An Goethe.
    (Weimar, 18, April 1801.)
    Hier sende ich Ihnen das verlangte Werk, nebst dem Entwurf der Rollenbesetzung. Auf dem Exemplar fürs Theater sind ohngefähr sechs Blätter weniger.
    Den Nathan will ich heute vornehmen und Ihnen auf den Abend in der Oper eine Definitivantwort darüber sagen.
    Sch.
     
 * 
811. An Schiller.
    Nehmen Sie mit Dank das Stück wieder. Es ist so brav, gut und schön daß ich ihm nichts zu vergleichen weiß.
    Lassen Sie uns gegen Abend zusammen spazieren und zusammen bleiben.
    Morgen geh ich wieder aufs Land.
    Weimar den 20. April 1801.
    G.
     
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812. An Schiller.
    Indessen Sie allerlei außerordentliche theatralische Ergetzlichkeiten genießen, muß ich auf dem Lande verweilen und mich mit allerlei gerichtlichen und außergerichtlichen Händeln, Besuchen in der Nachbarschaft und sonstigen realistischen Späßen unterhalten. Kann ich es möglich machen so komme ich Sonnabends. Sagen Sie mir doch ein Wort wie es mit Nathan geht, und

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