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Sämtliche Werke

Sämtliche Werke

Titel: Sämtliche Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johann Wolfgang von Goethe
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erinnerte, und Sie in dem Bilde von Bury ganz wieder erkannte. Auch Knebel hält sich seit einigen Tagen mit seiner Frau hier auf, er soll sehr heiter und im übrigen ganz noch derselbe sein.
    Rochlitz aus Leipzig war hier: wie er sagt, so haben Sie ihn aufgemuntert zu den Preisstücken zu concurriren. Er hat wohl eine gute Intention, aber die Kräfte fehlen . Aus Leipzig hat er mir die fertige Hälfte eines Lustspiels zugesendet, und will meine Meinung wissen, ob es mit einiger Hoffnung und Wahrscheinlichkeit um den Preis kämpfen kann; denn wie er schreibt, könnte er es nicht ohne Aufopferung auf den bestimmten Termin vollenden, und möchte daher, wenn er ein Uebriges thun soll, auch des Erfolgs gewiß sein. Das Stück ist, so weit es fertig, allerdings spielbar; es hat einige gute Theaterscenen, die ihre Wirkung nicht verfehlen werden, aber loben läßt sich’s nicht, und noch weniger krönen, wenn es auch wirklich unter den Concurrenzstücken das beste sein sollte. Es ist zu trivial, schwach und geistlos . In der Verlegenheit, worin ich bin, ihm einen leidlichen Bescheid zu geben, werde ich mich etwas streng an die Aufgabe eines Intriguenstücks halten: denn was die zwei Akte gutes und piquantes haben, liegt in dem Spiel zweier lustigen Charaktere und keineswegs in der Intrigue. Ich werde ihn ermuntern das Stück zu vollenden, aber es nicht eigentlich zur Concurrenz um den Preis einzuschicken. Daß wir es spielen wollen und werden, kann ich ihm versprechen, und so steht es dann immer bei Ihnen, ob Sie es als ein Concurrenzstück ansehen wollen oder nicht.
    Seckendorf schreibt mir aus Regensburg, daß unter der dortigen schlechten Truppe sich ein brauchbarer Schauspieler Namens Eugen befinde, der den Tenor singt, in der Opera die Buffons und im Schauspiel die ersten Liebhaber spielt. Für die letzteren Rollen mache ihn seine mittlere und untersetzte Figur zwar nicht besonders geschickt, aber er meint daß er es mit Kordemann und Haide wohl aufnehmen könne, ja den ersten um vieles übertreffe. Er habe dort wöchentlich zehn Gulden rheinisch, und könne von sechs Wochen zu sechs Wochen abgehen. Ich melde Ihnen dieses, weil Seckendorf doch eher zu tadeln als das Lob zu übertreiben pflegt, und an dem jungen Menschen also doch etwas sein muß, was vielleicht weiter auszubilden ist.
    Weil es mit den Propyläen, wie mir Cotta versicherte, noch gar nicht fort will, und zu wenige Exemplare davon in Circulation kommen, wodurch also, wenn Sie auch ganz auf alle Einnahme großmüthig Verzicht thäten, immer der Zweck der Verbreitung leiden muß, so habe ich Meyern die Idee mitgetheilt, die Lit. Zeitung zum Canal zu machen, die Kunstbegriffe worauf es ankommt ins Publikum zu bringen. Sie würden z. B. alle Vierteljahr sich eine Woche von der Lit. Zeitung ausbedingen und das Kunstwesen darin vornehmen. Die Kritik der neuesten Kunstwerke und Kunstschriften wäre das Vehikel für alles was man sagen will, und außer dem großen Vortheil einer allgemeinen Verbreitung gewänne man auch das, daß dem falschen Geschmack sein nichtigstes Tribunal entzogen und dieses genöthigt würde, für die gute Sache zu zeugen. Meyer ist auch meiner Meinung und wird bei seiner nächsten Zusammenkunft mit Ihnen ausführlicher von der Sache reden.
    Jetzt sage ich Ihnen ein herzliches Lebewohl und wünsche, daß wir recht bald erfreuliche Nachrichten von Ihnen erhalten mögen. Die schönsten Grüße von meiner Frau und Schwägerin, und von Karin an Augusten.
    Sch.
     
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818. An Schiller.
    Zu der Entschließung die Sie gefaßt haben wünsche ich von Herzen Glück; es ist recht schön daß Sie sich nach Norden bewegen, indeß ich im nordwestlichen Deutschland mich umsehe; wir werden alsdann manches einander mittheilen und die Zustände vergleichen können.
    Da mich die Kur zu aller Arbeit untüchtig gemacht hat, so habe ich hier wenig Zufriedenheit genossen; doch darf ich manches guten und interessanten Gesprächs nicht vergessen. Der Prediger Schütz aus Bückeburg, Bruder der Frau Griesbach, ist ein sehr unterrichteter und angenehmer Mann; besonders merkwürdig ist es wenn man im Stillen eine Vergleichung zwischen ihm und seinen Geschwistern anstellt. Von andern persönlichen Erscheinungen mündlich.
    Wenn ich von einem Resultate reden soll das sich in mir zu bilden scheint, so sieht es aus, als wenn ich Lust fühlte immer mehr für mich zu theoretisiren und immer weniger für andere. Die Menschen scherzen und bangen sich an den

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