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Sämtliche Werke

Sämtliche Werke

Titel: Sämtliche Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johann Wolfgang von Goethe
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feindseligen Mächten besessen. Das ist Adelbert!
    Weislingen .
    Du siehst, der verzehrende Atem des Todes hat mich angehaucht, meine Kraft sinkt nach dem Grab. Ich stürbe als ein Elender, und Du kommst, mich in Verzweiflung zu stürzen. Wenn ich reden könnte, Dein höchster Hass würde in Mitleid und Jammer zerschmelzen. O! Marie! Marie!
    Maria .
    Weislingen, mein Bruder verkrankt im Gefängnis. Seinen schweren Wunden, sein Alter. Und wenn Du fähig wärst sein graues Haupt – Weislingen, wir würden verzweifeln.
    Weislingen .
    Genug. (Er zieht die Schelle.)
    Franz in äußerster Bewegung.
    Franz .
    Gnädiger Herr.
    Weislingen .
    Die Papiere dort, Franz!
    Franz bringt sie.
    Weislingen (reißt ein Packet auf und zeigt Marie ein Papier) .
    Hier ist Deines Bruders Todesurteil unterschrieben.
    Maria .
    Gott im Himmel!
    Weislingen .
    Und so zerreiß’ ich’s! Er lebt. Aber kann ich wieder schaffen, was ich zerstört habe? Meine nicht so, Franz! Guter Junge, Dir geht mein Elend tief zu Herzen.
    Franz wirft sich vor ihm nieder und fasst seine Knie.
    Maria (vor sich) .
    Er ist sehr krank. Sein Anblick zerreißt mir das Herz. Wie liebt’ ich ihn! Und nun ich ihm nahe, fühl’ ich wie lebhaft.
    Weislingen .
    Franz, steh auf und lass das Weinen! Ich kann wieder aufkommen. Hoffnung ist bei den Lebenden.
    Franz .
    Ihr werdet nicht. Ihr müsst sterben.
    Weislingen .
    Ich muss?
    Franz (außer sich) .
    Gift! Gift! Von Euerm Weib! – Ich! Ich! (Er rennt davon.)
    Weislingen .
    Marie, geh ihm nach. Er verzweifelt. (Maria ab.) Gift von meinem Weib! Weh! Weh! Ich fühl’s. Marter und Tod!
    Maria (inwendig) .
    Hilfe! Hilfe!
    Weislingen (will aufstehn) .
    Gott, vermag ich das nicht!
    Maria (kommt) .
    Er ist hin. Zum Saalfenster hinaus stürzt’ er wütend in den Main hinunter.
    Weislingen .
    Ihm ist wohl. – Dein Bruder ist außer Gefahr. Die übrigen Kommissarien, Seckendorf besonders, sind seine Freunde. Ritterlich Gefängnis werden sie ihm auf sein Wort gleich gewähren. Leb wohl, Maria, und geh.
    Maria .
    Ich will bei Dir bleiben, armer Verlassner.
    Weislingen .
    Wohl verlassen und arm! Du bist ein furchtbarer Rächer, Gott! – Mein Weib –
    Maria .
    Entschlage Dich dieser Gedanken. Kehre Dein Herz zu dem Barmherzigen.
    Weislingen .
    Geh, liebe Seele, überlass mich meinem Elend. – Entsetzlich! Auch Deine Gegenwart, Marie, der letzte Trost, ist Qual.
    Maria (vor sich) .
    Stärke mich, o Gott! Meine Seele erliegt mit der seinigen.
    Weislingen .
    Weh! Weh! Gift von meinem Weib! – Mein Franz verführt durch die Abscheuliche! Wie sie wartet, horcht auf den Boten, der ihr die Nachricht bringe: Er ist tot. Und Du, Marie! Marie, warum bist Du gekommen, dass Du jede schlafende Erinnerung meiner Sünden wecktest! Verlass mich! Verlass mich, dass ich sterbe.
    Maria .
    Lass mich bleiben. Du bist allein. Denk, ich sei Deine Wärterin. Vergiss alles. Vergesse Dir Gott so alles, wie ich Dir alles vergesse.
    Weislingen .
    Du Seele voll Liebe, bete für mich, bete für mich! Mein Herz ist verschlossen.
    Maria .
    Er wird sich Deiner erbarmen. – Du bist matt.
    Weislingen .
    Ich sterbe, sterbe und kann nicht ersterben. Und in dem fürchterlichen Streit des Lebens und Todes sind die Qualen der Hölle.
    Maria .
    Erbarmer, erbarme Dich seiner! Nur einen Blick Deiner Liebe an sein Herz, dass es sich zum Trost öffne, und sein Geist Hoffnung, Lebenshoffnung in den Tod hinüberbringe!
    (In einem finstern engen Gewölbe.)
    Die Richter des heimlichen Gerichts. Alle vermummt.
    Ältester .
    Richter des heimlichen Gerichts, schwurt auf Strang und Schwert unsträflich zu sein, zu richten im Verborgenen, zu strafen im Verborgenen Gott gleich! Sind Eure Herzen rein und Eure Hände, hebt die Arme empor, ruft über die Missetäter: Wehe! Wehe!
    Alle .
    Wehe! Wehe!
    Ältester .
    Rufer, beginne das Gericht!
    Rufer .
    Ich Rufer rufe die Klag’ gegen den Missetäter. Des Herz rein ist, dessen Händ’ rein sind, zu schwören auf Strang und Schwert, der Klage bei Strang und Schwert! Klage! Klage!
    Kläger (tritt vor) .
    Mein Herz ist rein von Missetat, meine Hände von unschuldigem Blut. Verzeih mir Gott böse Gedanken und hemme den Weg zum Willen! Ich hebe meine Hand auf und klage! Klage! Klage!
    Ältester .
    Wen klagst Du an?
    Kläger .
    Klage an auf Strang und Schwert Adelheid von Weislingen. Sie hat Ehebruchs sich schuldig gemacht, ihren Mann vergiftet durch ihren Knaben. Der Knab hat sich selbst gerichtet, der Mann ist tot.
    Ältester .
    Schwörst

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