Sämtliche Werke
Stunden weit.
Elisabeth kommt.
Elisabeth .
Was schafft Ihr?
Götz .
Du sollst Deine Hand auch dazu geben und sagen: Gott segne Euch! Sie sind ein Paar.
Elisabeth .
So geschwind!
Götz .
Aber nicht unvermutet.
Elisabeth .
Mögt Ihr Euch so immer nach ihr sehnen als bisher, da Ihr um sie warbt! Und dann! Möchtet Ihr so glücklich sein, als Ihr sie lieb behaltet!
Weislingen .
Amen! Ich begehre kein Glück als unter diesem Titel.
Götz .
Der Bräutigam, meine liebe Frau, tut eine kleine Reise; denn die große Veränderung zieht viel geringe nach sich. Er entfernt sich zuerst vom bischöflichen Hof, um diese Freundschaft nach und nach erkalten zu lassen. Dann reißt er seine Güter eigennützigen Pächtern aus den Händen. Und – kommt Schwester, komm Elisabeth! Wir wollen ihn allein lassen. Sein Knab’ hat ohne Zweifel geheime Aufträge an ihn. Weislingen. Nichts, als was ihr wissen dürft. Götz. Braucht’s nicht. – Franken und Schwaben! Ihr seid nun verschwisterter als jemals. Wie wollen wir den Fürsten den Daumen auf dem Aug halten! (Die drei gehen.)
Weislingen .
Gott im Himmel! Konntest Du mir Unwürdigen solch eine Seligkeit bereiten? Es ist zu viel für mein Herz. Wie ich von den elenden Menschen abhing, die ich zu beherrschen glaubte, von den Blicken des Fürsten, von dem ehrerbietigen Beifall umher! Götz, teurer Götz, Du hast mich mir selbst wiedergegeben, und, Maria, Du vollendest meine Sinnesänderung. Ich fühle mich so frei wie in heiterer Luft. Bamberg will ich nicht mehr sehen, will all die schändlichen Verbindungen durchschneiden, die mich unter mir selbst hielten. Mein Herz erweitert sich, hier ist kein beschwerliches Streben nach versagter Größe. So gewiss ist der allein glücklich und groß, der weder zu herrschen noch zu gehorchen braucht, um etwas zu sein!
Franz tritt auf.
Franz .
Gott grüß’ Euch, gestrenger Herr! Ich bring’ Euch so viel Grüße, dass ich nicht weiß, wo anzufangen. Bamberg, und zehn Meilen in die Runde, entbieten Euch ein tausendfaches: Gott grüß’ Euch!
Weislingen .
Willkommen, Franz! Was bringst Du mehr? Franz. Ihr steht in einem Andenken bei Hof und überall, dass es nicht zu sagen ist.
Weislingen .
Das wird nicht lange dauern.
Franz .
Solang’ Ihr lebt! Und nach Euerm Tod wird’s heller blinken, als die messingenen Buchstaben auf einem Grabstein. Wie man sich Euern Unfall zu Herzen nahm!
Weislingen .
Was sagte der Bischof?
Franz .
Er war so begierig zu wissen, dass er mit geschäftiger Geschwindigkeit der Fragen meine Antwort verhinderte. Er wusst’ es zwar schon; denn Färber, der von Haslach entrann, brachte ihm die Botschaft. Aber er wollte alles wissen. Er fragte so ängstlich, ob Ihr nicht versehrt wäret? Ich sagte: Er ist ganz, von der äußersten Haarspitze bis zum Nagel des kleinen Zehs.
Weislingen .
Was sagte er zu den Vorschlägen?
Franz .
Er wollte gleich alles herausgeben, den Knaben und noch Geld darauf, nur Euch zu befreien. Da er aber hörte, Ihr solltet ohne das loskommen, und nur Euer Wort das Äquivalent gegen den Buben sein, da wollte er absolut den Berlichingen vertagt haben. Er sagte mir hundert Sachen an Euch – ich hab’ sie wieder vergessen. Es war eine lange Predigt über die Worte: Ich kann Weislingen nicht entbehren.
Weislingen .
Er wird’s lernen müssen!
Franz .
Wie meint Ihr? Er sagte: Mach’ ihn eilen, es wartet alles auf ihn.
Weislingen .
Es kann warten. Ich gehe nicht nach Hof.
Franz .
Nicht nach Hof? Herr! Wie kommt Euch das? Wenn Ihr wüsstet, was ich weiß. Wenn Ihr nur träumen könntet, was ich gesehen habe.
Weislingen .
Wie wird Dir’s? Franz. Nur von der bloßen Erinnerung komm’ ich außer mir. Bamberg ist nicht mehr Bamberg, ein Engel in Weibesgestalt macht es zum Vorhof des Himmels.
Weislingen .
Nichts weiter? Franz. Ich will ein Pfaff werden, wenn Ihr sie seht und nicht außer Euch kommt.
Weislingen .
Wer ist’s denn? Franz. Adelheid von Walldorf.
Weislingen .
Die! Ich habe viel von ihrer Schönheit gehört.
Franz .
Gehört? Das ist eben, als wenn Ihr sagtet: Ich hab’ die Musik gesehen. Es ist der Zunge so wenig möglich, eine Linie ihrer Vollkommenheiten auszudrücken, dass das Aug sogar in ihrer Gegenwart sich nicht selbst genug ist.
Weislingen .
Du bist nicht gescheit. Franz. Das kann wohl sein. Das letzte Mal, da ich sie sah, hatte ich nicht mehr Sinne als ein Trunkener. Oder vielmehr, kann ich sagen, ich fühlte in dem Augenblick, wie’s den
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