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Sämtliche Werke

Sämtliche Werke

Titel: Sämtliche Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johann Wolfgang von Goethe
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nicht. – An unserm Hochzeitstag, Elisabeth, ahnte mir’s nicht, dass ich so sterben würde. – Mein alter Vater segnete uns, und eine Nachkommenschaft von edeln tapfern Söhnen quoll aus seinem Gebet. – Du hast ihn nicht erhört, und ich bin der Letzte. – Lerse, Dein Angesicht freut mich in der Stunde des Todes mehr als im mutigsten Gefecht. Damals führte mein Geist den eurigen. Jetzt hältst Du mich aufrecht. Ach, dass ich Georg noch einmal sähe, mich an seinem Blick wärmte! – Ihr seht zur Erden und weit – Er ist tot – Georg ist to – Stirb, Götz – Du hast Dich selbst überlebt, die Edeln überlebt. – Wie starb er? – Ach fingen sie ihn unter den Mordbrennern, und er ist hingerichtet?
    Elisabeth .
    Nein, er wurde bei Miltenberg erstochen. Er wehrte sich wie ein Löw’ um seine Freiheit.
    Götz .
    Gott sei Dank! – Er war der beste Junge unter der Sonne und tapfer. – Löse meine Seele nun. – Arme Frau! Ich lasse Dich in einer verderbten Welt. Lerse, verlass sie nicht. – Schließt Eure Herzen sorgfältiger als Eure Tore. Es kommen die Zeiten des Betrugs, es ist ihm Freiheit gegeben. Die Nichtswürdigen werden regieren mit List, und der Edle wird in ihre Netze fallen. Marie, gebe Dir Gott Deinen Mann wieder. Möge er nicht so tief fallen, als er hoch gestiegen ist! Selbitz starb, und der gute Kaiser, und mein Georg. – Gebt mir einen Trunk Wasser. – Himmlische Luft – Freiheit! Freiheit! (Er stirbt.)
    Elisabeth .
    Nur droben, droben bei Dir. Die Welt ist ein Gefängnis.
    Maria .
    Edler Mann! Edler Mann! Wehe dem Jahrhundert, das Dich von sich stieß!
    Lerse .
    Wehe der Nachkommenschaft, die Dich verkennt!
     
 * 

Johann Wolfgang Goethe
Ein Fastnachts-
spiel vom
Pater Brey
    Ein Fastnachtsspiel, auch wohl zu tragieren nach Ostern, vom Pater Brey, dem falschen Propheten
Zu Lehr, Nutz und Kurzweil gemeiner Christenheit, insonders Frauen und Jungfrauen zum goldnen Spiegel.
    entstanden 1773, veröffentlicht 1774  * 
    Würzkrämer (in seinem Laden) .
    Junge! Hol’ mir die Schachtel dort droben.
    Der Teufelspfaff’ hat mir alles verschoben.
    Mir war mein Laden wohl eingericht,
    Fehlt’ auch darin an Ordnung nicht:
    Mir war eines jeden Platz bekannt,
    Die nötigst’ War’ stund bei der Hand,
    Tobak und Kaffee, ohn’ den zu Tag
    Kein Hökenweib mehr leben mag.
    Da kam ein Teufelspfäfflein ins Land,
    Der hat uns Kopf und Sinn verwandt,
    Sagt, wir wären unordentleich,
    An Sinn und Rumor den Studenten gleich,
    Könnt’ unsre Haushaltung nicht bestehen,
    Müssten all ärschlings zum Teufel gehen,
    Wenn wir nicht täten seiner Führung
    Uns übergeben und geistlicher Regierung.
    Wir waren Bürgersleut’ guter Art,
    Glaubten dem Kerl auf seinen Bart,
    Darin er freilich hat nicht viel Haar:
    Wir waren betört eben ganz und gar.
    Da kam er denn in den Laden herein,
    Sagt: „Verflucht! Das sind mir Schwein’!
    Wie alles durcheinander steht!
    Müsst’s einrichten nach dem Alphabet.“
    Da kreigt er meinen Kasten Kaffee
    Und setzt mir ihn oben hinauf ins C
    Und stellt mir die Tobaksbüchsen weg,
    Dort hinten ins T, zum Teufelsdreck;
    Kehrt’ eben alles drüber und drunter,
    Ging weg und sprach: „So besteh’s jetzunder!“
    Da macht’ er sich an meine Frauen,
    Die auch ein bisschen umzuschauen;
    Ich bat mir aber die Ehr’ auf ein andermal aus,
    Und so schafft’ ich mir’n aus dem Haus.
    Er hat mir’s aber auch gedacht
    Und mir einen verfluchten Streich gemacht.
    Sonst heilten wir’s mit der Nachbarin,
    Ein altes Weib von treuem Sinn;
    Mit der hat er uns auch entzweit.
    Man sieht sie fast nicht die ganze Zeit;
    Doch da kommt sie soeben her.
    Nachbarin kommt.
    Würzkrämer .
    Frau Nachbarin, was ist Ihr Begehr?
    Sibylla (die Nachbarin) .
    Hätte gern für zwei Pfennig Schwefel und Zunder.
    Würzkrämer .
    Ei sieh, ’s is ja ein großes Wunder,
    Dass man nur einmal hat die Ehr’!
    Sibylla .
    Ei, der Herr Nachbar braucht einen nicht sehr.
    Würzkrämer .
    Red’ Sie das nicht. Es war ein’ Zeit,
    Da wir waren gute Nachbarsleut’
    Und borgten einander Schüsseln und Besen:
    Wär’ auch alles gut gewesen;
    Aber vom Pfaffen kommt der Neid,
    Misstraun, Verdruss und Zwistigkeit.
    Sibylla .
    Red’ Er mir nichts übern Herrn Pater!
    Er ist im Haus als wie der Vater,
    hat über meine Tochter viel Gewalt,
    Zeigt ihr, wie sie soll werden klug und alt,
    Und ist ein Mensch von viel Verstand,
    Hat auch gesehn schon manches Land.
    Würzkrämer .
    Aber bedenkt Sie nicht dabei,
    Wie sehr

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