Sämtliche Werke
diese Erscheinung, und ich freue mich, wenn ich mich durch die ein und zwanzig Stücke hindurchgelesen habe, diese Angelegenheit mit Ihnen zu verhandeln. Ein Verdienst muß ich ihm auf jeden Fall zugestehen, welches aber freilich zugleich einen Tadel enthält. Er weiß einem den Gegenstand zu einem poetischen Gebrauch zuzubringen, und erweckt die Lust, ihn zu bearbeiten: ein Beweis zwar, daß er selbst nicht befriedigt, aber doch ein Zeichen, daß er ihn aus der Prosa und Geschichte glücklich herausgewunden hat.
Wenn Sie Ihre Quarantäne zu brechen versucht werden können, so kommen Sie doch auf morgen Abend zu uns und lassen mich morgen Vormittag es wissen.
Den Chladni werde ich Nachmittags mit Vergnügen sehen.
Leben Sie recht wohl.
Sch.
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881. An Schiller.
Lassen Sie mich nun auch wieder bei Ihnen anfragen, wie es geht und ob ich auch bald von dem tragischen Schmause etwas werde zu genießen haben?
Was mich betrifft, so kann ich weder auf mich selbst, noch auf etwas Geleistetes zu Gaste bitten! doch ist ein vortrefflicher Abguß der Büste der sogenannten Venus von Arles, womit mich der Prinz durch Ihren Herrn Schwager beglückt hat, wohl einer Wallfahrt in meine Einsiedelei werth.
Mögen Sie mich heute Abend besuchen, so wird es mich sehr freuen Sie einmal wieder zu sehen. Sollte es Ihrem Herrn Schwager und den beiden Damen gleichfalls beliebig sein, so würde es an einiger Unterhaltung und an nothdürftiger Nahrung nicht fehlen, worüber ich mir bei Zeiten einen Entschluß erbitte.
Indessen ein herzliches Lebewohl wünschend.
Weimar am 4. Februar 1803.
G.
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882. An Goethe.
(Weimar, 4. Februar 1803.)
Mein Stück ist fertig und da ich etwas davon in diesen Tagen verlauten ließ, so hat der Herzog von Meiningen den Wunsch geäußert es zu hören. Weil es nun mein Dienstherr ist, dem ich eine Attention schuldig bin und es sich gerade trifft, daß ich seinen Geburtstag dadurch feiere, so werde ich es heute Abend um fünf Uhr in einer Gesellschaft von Freunden und Bekannten und Feinden vorlesen. Sie will ich nicht dazu einladen, weil Sie nicht gern ausgehen und wie ich glaube auch lieber das Stück allein lesen, oder hören. Ich habe mich in der Katastrophe viel kürzer gefaßt, als ich erst wollte, überwiegender Gründe wegen.
Ihre heutige Einladung können wir also zwar nicht annehmen, aber welchen Tag Sie uns sonst bestimmen, wollen wir erscheinen. Mich verlangt sehr die unterbrochnen Mittheilungen wieder zu erneuern.
Die Venus habe ich vorläufig bei meinem Schwager gesehen, zu meinem großen Vergnügen. Auch einen andern Kopf werden Sie bei ihm finden, der von großer Schönheit ist, und im Abguß vortrefflich gerathen.
Ein herzliches Lebewohl von Ihrem
Sch.
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883. An Schiller.
Sagen Sie mir doch ein Wort wie die gestrige Vorlesung abgelaufen? denn ein geübter Autor weiß wahre Theilnahme von Ueberraschung zu unterscheiden, sowie Höflichkeit und Verstellung zu würdigen. Zunächst bitte ich um Mittheilung des Stücks, wodurch mir für diese Abende ein großes Fest bereitet würde.
Ferner ergehet Anfrage und Bitte freundlichst dahin: daß Sie mit Ihrem Herrn Schwager und beiden Damen, entweder Montags statt der Komödie, oder Dienstags nach dem Chladnischen Concert, bei mir einsprächen, auf alle Fälle aber ein freundschaftliches Abendessen bei mir einnähmen.
Daß ich indessen mit dem Cellinischen Anhang beinahe fertig geworden, wird Ihnen auch erfreulich sein. Sie wissen daß es keine verwünschtere Aufgabe giebt, als solche Resultate aufzustellen. Wie viel muß man lesen und überlegen! wenn es nicht auf eine Spiegelfechterei hinauslaufen soll. Auch bin ich mit Einsiedeln, wegen der veränderten Mohrensclavin, völlig einig, und erwarte nur die Ansicht von höhern Orten. Ich kenne zwar Ihre Plane nicht, aber indessen, wenn dieses Lustspiel einstudirt wird, könnte man die Rollen Ihrer Tragödie ausschreiben, alles überlegen und gleich zum Werke schreiten. Doch davon mündlich das nähere.
Mit lebhaften Wünschen für Ihr Wohl.
Weimar am 5. Februar 1803.
G.
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884. An Goethe.
(Weimar, 5. Februar 1803.)
Die gestrige Vorlesung von der ich mir eine sehr mäßige Erwartung machte, weil ich mir mein Publikum nicht dazu auswählen konnte, ist mir durch eine recht schöne Theilnahme belohnt worden, und die heterogenen Bestandtheile meines Publikums fanden sich wirklich in einem gemeinsamen Zustande vereinigt. Die Furcht und der Schrecken erwiesen sich in
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