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Sämtliche Werke

Sämtliche Werke

Titel: Sämtliche Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johann Wolfgang von Goethe
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machen war, das ist schon geschehen. Auf jeden Fall aber empfehl’ ich Ihnen die Orestischen Scenen zu verkürzen.
    Ferner gebe ich Ihnen zu bedenken, ob es nicht rathsam sein möchte, zur Belebung des dramatischen Interesse, sich des Thoas und seiner Taurier, die sich zwei ganze Acte durch nicht rühren, etwas früher zu erinnern und beide Actionen, davon die eine jetzt zu lange ruht, in gleichem Feuer zu erhalten. Man hört zwar im zweiten und dritten Act von der Gefahr des Orest und Pylades, aber man sieht nichts davon, es ist nichts Sinnliches vorhanden, wodurch die drangvolle Situation zur Erscheinung käme. Nach meinem Gefühle müßte in den zwei Acten, die sich jetzt nur mit Iphigenien und dem Bruder beschäftigen, noch ein Motiv ad extra eingemischt werden, damit auch die äußere Handlung stetig bliebe und die nachherige Erscheinung des Arkas mehr vorbereitet würde. Denn so wie er jetzt kommt, hat man ihn fast ganz aus den Gedanken verloren.
    Es gehört nun freilich zu dem eigenen Charakter dieses Stücks, daß dasjenige, was man eigentlich Handlung nennt, hinter den Koulissen vorgeht, und das Sittliche, was im Herzen vorgeht, die Gesinnung, darin zur Handlung gemacht ist und gleichsam vor die Augen gebracht wird. Dieser Geist des Stücks muß erhalten werden, und das Sinnliche muß immer dem Sittlichen nachstehen; aber ich verlange auch nur soviel von jenem, als nöthig ist, um dieses ganz darzustellen.
    Iphigenia hat mich übrigens, da ich sie jetzt wieder las, tief gerührt, wiewohl ich nicht läugnen will, daß etwas Stoffartiges dabei mit unterlaufen mochte. Seele möchte ich es nennen, was den eigentlichen Vorzug davon ausmacht.
    Die Wirkung auf das Publikum wird das Stück nicht verfehlen, alles vorhergegangene hat zu diesem Erfolge zusammen gewirkt. Bei unsrer Kennerwelt möchte gerade das, was wir gegen dasselbe einzuwenden haben, ihm zum Verdienste gerechnet werden, und das kann man sich gefallen lassen, da man so oft wegen des wahrhaft lobenswürdigen gescholten wird.
    Leben Sie recht wohl und lassen mich bald hören, daß das verfestete Produkt anfängt sich unter Ihren Händen wieder zu erweichen.
    Sch.
     
 * 
835. An Goethe.
    (Weimar, 2. Februar 1802.)
    Da mir der Kopf von einer schlecht zugebrachten Nacht verwüstet ist, so ist heute nichts mehr mit mir anzufangen und ich werde mich bald zur Ruhe begeben.
    Indessen sende ich Ihnen zwei Räthsel, und wenn Sie glauben, daß sie zu brauchen sind, so wollen wir die drei neuen gegen die alten austauschen. Vielleicht fällt mir auch noch ein besseres ein.
    Das Ihrige habe ich noch nicht erbrochen, und ich würde glauben es errathen zu haben, wenn mich die zwei letzten Zeilen nicht irre machten.
    Ich werde, wenn Sie beikommende Räthsel genehmigen, das Ihrige erbrechen und alsdann die nöthigen Worte für Calaf aufsetzen, und den Schauspielern zusenden. Sagen Sie mir also diesen Abend noch ein Wort.
    Sch.
     
 * 
836. An Schiller.
    Ihre beiden neuen Räthsel haben den schönen Fehler der ersten, besonders des Auges , daß sie entzückte Anschauungen des Gegenstandes enthalten, worauf man fast eine neue Dichtungsart gründen könnte. Das zweite habe ich aufs erste Lesen, das erste aufs zweite Lesen errathen. Meo voto würden Sie den Regenbogen an die erste Stelle setzen, welcher leicht zu errathen, aber erfreulich ist; dann käme meins, welches kahl, aber nicht zu errathen ist; dann der Blitz welches nicht gleich errathen wird und in jedem Fall einen sehr schönen und hohen Eindruck zurückläßt.
    Ich wünsche daß Sie morgen Mittag mit mir essen möchten, damit wir einmal mit Meyern wieder in einiger Behaglichkeit zusammen sitzen. Sie sollen mit absonderlichen Saucen bewirthet werden. Ich wünsche es um so mehr, als ich zu Anfang der andern Woche wieder nach Jena zu gehen gedenke.
    Weimar am 2. Februar 1802.
    G.
    Ich bemerke noch daß August Ihre beiden Räthsel schon in der Hälfte des Vorlesens gerathen hat.
     
 * 
837. An Goethe.
    Weimar, 11. Februar 1802.
    Ich habe mich nun zum Ankauf des Hauses von Mellish entschlossen, da er etwas davon herunterläßt. Obgleich ich noch immer nicht wohlfeil kaufe, so muß ich doch zugreifen, um einmal für allemal dieser Sorge überhoben zu sein. Unter diesen Umständen ist es mir aber nun doppelt daran gelegen, meinen kleinen Jenaischen Besitz los zu werden, und ich bitte Sie daher, Goetzen diese Angelegenheit aufzutragen. Die Anzeige in das Wochenblatt lege ich bei, wie auch eine kurze Notiz was

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