Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sämtliche Werke

Sämtliche Werke

Titel: Sämtliche Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johann Wolfgang von Goethe
Vom Netzwerk:
war minorenn an Verstand oder an Jahren, unter der Vormundschaft seiner Mutter oder seiner Frau, hatte Milchhaare im Bart und Flachshaare um die Schläfe, er war so gefällig wie ein Weidenschössling und spielte gern Dame und mit den Damen, nicht aus Leidenschaft, behüte Gott! Nur zum Zeitvertreib. Sein Hofmeister, zu tätig um ein Gelehrter, zu unlenksam ein Weltmann zu sein, erfand das Spiel in usum Delphini, das so homogen mit Seiner Majestät war – und so ferner.
    Adelheid .
    Schach dem König, und nun ist’s aus! Ihr solltet die Lücken unsrer Geschichtsbücher ausfüllen, Liebetraut.
    Sie stehen auf.
    Liebetraut .
    Die Lücken unsrer Geschlechtsregister, das wäre profitabler. Seitdem die Verdienste unserer Vorfahren mit ihren Porträts zu einerlei Gebrauch dienen, die leeren Seiten nämlich unsrer Zimmer und unsers Charakters zu tapezieren; da wäre was zu verdienen.
    Bischof .
    Er will nicht kommen, sagtet Ihr!
    Adelheid .
    Ich bitt’ Euch, schlagt’s Euch aus dem Sinn.
    Bischof .
    Was das sein mag?
    Liebetraut .
    Was? Die Ursachen lassen sich herunterbeten wie ein Rosenkranz. Er ist in eine Art von Zerknirschung gefallen, von der ich ihn leicht kurieren wollt’.
    Bischof .
    Tut das, reitet zu ihm.
    Liebetraut .
    Meinen Auftrag!
    Bischof .
    Er soll unumschränkt sein. Spare nichts, wenn Du ihn zurückbringst.
    Liebetraut .
    Darf ich euch auch hineinmischen, gnädige Frau?
    Adelheid .
    Mit Bescheidenheit.
    Liebetraut .
    Das ist eine weitläufige Kommission.
    Adelheid .
    Kennt Ihr mich so wenig, oder seid Ihr so jung, um nicht zu wissen, in welchem Ton Ihr mit Weislingen von mir zu reden habt?
    Liebetraut .
    Im Ton einer Wachtelpfeife, denk’ ich.
    Adelheid .
    Ihr werdet nie gescheit werden!
    Liebetraut .
    Wird man das, gnädige Frau?
    Bischof .
    Geht, geht. Nehmt das beste Pferd aus meinem Stall, wählt Euch Knechte und schafft mir ihn her!
    Liebetraut .
    Wenn ich ihn nicht herbanne, so sagt: Ein altes Weib, das Warzen und Sommerflecken vertreibt, verstehe mehr von der Sympathie als ich.
    Bischof .
    Was wird das helfen! Der Berlichingen hat ihn ganz eingenommen. Wenn er herkommt, wird er wieder fort wollen.
    Liebetraut .
    Wollen, das ist keine Frage, aber ob er kann. Der Händedruck eines Fürsten und das Lächeln einer schönen Frau! Da reißt sich kein Weislingen los. Ich eile und empfehle mich zu Gnaden.
    Bischof .
    Reist wohl.
    Adelheid .
    Adieu. (Er geht.)
    Bischof .
    Wenn er einmal hier ist, verlass’ ich mich auf Euch.
    Adelheid .
    Wollt Ihr mich zur Leimstange brauchen?
    Bischof .
    Nicht doch.
    Adelheid .
    Zum Lockvogel denn?
    Bischof .
    Nein, den spielt Liebetraut. Ich bitt’ Euch, versagt mir nicht, was mir sonst niemand gewähren kann.
    Adelheid .
    Wollen sehn.
    (Jagsthausen)
    Hand von Selbitz. Götz.
    Selbitz .
    Jedermann wird Euch loben, dass Ihr denen von Nürnberg Fehd angekündigt habt.
    Götz .
    Es hätte mir das Herz abgefressen, wenn ich’s ihnen hätte lang’ schuldig bleiben sollen. Es ist am Tag, sie haben den Bambergern meinen Buben verraten. Sie sollen an mich denken!
    Selbitz .
    Sie haben einen alten Groll gegen Euch.
    Götz .
    Und ich wider sie. Mir ist gar recht, dass sie angefangen haben.
    Selbitz .
    Die Reichsstädte und Pfaffen halten doch von jeher zusammen.
    Götz .
    Sie haben’s Ursach.
    Selbitz .
    Wir wollen ihnen die Hölle heiß machen.
    Götz .
    Ich zählte auf Euch. Wollte Gott, der Burgemeister von Nürnberg, mit der güldenen Kett’ um den Hals, käm’ uns in Wurf, er sollt’ sich mit all seinem Witz verwundern.
    Selbitz .
    Ich höre, Weislingen ist wieder auf Eurer Seite. Tritt er zu uns?
    Götz .
    Noch nicht. Es hat seine Ursachen, warum er uns noch nicht öffentlich Vorschub tun darf; doch ist’s eine Weile genug, dass er nicht wider uns ist. Der Pfaff ist ohne ihn, was das Messgewand ohne den Pfaffen.
    Selbitz .
    Wann ziehen wir aus?
    Götz .
    Morgen oder übermorgen. Es kommen nun bald Kaufleute von Bamberg und Nürnberg aus der Frankfurter Messe. Wir werden einen guten Fang tun.
    Selbitz .
    Will’s Gott. (Ab.)
    (Bamberg. Zimmer der Adelheid.)
    Adelheid. Kammerfräulein.
    Adelheid .
    Er ist da! Sagst Du. Ich glaub’ es kaum.
    Fräulein .
    Wenn ich ihn nicht selbst gesehn hätte, würd’ ich sagen: Ich zweifle.
    Adelheid .
    Den Liebetraut mag der Bischof in Gold einfassen: Er hat ein Meisterstück gemacht.
    Fräulein .
    Ich sah ihn, wie er zum Schloss hereinreiten wollte, er saß auf einem Schimmel. Das Pferd scheute, wie’s an die Brücke kam,

Weitere Kostenlose Bücher