Sämtliche Werke
widerfahren lassen. Er hat eine hohe, unbändige Seele. Eben darum wehe Dir, Weislingen! Geh und bilde Dir ein, Geselle von ihm zu sein. Geh! Und lass Dich beherrschen. Du bist freundlich, gefällig –
Weislingen .
Er ist’s auch.
Adelheid .
Aber Du bist nachgebend und er nicht! Unversehens wird er Dich wegreißen, Du wirst ein Sklave eines Edelmanns werden, da Du Herr von Fürsten sein könntest. – Doch es ist Unbarmherzigkeit, Dir Deinen künftigen Stand zu verleiden.
Weislingen .
Hättest Du gefühlt, wie liebreich er mir begegnete.
Adelheid .
Liebreich! Das rechnest Du ihm an? Es war seine Schuldigkeit; und was hättest Du verloren, wenn er widerwärtig gewesen wäre? Mir hätte das willkommner sein sollen. Ein übermütiger Mensch wie der –
Weislingen .
Ihr redet von Euerm Feind.
Adelheid .
Ich redete für Eure Freiheit – Und weiß überhaupt nicht, was ich für einen Anteil dran nehme. Lebt wohl.
Weislingen .
Erlaubt noch einen Augenblick. (Er nimmt ihre Hand und schweigt.)
Adelheid .
Habt Ihr mir noch etwas zu sagen?
Weislingen .
– – Ich muss fort.
Adelheid .
So geht.
Weislingen .
Gnädige Frau! – Ich kann nicht.
Adelheid .
Ihr müsst.
Weislingen .
Soll das Euer letzter Blick sein?
Adelheid .
Geht! Ich bin krank, sehr zur ungelegnen Zeit.
Weislingen .
Seht mich nicht so an.
Adelheid .
Willst Du unser Feind sein, und wir sollen Dir lächeln? Geh!
Weislingen .
Adelheid!
Adelheid .
Ich hasse Euch!
Franz kommt.
Franz .
Gnädiger Herr! Der Bischof lässt Euch rufen.
Adelheid .
Geht! Geht!
Franz .
Er bittet Euch eilend zu kommen.
Adelheid .
Geht! Geht!
Weislingen .
Ich nehme nicht Abschied, ich sehe Euch wieder! (Ab.)
Adelheid .
Mich wieder? Wir wollen dafür sein. Margarete, wenn er kommt, weis’ ihn ab. Ich bin krank, habe Kopfweh, ich schlafe – Weis’ ihn ab. Wenn er noch zu gewinnen ist, so ist’s auf diesem Wege. (Ab.)
(Vorzimmer.)
Weislingen, Franz.
Weislingen .
Sie will mich nicht sehn?
Franz .
Es wird Nacht, soll ich die Pferde satteln?`
Weislingen .
Sie will mich nicht sehn?
Franz .
Wann befehlen Ihro Gnaden die Pferde?
Weislingen .
Es ist zu spät! Wir bleiben hier.
Franz .
Gott sei Dank! (Ab.)
Weislingen .
Du bleibst! Sei auf Deiner Hut, die Versuchung ist groß. Mein Pferd scheute, wie ich zum Schlosstor hereinwollte, mein guter Geist stellte sich ihm entgegen, er kannte die Gefahren, die mein hier warteten. – Doch ist’s nicht recht, die vielen Geschäfte, die ich dem Bischof unvollendet liegen ließ, nicht wenigstens so zu ordnen, dass ein Nachfolger da anfangen kann, wo ich’s gelassen habe. Das kann ich doch alles tun, unbeschadet Berlichingens und unserer Verbindung. Denn halten sollen sie mich hier nicht. – Wäre doch besser gewesen, wenn ich nicht gekommen wäre. Aber ich will fort – morgen oder übermorgen. (Geht ab.)
(Im Spessart.)
Götz. Selbitz. Georg.
Selbitz .
Ihr seht, es ist gegangen, wie ich gesagt habe.
Götz .
Nein! Nein! Nein!
Georg .
Glaubt, ich berichte Euch mit der Wahrheit. Ich tat, wie Ihr befahlt, nahm den Kittel des Bambergischen und sein Zeichen, und damit ich doch mein Essen und Trinken verdiente, geleitete ich Reineckische Bauern hinauf nach Bamberg.
Selbitz .
In der Verkappung? Das hätte Dir übel geraten können.
Georg .
So denk’ ich auch hintendrein. Ein Reitersmann, der das voraus denkt, wird keine weiten Sprünge machen. Ich kam nach Bamberg, und gleich im Wirtshaus hörte ich erzählen: Weislingen und der Bischof seien ausgesöhnt, und man redete viel von einer Heirat mit der Witwe des von Walldorf.
Götz .
Gespräche.
Georg .
Ich sah ihn, wie er sie zur Tafel führte. Sie ist schön, bei meinem Eid, sie ist schön. Wir duckten uns alle, sie dankte uns allen, er nickte mit dem Kopf, sah sehr vergnügt, sie gingen vorbei, und das Volk murmelte: ein schönes Paar!
Götz .
Das kann sein.
Georg .
Hört weiter. Da er des andern Tags in die Messe ging, passt’ ich meine Zeit ab. Er war allein mit einem Knaben. Ich stund unten an der Treppe und sagte leise zu ihm: Ein paar Worte von Euerm Berlichingen. Er ward bestürzt; ich sah das Geständnis seins Lasters in seinem Gesicht, er hatte kaum das Herz mich anzusehen, mich, einen schlechten Reitersjungen.
Selbitz .
Das macht, sein Gewissen war schlechter als Dein Stand.
Georg .
Du bist Bambergisch?, sagt’ er. Ich bring’ einen Gruß vom Ritter Berlichingen, sagt’ ich, und soll fragen – Komm morgen früh,
Weitere Kostenlose Bücher