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Sämtliche Werke

Sämtliche Werke

Titel: Sämtliche Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johann Wolfgang von Goethe
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und wollte nicht von der Stelle. Das Volk war aus allen Straßen gelaufen, ihn zu sehn. Sie freuten sich über des Pferds Unart. Von allen Seiten ward er gegrüßt, und er dankte allen. Mit einer angenehmen Gleichgültigkeit saß er droben und mit Schmeicheln und Drohen bracht’ er es endlich zum Tor herein, der Liebetraut mit, und wenig Knechte.
    Adelheid .
    Wie gefällt er Dir?
    Fräulein .
    Wie mir nicht leicht ein Mann gefallen hat. Er glich dem Kaiser hier (deutet auf Maximilians Porträt) , als wenn er sein Sohn wäre. Die Nase nur etwas kleiner, ebenso freundliche, lichtbraune Augen, ebenso ein blondes, schönes Haar, und gewachsen wie eine Puppe. Ein halb trauriger Zug auf seinem Gesicht – ich weiß nicht – gefiel mir so wohl!
    Adelheid .
    Ich bin neugierig, ihn zu sehen.
    Fräulein .
    Das wär’ ein Herr für Euch.
    Adelheid .
    Närrin!
    Fräulein .
    Kinder und Narren –
    Liebtraut kommt.
    Liebetraut .
    Nun, gnädige Frau, was verdien’ ich?
    Adelheid .
    Hörner von Deinem Weib. Wenn nach dem zu rechnen, habt Ihr schon manches Nachbars ehrliches Hausweib aus ihrer Pflicht hinausgeschwatzt.
    Liebetraut .
    Nicht doch, gnädige Frau! Auf ihre Pflicht, wollt Ihr sagen; denn wenn’s ja geschah, schwätzt’ ich sie auf ihres Mannes Bette.
    Adelheid .
    Wie habt Ihr’s gemacht, ihn herzubringen?
    Liebetraut .
    Ihr wisst zu gut, wie man Schnepfen fängt. Soll ich Euch meine Kunststückchen noch dazu lehren? – Erst tat ich, als wüsst’ ich nichts, verstünd’ nichts von seiner Aufführung, und setzt’ ihn dadurch in den Nachteil die ganze Historie zu erzählen. Die sah ich nun gleich von einer ganz andern Seite an als er, konnte nicht finden – nicht einsehen – und so weiter. Dann redete ich von Bamberg allerlei durcheinander Großes und Kleines, erweckte gewisse alte Erinnerungen, und wie ich seine Einbildungskraft beschäftigt hatte, knüpfte ich wirklich eine Menge Fädchen wieder an, die ich zerrissen fand. Er wusste nicht, wie ihm geschah, fühlte einen neuen Zug nach Bamberg, er wollte – ohne zu wollen. Wie er nun in sein Herz ging und das zu entwickeln suchte, und viel zu sehr mit sich beschäftigt war, um auf sich Acht zu geben, warf ich ihm ein Seil um den Hals, aus drei mächtigen Stricken, Weiber-, Fürstengunst und Schmeichelei gedreht, und so hab’ ich ihn hergeschleppt.
    Adelheid .
    Was sagtet Ihr von mir?
    Liebetraut .
    Die lautre Wahrheit. Ihr hättet wegen Eurer Güter Verdrießlichkeiten – hättet gehofft, da er beim Kaiser so viel gelte, werde er das leicht enden können.
    Adelheid .
    Wohl.
    Liebetraut .
    Der Bischof wird ihn Euch bringen.
    Adelheid .
    Ich erwarte sie (Liebetraut ab.) Mit einem Herzen, wie ich selten Besuch erwarte.
    (Im Spessart.)
    Berlichingen. Selbitz. Georg als Reitersknecht.
    Götz .
    Du hast ihn nicht angetroffen, Georg!
    Georg .
    Er war Tags vorher mit Liebetraut nach Bamberg geritten, und zwei Knechte mit.
    Götz .
    Ich seh nicht ein, was das geben soll.
    Selbitz .
    Ich wohl. Eure Versöhnung war ein wenig zu schnell, als dass sie dauerhaft hätte sein sollen. Der Liebetraut ist ein pfiffiger Kerl. Von dem hat er sich beschwätzen lassen.
    Götz .
    Glaubst Du, dass er bundbrüchig werden wird?
    Selbitz .
    Der erste Schritt ist getan.
    Götz .
    Ich glaub’s nicht. Wer weiß, wie nötig es war, an Hof zu gehen. Man ist ihm noch schuldig. Wir wollen das Beste hoffen.
    Selbitz .
    Wollte Gott, er verdient’ es, und täte das Beste!
    Götz .
    Mir fällt eine List ein. Wir wollen Georgen des Bambergers Reiters erbeuteten Kittel anziehen und ihm das Geleitzeichen geben. Er mag nach Bamberg reiten und sehen, wie’s steht.
    Georg .
    Da hab’ ich lange darauf gehofft.
    Götz .
    Es ist Dein erster Ritt. Sei vorsichtig, Knabe! Mir wäre leid, wenn Dir ein Unfall begegnen sollt’.
    Georg .
    Lasst nur, mich irrt’s nicht, wenn noch so viel um mich herumkrabbeln, mir ist’s, als wenn’s Ratten und Mäuse wären. (Ab.)
    (Bamberg.)
    Bischof. Weislingen.
    Bischof .
    Du willst Dich nicht länger halten lassen!
    Weislingen .
    Ihr werdet nicht verlangen, dass ich meinen Eid brechen soll.
    Bischof .
    Ich hätte verlangen können, Du solltest ihn nicht schwören. Was für ein Geist regierte Dich? Konnt’ ich Dich ohne das nicht befreien? Gelt’ ich so wenig am kaiserlichen Hofe?
    Weislingen .
    Es ist geschehen. Verzeiht mir, wenn Ihr könnt.
    Bischof .
    Ich begreif’ nicht, was nur im geringsten Dich nötigte, den Schritt zu tun! Mir zu entsagen? Waren denn nicht

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